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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sie mit einer hastigen Handbewegung, einen Moment zu warten, und drehte Idas Gesicht wieder sanft zu mir hin. »Erinnerst du dich an das, was du uns gerade erzählt hast?«
    Ida schüttelte verwirrt den Kopf, dann verdunkelte sich ihr Blick, und ihre Miene wurde ängstlich. »Was war es? Ich habe das undeutliche Gefühl, dass irgendein Unheil auf mich wartet.« Sie sah uns flehend an. Catriona blickte zu mir und hob fragend die Achseln.
    »Nein, ängstige dich nicht. Es betraf nur deinen Schwur. Du hast gesagt, du könnest den Eid nicht ablegen.«
    Ida sah mich fassungslos an und wandte sich dann mit einer hilflosen Geste an die Gildenmeisterin. »Das ist nicht wirklich mein Wunsch«, sagte sie trotzig. »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als endlich zur Gilde zu gehören, Catriona. Ich bitte dich nochmals, mir den Schwur abzunehmen.«
    Catriona sah unglücklich aus. Sie senkte den Blick und betrachtete ihre zusammengelegten Hände. Endlich seufzte sie und blickte meine Schwester ernst an. »Es tut mir leid, Ida. Ich fürchte, dass ich deinem Wunsch nicht entsprechen kann, ohne der Gilde zu schaden. Jede Gildenfrau, die verlangt, von ihrem Eid entbunden zu werden, verletzt damit unsere Gemeinschaft schwer. Seit Dorkas mich um diesen schmerzlichen Schritt bat, ist es nicht wieder vorgekommen, aber die Frauen reden noch immer voller Trauer davon. Ich kann es nicht verantworten, dass so etwas so bald wieder geschieht.« Ihre Stimme klang traurig, aber fest.
    Ida blickte von ihr zu mir. »Was habe ich vorhergesagt?«, fragte sie hart.
    »Verrücktes, wirres Zeug«, erwiderte ich ohne große Überzeugung. »Du hast doch einmal gesagt, dass du für dich selbst gar nicht in die Zukunft sehen kannst. Die Gildenmeisterin kann das nicht wissen, Ida. Überzeuge sie davon.«
    Ida presste die Lippen zusammen. »Es tut mir leid«, sagte sie abrupt zu Catriona und stand auf. »Ich gehe jetzt zu Bett. Morgen wird Eddy mir berichten, was genau vorgefallen ist, und dann werde ich darüber nachdenken, was ich zu tun habe. Entschuldige mich jetzt, Catriona.« Sie neigte steif den Kopf und ging. Ich stotterte einen Gruß und lief hinter ihr her, um sie beim Arm zu nehmen. Sie schüttelte mich wortlos ab und ging weiter, den Rücken steif vor Empörung.
    »Bitte, Ida, sei nicht böse«, bat ich. »Ich wollte dich nicht verletzen.«
    Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht zu mir um. »Was verschweigst du mir?«, fragte sie erbittert. »Habe ich etwas so Ungeheuerliches gesagt, dass du dich meiner schämen musst?«
    Ich schluckte. »Komm, Ida«, sagte ich verlegen. »Es ist spät. Lass uns schlafen gehen und morgen über die Sache reden.«
    Ida erwiderte nichts, und ich folgte ihr stumm zu unserem Zimmer. Sie entkleidete sich schweigend und mit verschlossener Miene und legte sich zu Bett. Ich löschte das Licht und tat es ihr nach. Ich wickelte mich in meine Decke und lauschte ihrem leisen Atem, der mir verriet, dass sie genauso wenig schlief wie ich. Kurz entschlossen drehte ich mich zu ihr und wiederholte ihr so wortgetreu, wie es mir möglich war, was sie Catriona und mir gesagt hatte.
    Als ich endete, war es lange still. Dann hörte ich ihr Seufzen. »Das klingt ein wenig verrückt, nicht wahr?«, sagte sie gedämpft.
    »Ein wenig«, bestätigte ich verlegen.
    Sie lachte, und ihr Lachen klang zornig. »Ich werde darüber nachdenken müssen. Ich muss gut abwägen, wie ich mit dieser Prophezeiung umgehe. Verheiratet! Noch dazu, weil der Hierarch darauf bestand. Und was sollte der Schwachsinn mit der Lordversammlung? Dort saß noch nie eine Frau. Frauen sind in der Erbfolge nicht vorgesehen. Keine Frau war jemals Lord einer Domäne.«
    Noch kannte ich mich in dieser Gesellschaft und ihren Herrschaftsstrukturen nicht genügend aus, aber es stimmte, was sie sagte: Frauen hatten in der Hierarchie nur unbedeutend mehr Rechte als im Nebelhort. Eine Frau als Herrin einer der Domänen oder gar einer Provinz war undenkbar.
    »Lass uns schlafen«, sagte Ida nach einer längeren Weile. »Morgen zeige ich dir noch ein wenig von Nortenne. Ich denke nicht daran, mich von so einer Prophezeiung verrückt machen zu lassen.«
    Ich erwiderte nichts. Wie Ida damit umzugehen gedachte, war ganz und gar ihre Sache, in die ich ihr nicht hineinreden wollte. Falls es ihr wirklich gelingen sollte, Catriona umzustimmen, hätte sie sich ihre Gildenmitgliedschaft ehrlich verdient.

    Am Morgen gab sich Ida völlig unbeschwert. Wir frühstückten nicht im

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