Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
hielt sie stumm in meinen Armen und streichelte unbeholfen über ihren Rücken. Ihr Atem beruhigte sich nach und nach. Sie hob den Kopf und lächelte mich an, und ich sah beruhigt den vertrauten rauchfarbenen Glanz ihrer Augen.
    »Was war es?«, fragte ich. Sie schüttelte wieder den Kopf, ein wenig ärgerlich, wie mir schien.
    »Manchmal kündigt sich so ein – ein ungebetener Blick in die Zukunft an. Ich habe immer noch ein wenig Angst davor«, bekannte sie, während wir langsam weitergingen. »Es ist nicht immer angenehm, und sehr oft kann ich überhaupt nicht deuten, was ich sehe. Dieses Mal habe ich nichts gesehen, es war nur so eine Art Vorbote, aber wahrscheinlich wiederholt der Anfall sich in den nächsten Stunden. Lass mich dann einfach irgendwo sitzen, es geht in ein paar Minuten wieder vorbei. Sorge dich nicht«, setzte sie lächelnd hinzu. »Es tut mir nichts weh, und gefährlich ist es auch nicht. Nur lästig, manchmal. Ich kann mir eben nicht aussuchen, wann es passiert.« Ich nickte stumm und dankte allen Göttern, die dafür zuständig sein mochten, dass ich nicht mit einer solch unberechenbaren Gabe geschlagen war.
    Sie werde nachhören, ob die Gildenmeisterin zufällig gerade Zeit für uns habe, verkündete uns eine hochnäsige junge Frau, die uns ansah, als wären wir Bettler auf Schnorrtour. Ida grinste, als sie durch die Tür verschwand.
    »Das ist Genna. Sie ist grässlich, aber sehr tüchtig. Und, falls es dich beruhigt, sie behandelt alle außer der Gildenmeisterin so herablassend.« Ich nahm mir vor, der Lady bei der nächsten Gelegenheit einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen, sollte es sich wirklich so ergeben, dass wir länger hier bleiben würden.
    Die Tür schwang auf, und Genna winkte uns stumm in den Nebenraum. »Bitte haltet euch kurz«, sagte sie mit ärgerlicher Stimme. »Gildenmeisterin Catriona hat viel zu tun.« Ida kniff vergnügt ein Auge zu und trat durch die Tür.
    Das kühle Auftreten ihrer Vorzimmerdame hatte mich nicht auf die herzliche Begrüßung vorbereitet, mit der die Gildenmeisterin Ida und mich nun empfing. Die kleine, weißhaarige Frau umarmte Ida und küsste sie auf beide Wangen, ehe sie mir eine zierliche Hand gab und mich aus ihren eisblauen Augen prüfend ansah. Die Prüfung schien zu ihrer Zufriedenheit auszufallen, denn ein Lächeln erhellte ihre Züge, und sie bot uns Platz an.
    Ida berichtete knapp und präzise von dem, was ihr und mir widerfahren war, und unterbreitete dann der Gildenmeisterin förmlich die Bitte, ihren Eid als Vollmitglied der Gilde ablegen zu dürfen.
    Catriona wiegte nachdenklich den Kopf und schien Idas Bericht noch nachzuschmecken. »Und trotz deiner neuen Aufgaben willst du immer noch den Eid ablegen?«, fragte sie schließlich sanft überrascht.
    »Nein«, sagte Ida zu meiner und Catrionas Überraschung. Ich blickte sie ebenso verdutzt an wie die alte Gildenmeisterin. Ida saß hoch aufgerichtet in ihrem Sessel und umklammerte die Armlehnen, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. Ihr Gesicht war blass und angespannt, und da war auch wieder der silbrige Glanz in ihren Augen, der sich gespenstisch verstärkte.
    »Nein, das kann ich nicht«, fuhr Ida mit leiser, ferner Stimme fort. Sie starrte blicklos durch Catriona hindurch, die unbehaglich auf ihrem Sitz vorrückte. »Ich kann den Schwur nicht ablegen, weil ich verheiratet bin. Ich gehörte als erste Frau dem Hohen Rat und der Lordversammlung an, was allein schon Gerede und Aufsehen genug mit sich gebracht hat. Der Hierarch bestand darauf, dass ich mich verheirate, um den alten Holzköpfen in der Versammlung zumindest diesen Wind aus den Segeln zu nehmen. Eine Gildenfrau hätten sie ohnehin niemals zwischen sich geduldet. Ich habe eine Verpflichtung meiner Domäne gegenüber, Catriona, das verstehst du doch?«
    Sie blinzelte mehrmals, und ihr hastiger Wortschwall verstummte abrupt. Die Gildenmeisterin sah mich sprachlos an. Ich beugte mich zu Ida und nahm vorsichtig ihre Hand, die eiskalt und schlaff in meinem Griff lag. Ich rief sie leise an. Sie wandte unendlich langsam den Kopf und sah mir ins Gesicht. Ihre Züge waren immer noch bleich und maskenhaft starr, aber ihre Augen belebten sich wieder und verloren ihren gespenstischen Glanz. »Was ist?«, fragte sie mit schwerer Zunge.
    »Seit wann bist du verheiratet?«, fragte Catriona scharf. Ida sah sie an, reagierte aber nicht auf die Frage, und die Gildenmeisterin setzte ungeduldig dazu an, sie zu wiederholen.
    Ich bat

Weitere Kostenlose Bücher