Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
des Gewölbes schien in weiter Ferne ein winziges, gelbliches Licht zu leuchten, das meine Neugier erregte. Ich war das ewige graue Zwielicht dieses Labyrinthes inzwischen von Herzen satt und sehnte mich nach einer Veränderung.
    Das sanfte Licht leitete mich durch etliche Durchgänge, verschwand aber nicht, wie ich zuerst geargwöhnt hatte, sondern wurde heller und größer, während ich mich ihm näherte. Endlich schien ich seinen Ursprung erreicht zu haben: Die Türöffnung, auf die ich zuging, war im Gegensatz zu allen anderen, die ich durchquert hatte, geradezu strahlend hell erleuchtet. Ich tat einen tiefen Atemzug und trat ein.

    Die behagliche Küche war anheimelnd warm, und es roch verlockend nach frisch gebackenem Brot. Ich hockte auf der Küchenbank und sah zu, wie die große Frau mit dem silberschwarzen Haar den Teekessel vom Feuer hob und daraus zwei große Becher füllte. Sie wandte sich mit einem Lächeln um und stellte einen Becher und den Topf mit Honig vor mir auf den blank gescheuerten Tisch, ehe sie sich neben mich auf die Bank setzte. Ich rührte einen großen Löffel Honig in den heißen Tee, blies darüber, nahm einen vorsichtigen Schluck und seufzte wohlig.
    »Ich bin so froh, dich endlich wiederzuhaben«, sagte die Frau leise und legte ihre Hand auf meine. Ich lehnte meinen Kopf an ihre Schulter und schloss die Augen, um den milden, pudrigen Duft ihrer Haare einzuatmen. Die Erinnerung an diesen Duft hatte mir geholfen, die Zeit im Waisenhaus zu überstehen und mir manche kalte Nacht auf der Straße zu lindern gewusst.
    »Großmutter«, fragte ich. »Warum hast du mich allein gelassen?«
    Statt einer Antwort legte sie ihren Arm um mich. Ich fühlte mich so geborgen, wie ich es zuletzt als Kind empfunden hatte.
    »Es tut mir so leid. Ich hatte gehofft, bald wieder zu dir zurückkehren zu können, aber das war mir nicht vergönnt, weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte. Eddy, du warst Tag und Nacht in meinen Gedanken.« Sie ließ mich los und streichelte zärtlich über mein Gesicht. Ihre topasfarbenen Augen lächelten mich voller Wärme an. Ich sah in ihr schönes Gesicht, das so sehr dem ihrer Tochter Ylenia glich, und musste schmerzlich schlucken.
    »Warum hast du mich allein gelassen?«, wiederholte ich kläglich meine Frage. Sie legte ihre Hand auf meine und drückte sie besänftigend. Auf ihrer Brust baumelte ein schwarz und silbern schillerndes Schmuckstück und fing in grünlichen Reflexen den weichen Schimmer des Herdfeuers ein.
    »Nach einem Leben der Suche war es mir endlich vergönnt, das Schwarze Herz zu finden«, begann sie mit einem sanften Zögern in der Stimme zu erzählen. »Es sollte mich zu den anderen leiten, die der Schlüssel für das Herz der Welt sind. Aber unterdessen hatte sich wegen Ter'nyoss die Dunkle Botin an meine Fersen geheftet.« Ihr Gesicht verzerrte sich wie in einem Schmerzanfall. »Sie hatte das Herz des Todes vor mir in ihrer Obhut und forderte es von mir zurück. Ich bin jahrelang durch alle Schichten der Realität, durch unzählige Welten vor der Sturmkrähe geflohen. Ich konnte nicht zu dir zurückkehren, ehe ich nicht einen Weg gefunden hatte, sie abzuschütteln. Ich hätte dich in schreckliche Gefahr gebracht, Adina.« Sie verstummte und musterte mich mit großer Besorgnis.
    »Du und deine Schwester«, sagte sie sanft. »Ich habe gewusst, dass es euch gelingen würde, die Herzen zu erlangen. Ich bin so stolz auf euch, mein kleiner Liebling!«
    »Du bist die Schwarze Magierin«, sagte ich vorwurfsvoll. »Du hast Ida und mich hierher geholt, um uns die Herzen zu stehlen.«
    Ein sanfter, trauriger Schatten glitt über das alterslose Gesicht meiner Großmutter. Sie legte eine schmale Hand auf meine Schulter und drückte sie bekümmert. »Du hast einen falschen Eindruck von mir bekommen, meine Kleine. Dein Bruder Albuin mit seinen tölpelhaften Versuchen, euch die Herzen zu entreißen, hat dieses ganze fürchterliche Durcheinander verursacht. Es lag nicht in meiner Absicht, euch beiden Schmerzen zuzufügen. Bitte, Kind, glaube mir, ich liebe dich.«
    Sie schwieg und sah mich an. Ich schlug die Augen nieder. Wie sehr hatte ich damals gehofft, meine Großmutter wieder zu finden, aber sie war und blieb fort. Und nun stand sie vor mir und bat mich um mein Vertrauen. Nach all dem, was Ida und mir in der Zitadelle geschehen war, bat sie mich um Vertrauen!
    Sie seufzte schmerzlich, als habe sie meine Gedanken gelesen. »Adina«, murmelte sie und zog mich

Weitere Kostenlose Bücher