AnidA - Trilogie (komplett)
Schwäche beide Hände auf den Tisch. Ich trat beunruhigt an ihre Seite. Sie hob den Kopf und begann zu lachen. »Das kleine Aas«, stieß sie hervor, während ihr Tränen der Erheiterung über die Wangen liefen. »Oh, die kleine, hinterlistige, verschlagene Ratte! Na warte, wenn ich dich in die Finger bekomme!«
Sie beruhigte sich und wischte sich die Augen trocken. »Sie kann nicht weit sein. Geh, Eddy, such sie. Sie ist immer noch irgendwo hier im Haus. Finde sie und bring die Herzen zu mir. Spute dich!« Ich nickte und machte mich schweren Herzens daran, das kleine Haus vom Keller bis zum Dach zu durchkämmen.
Die Umgebung war ihr fremd. Sie sah sich verwirrt um, aber nichts in dem kleinen, mit Gerümpel vollgestopften Raum kam ihr im Entferntesten bekannt vor. Sie strich vorsichtig über das staubige Gestell eines Kinderbettes und befühlte neugierig die bunte Bettdecke. In diesem Raum waren Gegenstände gesammelt, wie sie sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte, und deren Funktion sie nicht einmal ansatzweise erraten konnte. Einen davon hob sie auf und drehte ihn ratlos in den Händen, ehe sie ihn behutsam wieder an seinen Platz legte. Sie folgte der langen Schnur, die an ihm hing, und entdeckte, dass sie in der Wand verschwand. Sie zog spielerisch daran, aber die Schnur schien fest mit der Wand verbunden zu sein.
Ein geschnitzter Holzrahmen an der Wand erweckte ihre Aufmerksamkeit, und sie trat näher, um ihn genauer zu betrachten. Der Spiegel war so groß wie sie selbst und beinahe blind vor Staub und Alter. Sie wischte ihn sauber und blickte hinein. Ihr Gesicht, bleich schimmernd in dem schwachen Licht, sah ihr entgegen. Sie lächelte sich zu. Das Lächeln kam mit einer winzigen Verzögerung zurück, und Ida begriff plötzlich, dass sie ihrer Schwester ins Gesicht sah. Sie streckte die Hände nach ihr aus, von plötzlicher Sehnsucht getrieben. Ohne Überraschung sah sie Ter'garann und Ter'samas auf ihren Handflächen liegen und wie zur Begrüßung hell aufstrahlen.
Ihre Schwester lächelte und griff in ihre Tasche. Ter'briach und Ter'firan lagen funkelnd da und schienen zu ihren Schwestern zu streben.
»Adina«, sagte Ida sehnsüchtig. Wie die Herzen war auch sie nicht vollständig ohne ihre Schwester. »Adina!«
Die andere bewegte stumm ihre Lippen. »AnidA«, las Ida. Sie tat einen Schritt auf den Spiegel zu und hielt inne. Adina blickte an ihr vorbei, und ihre Augen weiteten sich. Sie schien etwas zu rufen und drehte sich hastig um. Ida tat es ihr gleich. Ihre Augen erhaschten einen hellen Schimmer an der Tür, gerade so, als wäre eine weiß gekleidete Frau im Moment ihres Umwendens hinausgehuscht. Ida drehte sich wieder zum Spiegel, aber die Fläche war leer, zeigte nur noch das voll gestellte Zimmer. Eddy war fort.
Warum sehe ich mein eigenes Bild nicht?, fragte sie sich verwirrt. Wohin bin ich verschwunden? Sie trat näher an den Spiegel heran und versuchte, in die Ecken des gespiegelten Raumes zu spähen. Dort, neben der Tür, stand eine stille, in Schwärze gehüllte Gestalt und schien sie anzusehen.
»Ich bin bei dir«, sagte eine sanfte, dunkle Stimme. »Achte auf deinen Ring, Ida.«
Sie senkte verwirrt den Blick auf ihre Hand und betrachtete den Ring ihrer Großmutter. Als sie wieder aufsah, war die Gestalt verschwunden. Ida betrachtete ihr Gesicht im Spiegel und tastete verwundert über ihre Augen. »Warum kann ich mich sehen?«, fragte sie laut. »Sie hat mich doch geblendet!«
Mit einem Ruck wachte Ida auf. Sie lag auf einem niedrigen, schmalen Bett mit durchgelegener Matratze, das in einem kleinen, mit allerlei Gerümpel voll gestellten Raum stand, der selten benutzt wurde, all dem Staub nach zu urteilen und der Luft, die alt und etwas abgestanden roch. Ida lehnte sich zurück und erinnerte sich ...
Sie hatte voller Angst und Verzweiflung nach Eddys letztem Besuch in ihrem Zimmer gesessen und nur zu deutlich das Schicksal vor Augen gehabt, das sie erwartete.
»Du solltest etwas unternehmen«, hatte eine spöttische Stimme gesagt.
Ida fuhr erschreckt auf, denn sie hatte keinen Menschen hereinkommen hören. »Wer ist da?«, fragte sie heftig. Etwas berührte ihr Knie und kratzte sie mit kleinen, scharfen Dornen. Sie griff danach und fühlte Federn unter ihren Fingern.
»Du hast mich eingelassen«, sagte die Stimme sanfter als zuvor. »Eddy hat mich vergessen, aber du nicht, und deshalb konnte ich den Zauberbann wenigstens so weit überwinden, dass ich hierher kommen konnte. Ich
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