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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Hand sacht gegen ihre blasse Wange. Ihr Gesicht hatte den wahnsinnigen Ausdruck verloren, der ihn so erschreckt hatte. Sie sah jetzt zu Tode erschöpft aus, mit dunklen Ringen unter den Augen und eingefallenen Zügen wie nach einer langen, zehrenden Krankheit. Marten rieb sich den dicken Hals, wo der Riemen des Lederbeutels tief eingeschnitten hatte, und schloss für einige Atemzüge die Augen.
    Dann wuchtete er sich mühsam auf die Beine und holte ein Tuch und eine Schüssel mit Wasser. Er stellte sie neben das Bett, schob das Laken, das Ida bedeckte, beiseite und begann behutsam die Kratzer und Schürfwunden zu reinigen, mit denen sie übersät war. Er nahm ihre linke Hand, säuberte sehr vorsichtig die verletzten Finger und wollte dann dasselbe mit der anderen tun. Aber die Bewusstlose regte sich unruhig. Sie entzog ihm ihre Hand, die immer noch das Lederbeutelchen umklammerte. Marten ließ davon ab und deckte sie wieder zu. Lange Zeit saß er still neben Ida und betrachtete das von den erlittenen Schmerzen gezeichnete Gesicht.
    Das habe ich nicht gewollt, sagte er stumm zu ihr. Das habe ich nicht gewollt, Prinzessin.

    Die Herzen schlugen einen starken und gleichmäßigen Takt. Ida spürte, dass sie nicht allein war. Sie konnte ihre Umgebung nicht genau erkennen, aber es verbarg sich nichts Feindliches oder Beängstigendes in ihr. »Marten?«, rief sie unsicher. Ein ungutes Gefühl verband sich mit dem Gedanken an ihn. Sie erinnerte sich an Küsse und sanfte und leidenschaftliche Berührungen. Da war nichts Beunruhigendes an diesen Erinnerungen, und trotzdem sträubte sich etwas in ihr gegen eine Begegnung mit ihm hier, an diesem seltsamen Ort. Sie sah sich um. Da tanzte ein leuchtender Funke durch die Luft und schien sie anlocken zu wollen.
    »Fiamma«, rief sie mit plötzlicher Freude. »Fiamma, warte doch auf mich!«
    Sie lief hinter dem Funken her, der ihr spöttisch zuzublinzeln schien. »Ida«, rief es aus der Ferne, »Ida, wo bist du, ich kann dich nicht finden.«
    »Hier bin ich«, antwortete sie außer Atem. Sie hielt an und stützte die Hände in die schmerzenden Flanken. Weshalb war sie nur so erschöpft? Der glimmende und flackernde Funke wurde größer, und eine Feuerelfe flatterte heran und tanzte um ihren Kopf.
    »Fiamma«, Ida hob lachend eine Hand. »Wir haben uns so lange nicht gesehen.«
    Die Elfe landete auf ihrer Handfläche und stemmte die winzigen Hände in die Seiten. »Warst du denn fort?«, fragte sie. »Ich hatte es gar nicht bemerkt.«
    »Oh, Fi«, schimpfte Ida. »Ich glaube, du vermisst mich kein bisschen, gib es zu!«
    Kleine Flammen tanzten auf ihrer Hand. Sie starrte gebannt darauf nieder, wunderte sich ein wenig, dass es überhaupt nicht schmerzte. Ihre Finger brannten mit blauer Flamme, und die Handfläche war von flackernden roten Feuerzungen bedeckt, die etwas silbern Verschlungenes, rötlich Glühendes umringten.
    »Ida!« Die Stimme klang ungeduldig. »Konzentriere dich doch bitte, wie soll ich dich sonst finden? Wo bist du?«
    »Mein Kopf tut weh«, klagte Ida. »Ich weiß nicht, wo ich bin.« Sie stand in endlosem Schnee, rings um sie eine makellose, blendend weiße Fläche, die von keiner Fußspur zerstört wurde. Weit hinten vom Horizont näherte sich ihr ein dunkler Punkt. Sie schirmte die Augen gegen das gleißend schwarze Licht ab, das eine dunkle Sonne von dem bleiern glühenden Himmel herabsandte.
    Der Punkt vergrößerte sich rasend schnell. Ida erkannte einen riesigen weißen Bären, der in schaukelndem Galopp auf sie zukam. Er war über ihr, ehe sie auch nur an Flucht denken konnte, und warf sie rücklings in den Schnee. Sein aufgerissenes Maul gähnte über ihrer Kehle, sie sah die blitzenden Reißzähne, und heißer Speichel troff auf ihr Gesicht nieder. Er brüllte, und tausend Stimmen riefen mit dem Brüllen: »Ida, wo bist du? Du bist so weit weg.«
    »Hier«, antwortete sie erstaunt. »Ich war doch immer hier.« Sie saß in Amos' behaglicher Küche, ein Feuer knisterte im Herd, und im Topf köchelte eine duftende Suppe vor sich hin. Sie stand auf, um die Suppe umzurühren und schöpfte sich eine Kelle voll davon in den Napf. Es blitzte blau und silbern, und ein Dampfwölkchen stieg aus dem Napf auf. Sie tauchte ihren Löffel in den pulvrigen Schnee und hob das Herz der Luft an ihre Lippen.
    »Da bist du«, sagte die Stimme. Sie hob erstaunt den Kopf und sah eine in schimmernd schwarze Gewänder gehüllte Gestalt vor sich stehen, die ihr die Hände

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