AnidA - Trilogie (komplett)
ich dir die Herzen gebe!«
Albuin sah sie flehend an. »Ich kann dir alles erklären, Ida, aber nicht jetzt, nicht hier, ich bitte dich! Sie hat mich gezwungen, dich hinters Licht zu führen, ich hatte keine Wahl. Ich konnte aus ihrem Bann entfliehen, aber sie ist hinter mir her. Ich flehe dich an, Ida, wir müssen hier raus!«
Zögernd folgte sie ihm zur Tür. Aber noch ehe er sie erreichte, flammte ein bösartiges, kaltes Licht in der Türöffnung auf und schloss sie in den Saal ein. Albuin fuhr herum, und sein Gesicht verzerrte sich vor Angst. »Gib mir die Herzen, schnell. Das ist unsere einzige Chance, Ida. Mit ihnen kann ich sie aufhalten. Sie wird uns sonst vernichten!«
Ida umklammerte das Lederbeutelchen und wich zurück an die Wand. »Gib dir keine Mühe. Wenn du die Herzen haben willst, musst du sie dir selber holen.«
Das hübsche Gesicht des Mannes verzerrte sich in hilfloser Wut. Ida begriff. »Das kannst du nicht«, flüsterte sie entgeistert. »Du kannst sie mir nicht mit Gewalt abnehmen, habe ich Recht?«
»Ida, sei vernünftig. Ich kann uns nur so retten. Gib mir die Herzen!«
»Du bist nicht mein Bruder, habe ich Recht? Wo ist Eddy? Was hast du meiner Schwester getan?«
Der blonde Mann zischte einen erbitterten Fluch. »Du warst schon immer so verdammt stur. Ida, jetzt reiß dich bitte einmal in deinem Leben zusammen. Willst du nun hier raus, ja oder nein?«
Ida zögerte. Dann schüttelte sie entschieden den Kopf. »Gib auf. Du täuschst mich nicht länger, Schwarze Hexe!«
Ein blendendes Licht flammte auf, drang schmerzhaft durch ihre geschlossenen Lider und nagelte sie an ihren Platz. Eine groß gewachsene Gestalt neigte sich über sie und griff nach den Kleinodien, die sie umklammert hielt. Ida schrie auf und warf sich zurück. Eisige Finger berührten die Binde über ihren Augen, die plötzlich glühend kalt wurde. Ida schrie wieder und fuhr mit den Händen an ihre Augen. Die Binde saß unverrückbar fest und blendete sie vollkommen. Sie konnte nicht mehr sehen, was um sie herum geschah.
»Du hast Recht«, bohrte sich das grässliche Flüstern der Magierin in ihren schmerzenden Kopf. »Ich kann mir deine Schätze nicht gegen deinen Willen nehmen, kleine Anida. Aber ich kann dich festhalten, bis du sie mir freiwillig gibst, oder bis du stirbst. Suche es dir aus, mein Kind. Du hast die freie Wahl.«
Das Lachen der Magierin schrillte durch Idas Kopf und wurde lauter und lauter. Ida presste die Hände gegen die Ohren und schrie vor Schmerz und Angst, bis endlich eine gnädige Ohnmacht sie erlöste.
~ 17 ~
Das Verschwinden meiner Schwester erfüllte mich mit heftiger Panik. Ich musste an mich halten, um nicht blindlings aus dem Gartensaal zu flüchten. Was mich schließlich rettete, war die ohnmächtige Wut, die in mir aufstieg. Es nutzte nichts, kopflos durch das Labyrinth zu irren. Ich musste zuallererst Ida wiederfinden, denn ohne sie war ich hier verloren.
Ein letztes Mal blickte ich mich in dem offensichtlich leeren Saal um und wandte mich dann zur Tür. Irgendwo in diesem verfluchten Labyrinth war meine Schwester, und ich fing am besten schleunigst damit an, sie zu suchen.
Als ich aus der Tür trat und verunsichert den endlosen Gang entlangblickte, glaubte ich einen Moment lang, irgendwo in der Ferne meinen Namen gehört zu haben. Ich ging die wenigen Schritte zu einem der nahen Durchgänge und lauschte.
»Eddy«, wisperte es verzerrt und hohl zwischen den grauen Mauern. Ich durchquerte den Torbogen und wartete, bis das Echo meiner Schritte verhallt war. Wieder flüsterte ein leiser Luftzug meinen Namen. Ich folgte dem lockenden Ruf durch zahllose Tore und Gänge, ohne dass er jemals deutlicher als ein ersterbendes Flüstern wurde. Jemand schien mich narren zu wollen und führte mich wahrscheinlich unaufhaltsam von dem Ort fort, an dem sich Ida aufhielt. Ich sank in die Hocke und lehnte mich entmutigt an eine kalte Wand.
»Eddy«, drang es etwas lauter an mein Ohr. Ich schrak auf und horchte misstrauisch, ob der Ruf sich wiederholte. Wie in aller Welt sollte ich es nur anstellen, Ida wieder zu finden? Möglicherweise irrte sie gerade genauso durch das Labyrinth wie ich. Wir würden bis an unser Lebensende aneinander vorbeilaufen.
»Eddy«, flüsterte es klagend. »Du bist beinahe da. Komm, Kind, es sind nur noch ein paar Schritte.«
Ich rappelte mich auf und ging ohne große Hoffnung zur nächstgelegenen Türöffnung, um hindurchzusehen. In dem schattenhaften Dämmerlicht
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