AnidA - Trilogie (komplett)
zweit werden wir schon mit ihm fertig, hm?«
Ida nickte und gab ihrem Pferd die Sporen. »Wer zuerst da ist, bekommt den Nachtisch!«, rief sie und galoppierte los.
Später erinnerte Eddy sich an diesen ersten Tag in ihrem Vaterhaus immer mit einer gewissen gerührten Erheiterung. Die rundliche Tante Ysabet hatte sprachlos die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und war dann in helle Freudentränen ausgebrochen. Amali, die Schwester, die sie nie kennen gelernt hatte, starrte sie an, als sei sie eine gewissenlose Betrügerin, die es wagte, sich unter falschem Namen in das Haus zu schleichen. Es dauerte einige Tage, bis sie Eddys Existenz zu akzeptieren begann, aber ihr Verhältnis blieb noch lange Zeit sehr kühl.
»Sie ist einfach unglaublich blöd, wundere dich lieber über nichts, was sie von sich gibt«, hatte Ida ihr ins Ohr geflüstert. Eddy musste darüber lachen, und Amali hatte sie sehr misstrauisch angesehen.
Die Begegnung, die beiden Schwestern die größte Sorge bereitet hatte, verlief gegen alle Erwartungen friedlich. Der Lord von Sendra, der schon vor Monaten von seiner Schwester Ylenia über das unvermutete Auftauchen seiner unbekannten Tochter unterrichtet worden war, empfing beide Schwestern voller Neugier und deutlich milder gestimmt als bei Idas letztem Besuch. Ida verbarg den Schrecken, den sein Aussehen ihr einjagte, und küsste ihn herzlich auf die eingefallenen Wangen. Er ließ sich von ihren Abenteuern erzählen, aber seine Aufmerksamkeit ermüdete schnell. Seine Lider sanken herab, und er begann leise zu schnarchen.
Eddy, die seine Hand gehalten hatte, legte sie behutsam auf die Bettdecke, und beide Schwestern standen lautlos auf. Ida lächelte traurig. »Es ist gut«, sagte sie zu sich selbst. »Alles ist gut.«
Sie verbrachten einige friedliche Tage auf dem Hof. Eddy lernte endlich die kleine Feuerelfe kennen, von der Ida ihr schon viel erzählt hatte. Fiamma nahm ihre Gegenwart mit bemerkenswerter Gelassenheit hin, anders als alle anderen auf Sendra, die sie immer noch anstarrten, als könne sie sich jeden Moment wieder in Luft auflösen. Eddy und die kleine Elfe verstanden sich auf Anhieb, als seien sie seit jeher alte Freundinnen.
An ihrem dritten Tag auf Sendra nahm Ida Eddy mit auf einen Ausflug. Sie wollte den alten Lehrer ihres Bruders aufsuchen, um Aufklärung über etwas zu erhalten, was sie nicht ruhen ließ.
»Ich begreife nicht, wieso Albuin mir damals geschrieben hat, Simon sei hier aufgetaucht und er würde mit ihm reisen«, erklärte sie ihrer Schwester, während sie nebeneinander den Pfad, der ins Dorf führte, hinunterspazierten. »Simon lebte zu dieser Zeit längst im Hort, und er hat mir versichert, dass er niemals, auch nicht für einen Tag, hierher zurückgekehrt ist – und außerdem war er damals schon ziemlich in die Breite gegangen«, setzte sie augenzwinkernd hinzu. »Albi hätte es sich niemals nehmen lassen, darüber eine dumme Bemerkung zu machen.« Sie grübelte, eine steile Falte zwischen den Brauen. »Das Ganze hatte einzig den Zweck, mich zur Zitadelle zu locken. Aber damals wusste Albuin noch nichts von Großmutter. Wie konnte er also diesen Brief schreiben?«
»Vielleicht hat er ihn gar nicht geschrieben?«, wandte Eddy nüchtern ein.
Ida sah sie aus verschatteten Augen an. »Eben das möchte ich von Magister Ugo erfahren. Ich will wissen, ob er ein Handlanger unserer Großmutter ist.«
»Und dann?«, fragte Eddy. Ida gab keine Antwort.
Die Kate, in der der Graue Magier gelebt hatte, war verlassen. Ida wandte sich an eine junge Frau, die mit einem Korb voller Gemüse des Weges kam, und die erklärte ihnen, dass der Dorfhexer etwa zu der Zeit, als die Nebelgrenze endgültig verschwand, sich ebenfalls in Luft aufgelöst haben musste – jedenfalls war er seitdem von keinem Dorfbewohner mehr gesehen worden. Ida nahm die Auskunft schweigend und unzufrieden zur Kenntnis.
»Also doch«, sagte sie nur, als sie sich auf den Rückweg machten, und das blieb auch ihr einziger Kommentar zu dem verschwundenen Magier.
Einige Tage später wurde Eddy von einer Hand geweckt, die sie sanft an der Schulter rüttelte. Sie wischte sich den Schlaf aus den Augen und sah in das Gesicht ihrer Schwester. »Was ist?«, nuschelte sie. »Ist etwas passiert?«
Ida setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Hand. »Nein, nichts ist passiert. Aber ... du musst alleine in den Norden Weiterreisen, Eddy. Ich gehe nach Nortenne zurück.«
Eddy setzte sich auf und fuhr
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