AnidA - Trilogie (komplett)
und betastete die zerschundenen Lippen mit ihren schmerzenden Fingern. »Süßer Iovve, was habe ich nur mit meinen Händen gemacht?«, fragte sie ehrlich erstaunt. Marten zuckte mit den massigen Schultern.
»Keine Ahnung. Das muss passiert sein, bevor du versucht hast, mich zu erwürgen«, gab er zurück.
Ida starrte ihn an. »Ich habe versucht, dich zu erwürgen?«
Der dicke Mann zog schweigend den Halsausschnitt seines Hemdes tiefer und zeigte Ida die blauroten Striemen, die sich durch das Fett zogen.
Ida hob die Hand, um vorsichtig darüber zu streichen. »Marty, das tut mir leid«, sagte sie ehrlich bekümmert. »Ich kann mich gar nicht daran erinnern ...«
Er schnaubte verletzt, doch dann siegte sein Sinn für Humor über das Gekränktsein, und er begann so heftig zu lachen, dass sein mächtiger Bauch bebte. »Du hast mir eine Todesangst eingeflößt, Prinzessin. Du bist wie eine Irre auf mich losgegangen, und ich wusste nicht, ob du mir mit den Zähnen die Kehle zerfetzt oder zuerst das Genick brichst.«
Sein dröhnendes Lachen steckte Ida an, die gegen ihren Willen breit zu grinsen begann. »Oh, Marty, du bist schrecklich«, sagte sie hilflos und lehnte sich an seinen wogenden Bauch.
Er hielt sie fest und küsste sie vorsichtig auf die wunden Lippen. »Ich hatte solche Angst um dich. Prinzessin, du hast so schlimm ausgesehen. Ich dachte, du würdest unter meinen Händen sterben. Bitte, jag mir nie wieder einen solchen Schrecken ein, hörst du?«
Ida legte halb besänftigt ihre Arme um seine füllige Mitte und schloss die Augen. »Du weißt nicht, was du getan hast, Marten«, sagte sie müde. »Du hättest mich beinahe umgebracht, ist dir das überhaupt klar? Wie kann ich dir jemals wieder vertrauen.«
Er streichelte sacht über ihre zerzausten Haare. »Du hast Recht. Aber was erwartest du eigentlich von einem alten Gauner, hm? Dass ich innerhalb von ein paar Stunden eine wundersame Wandlung vollziehe und als Heiliger hier vor dir stehe?«
Ida kicherte und drückte ihn fest an sich. »Das schafft wohl niemand«, gab sie zu. »Selbst die Schöpfer würden sich an dir die Zähne ausbeißen, da bin ich sicher. Geh jetzt, mein schurkischer Raubritter, und lass mich schlafen. Wir haben eine gefährliche Unternehmung vor uns.«
»Kann mir endlich jemand erklären, was hier vor sich geht?« Selten in meinem Leben hatte ich mich so hilflos gefühlt wie nach dieser seltsamen Sitzung. Ich hockte da, Ter'briach in meiner Hand, und sah Jinqx hinterher.
Tallis setzte sich neben mich auf den Boden und schlang ihren schwarzen Schwanz entspannt um die bloßen Fußknöchel. Ich hatte mich inzwischen so an diesen Anblick gewöhnt, dass er mir nicht mehr im Mindesten ungewöhnlich erschien. Sie nahm behutsam meine Hand und streichelte sacht darüber. »Du fühlst dich in Angelegenheiten verwickelt, die dich eigentlich nichts angehen, habe ich Recht?« Ich erwiderte ihren Blick nicht ohne Vorwurf. Sie seufzte und schlug die Augen nieder. »Ich erzähle dir von deiner Großmutter«, begann sie, und ich hörte, wie Ylenia sich hinter uns leise regte. »Elaina und ich waren lange Jahre ein Paar, nachdem dein Großvater gestorben war. Wir haben alle Sorgen und Geheimnisse miteinander geteilt – zumindest glaube ich das –, und ich habe deiner Großmutter bei ihrer besessenen Suche nach den verlorenen Herzen geholfen. Sie war überzeugt davon, dass es ihre Enkelinnen sein werden, die die Herzen aufspüren und mit ihnen auch das verlorene Herz der Welt.«
Sie schwieg und ein bitterer Zug erschien um ihren Mund. »Deine Entführung war eine Entscheidung, die sie gegen meinen Rat getroffen hat«, sagte sie mit einem Anflug von Trauer. »Kurz zuvor war es ihr mit meiner Hilfe gelungen, Ter'firan auf Cairon ausfindig zu machen. Ich warnte sie davor, das Herz in Besitz zu nehmen, da sie nicht seine rechtmäßige Hüterin war, und ich befürchtete, sie könnte Schaden nehmen. Sie schlug meine Warnung in den Wind, und es schien, als hätte ich mich in meiner Sorge um sie getäuscht. Deine Großmutter war eine mächtige Zauberin, wohl die mächtigste, die euer Volk je hervorgebracht hat, aber ohne meine Hilfe wäre selbst ihr nicht gelungen, was sie vollbracht hat. Die Herzen sind machtvolle Gegenstände der Magie, stärker als alles, was die Grennach je geschaffen haben, und sie können ihre Träger auf unvorstellbare Weise beeinflussen und verändern.«
Wieder verstummte sie und ließ mir Gelegenheit, über das Gehörte
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