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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nachzudenken. Ich akzeptierte inzwischen die merkwürdige Geschichte meiner Herkunft und begann, diese eigentümliche, gleichzeitig primitive und dennoch hoch entwickelte Welt, auf die es mich verschlagen hatte, als meine Heimat zu betrachten. Aber bei dem Gedanken an Magie und Hexerei sträubte sich mir immer noch alles. Die seltsamen Herzen, die nun in der Innentasche meiner alten Lederjacke ruhten, waren ein Aspekt dieses Glaubens an Zauberei, der mich, wenn ich ernsthaft darüber nachzudenken begann, an meiner geistigen Gesundheit zweifeln ließ.
    Tallis sah meinen Gesichtsausdruck und deutete ihn richtig. Sie hob die schmalen Schultern und lächelte beinahe entschuldigend. »Das ist alles sicher ein bisschen zu viel für dich«, sagte sie sanft. »Wollen wir uns morgen weiter unterhalten?«
    Ich schüttelte heftig den Kopf, und meine länger gewordenen Haare kitzelten meine Wangen. Tallis nickte und fuhr fort: »Elaina, deine Großmutter, entschied, dass es sicherer für uns sei, mit dir auf Cairon zu leben. Sie war der festen Überzeugung, dass dir hier auf unserer Welt Unheil drohte. Getrennt von deiner Schwester wäret ihr dagegen beide in Sicherheit und könntet unbehelligt aufwachsen, bis ihr beide bereit wäret, eure Aufgabe zu erfüllen.«
    »Was für eine Aufgabe?«, fragte ich erbost. Ylenia kam an meine Seite und legte ihre schlanken Hände um mein Gesicht. Ihre Augen, die im Dämmerlicht des Nestes von der Farbe geschmolzenen Goldes waren, tauchten tief in meinen Blick. Ich versuchte zu blinzeln, aber meine Lider gehorchten mir nicht. Einen endlosen Moment lang blickte Ylenia bis auf den Grund meiner Seele, dann ließ sie mich los und zog mich in eine sanfte Umarmung. Ich spürte, wie Chloe sich beunruhigt einen weniger beengten Schlafplatz in meinem Ärmel suchte. »Ich verstehe vieles nicht«, sagte Ylenia leise, ohne mich aus der Umarmung zu entlassen. Ich wehrte mich nicht dagegen, obwohl mein erster Impuls war, mich heftig freizumachen. Unsicher legte ich meine Arme um Ylenias Taille und roch den sanft pudrigen Duft, der von ihrem Haar ausging.
    »Meine Mutter hat mich niemals in das eingeweiht, was sie tat«, fuhr sie fort, gleichermaßen an mich wie an Tallis gewandt. »Ich wusste schon sehr früh, dass ich einmal ihre Stelle im Weißen Orden einnehmen würde, und habe immer erwartet, dass sie mich in ihr Vertrauen zieht, aber das sollte nie geschehen.« Sie seufzte leise und lachte direkt darauf. Sie schob mich von sich, ohne mich loszulassen, und betrachtete mich, als habe sie mich nie zuvor gesehen.
    »Du und deine Schwester«, sagte sie nachdenklich und machte eine Pause. Einige schwarz-silberne Haarsträhnen hatten sich wie immer aus dem unordentlichen Knoten gestohlen und fielen über ihre Schulter. »Ihr beide seid mir in mehr als einer Hinsicht ein Rätsel. Ihr solltet beide Hexen sein, bei eurer Herkunft und eurem Aussehen. Aber Anida ist so magieblind, wie es selbst bei normalen Menschen selten ist, und du scheinst ebenfalls keinerlei magische Kräfte zu haben. Allerdings ...«, sie zögerte und wechselte einen besorgten Blick mit Tallis. »Ida habe ich mit der Schale geprüft. Zweimal habe ich sie hineinblicken lassen, und zweimal hat sie mich auf eine Art überrascht, die seltsam und unerklärlich war. Vielleicht sollte ich es dir ersparen, aber ...« Wieder unterbrach sie sich und blickte Hilfe suchend Tallis an.
    »Ich werde dabei sein«, sagte die alte Grennach entschieden. Sie wickelte den Schweif von ihren Füßen und stand auf. »Lass es uns für morgen Abend vorbereiten, Ylen. Eddy, bist du damit einverstanden?«
    Ich zuckte mit den Achseln. Da ich nicht genau wusste, worum es ging, konnte ich schwerlich eine Meinung dazu äußern. Es hatte anscheinend mal wieder mit Zauberei zu tun, was mir Unbehagen verursachte, aber wahrscheinlich musste ich mich damit abfinden, wenn ich wirklich vorhatte, mein Leben hier anzunehmen. Ylenia legte mir eine Hand auf den Arm und drückte ihn beruhigend. Ich nickte ergeben. »Morgen Abend.«

    In dieser Nacht schlief ich unruhig und wurde von bedrückenden Träumen heimgesucht. Ich lief durch die ungewöhnlich menschenleeren Straßen von Cairon City und suchte etwas. Die Clouds waren so schmutzig und heruntergekommen wie immer, und es kam mir nicht im Geringsten bemerkenswert vor, dass überall Bäume standen, in denen es vor Leben zu wimmeln schien. Aber jedes Mal, wenn ich in eine der dichten Kronen blickte, war dort nichts, kein Tier, kein

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