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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Todesbotin? Mystisches Gefasel?«
    Jinqx kniff die Augen zusammen. Für einige Momente schien sich an der Stelle, wo sie saß, eisige Kälte und die Leere des unendlichen Raumes auszubreiten. Tallis streckte begütigend eine Hand aus, und mit einem hörbaren Ausatmen der dunklen Frau, das von einer erneuten kleinen Rauchwolke aus ihrer Pfeife begleitet wurde, entspannte sich die Atmosphäre wieder.
    »Ich kann ihr nicht folgen, aber ich kann etwas anderes tun«, sagte Jinqx. »Ein Stück von mir ist mit ihr gegangen, deshalb kann ich spüren, was mit ihr geschieht. Im Moment ist sie nicht in Gefahr. Sie wird die Grenze erneut überschreiten, und dann will ich dort sein, wo sie wieder in unsere Welt eintritt. Du kannst mir helfen, diesen Ort zu lokalisieren, Tallis.« Sie warf einen blitzenden Blick auf Ylenia und setzte ungewöhnlich scharf hinzu: »Auch deine Hilfe wird benötigt, weiße Hexe. Obwohl du mich hasst und verachtest, achte ich deine Kräfte. Sie sind ungewöhnlich stark für eine Menschenfrau.«
    »Spar dir dein Lob, Sturmkrähe«, entgegnete Ylenia nicht minder scharf. »Ich werde dir helfen, aber nur, weil dies der einzige Weg zu sein scheint, meiner Nichte beizustehen.«
    »Waffenstillstand«, sagte Jinqx. Ylenia nickte verbissen. Jinqx sah Tallis auffordernd an. Die alte Grennach erhob sich und stellte die Schale zwischen sie. Dann hob sie fragend die Brauen.
    »Kein Wasser«, sagte Jinqx knapp. Sie saugte an ihrer Pfeife und beugte sich tief über die Kristallschale. Mit einem langen Atemstoß entließ sie den bläulichen Rauch in die Schale. Er fiel auf den Boden nieder, kräuselte sich dort, ballte sich zusammen und breitete sich wieder aus. Immer noch stieß Jinqx mit nahezu unerschöpflichem Atem den würzig duftenden Rauch aus und füllte nach und nach die gesamte Schale damit. Als der Rauch den oberen Rand erreichte, hielt sie gebieterisch ihre Hand darüber und schloss die Augen, bis sie wieder zu Atem gekommen war.
    »Bleib«, befahl sie und nahm die Hand fort. Der sanfte Rauch blieb gehorsam im Inneren der Schale und wallte dort bewegt hin und her, auf und ab. Jinqx grinste und holte eine Flasche aus dem Mantel. Sie nahm einen kräftigen Zug, rülpste und reichte die Flasche mit einem ironischen Zwinkern Ylenia, die nur angewidert abwehrte. Tallis hingegen dankte ihr und trank einen kleinen Schluck.
    »Dann mal los«, sagte Jinqx und beugte sich über die Schale. »Ich brauche den Aufenthaltsort von Eddys Schwester. Weiße Hexe, du hast die stärkste Verbindung zu ihr. Was siehst du?«
    Ylenia beugte sich widerwillig vor, bis ihr schwarzsilberner Schopf Jinqx' krause Locken berührte. Jinqx hob ihre Hand und griff nach Tallis und dann auch nach der schmalen weißen Hand der Hexe, die zuerst zurückzuckte, sie ihr dann aber mit einem unwilligen Kräuseln ihrer Lippen überließ.
    »Ah«, hauchte Jinqx nach einer Weile. »Ah, ja.« Sie schloss die schwarzen Augen. Ihr Kopf sank tiefer. Mit einem endlos erscheinenden Atemzug saugte sie die bläulichen Schwaden wieder ein, bis die Schale erneut leer und makellos vor ihnen stand. Jinqx sank auf ihre Fersen zurück und legte die Hände in den Schoß. Ylenia starrte die in ihren dreckigen Kleidern versunkene Frau an. Jinqx saß reglos und ohne zu atmen da, die Augen weit geöffnet und blicklos in die Ferne gerichtet.
    Endlich, nach einem Zeitraum, der Ylenia bereits unruhig und ein wenig besorgt herumrutschen ließ, blinzelte sie und entließ ihren angehaltenen Atem, der klar und ohne jede Trübung aus ihren Lungen strömte. »Ah«, sagte sie wieder versonnen.
    Chloe krabbelte aus der Tasche und rollte sich in ihrem Schoß zusammen. Jinqx begann sie geistesabwesend zu kraulen. Tallis und Ylenia blickten sich an, die eine ungeduldig und mit schlecht verhohlenem Zorn und die andere mit einem besänftigenden Lächeln.
    »Ja«, sagte Jinqx und stand auf. »Ich mache mich dann auf den Weg.« Sie wandte sich zur Tür.
    »Halt«, peitschte Ylenias Stimme hinter ihr her. »Du kannst nicht einfach so gehen, Sturmkrähe!«
    Mit ehrlichem Erstaunen im Gesicht drehte Jinqx sich noch einmal um. »Ihr habt es nicht gesehen?« Tallis schüttelte stumm und niedergeschlagen den Kopf, und Ylenia ballte nur um Fassung ringend ihre Fäuste. Jinqx legte den Kopf auf die Seite, als höre sie auf etwas, was den anderen verborgen blieb. »Die Schwarze Zitadelle«, sagte sie sanft. »Wir werden beide dort finden.« Damit wandte sie sich endgültig ab und verließ das

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