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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Geschichten richtig einzuordnen.« Sie wandte sich wieder dem wuchtigen Mann zu, der mit schuldbewusster Miene neben ihr hockte. Sie nahm seine Pranke zwischen ihre Hände und zwang ihn, sie anzusehen.
    »Keine Lügen mehr, Simon«, sagte sie sanft. Der dicke Mann senkte den Kopf. Ich sah Tränen über seine fleischigen Wangen laufen. Ida nickte mir über seine gesenkten Schultern hinweg zu, und ich stand auf. Als ich die Tür leise hinter mir schloss, erhaschte ich noch einen Blick auf meine Schwester, die den Riesen tröstend in ihre Arme nahm.

    Nachdem Eddy taktvoll den Raum verlassen hatte, herrschte lange Schweigen in dem kleinen Zimmer. Der dicke Wirt fand endlich seine Fassung wieder, löste sich behutsam aus Idas Armen und schneuzte sich.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Es hat mich doch ein wenig aus der Fassung gebracht, dich so heil und gesund hier vor mir zu sehen.« Er stockte und musterte besorgt ihr immer noch blasses Gesicht. »Du bist doch gesund, oder?«
    Ida lächelte schwach und stand auf, um sich einen Becher Tee einzuschenken. »Es geht mir blendend, Simon. Und du? Du bist doch nicht etwa dünner geworden?«
    Der Mann sah für einen kurzen Augenblick beinahe beleidigt an sich herab. Dann hob er den Blick und starrte sie erbost an. »Du solltest mich nicht so nennen. Ich bin nicht Simon!«
    Ida seufzte. »Warum versöhnst du dich nicht mit ihm?«, fragte sie sanft.
    Marten knurrte bösartig. »Weil ich ihn immer noch hasse. Ich habe den Tag gefeiert, an dem ich morgens in den Spiegel sah und er endlich fort war. Ich habe sein Schwert an den Nagel gehängt, ich habe den Dienst als Söldner quittiert und bin noch einmal bei Amos in die Lehre gegangen, wie ich es schon als Junge getan habe. Marten war mein Großvater, von ihm hatte ich meinen zweiten Vornamen bekommen. Es war, als hätte eine gütige Macht mir ein vollkommen neues Leben geschenkt. Simon war endlich tot. Ich war frei!«
    Ida nahm seine Hand. »Warum willst du nicht endlich Frieden mit dir schließen? Das alles ist Jahre her, Simon. Du hast dich verändert.«
    Er blickte verkniffen zu Boden. »Nicht so sehr, wie ich es mir wünsche. Ich spüre ihn immer noch in mir. Ich kann ihn für einige Zeit vertreiben, wenn ich trinke, aber dann ist er wieder da, ganz nah bei mir. Ich wollte, ich könnte ihn endgültig vernichten, aber das geht nicht, ohne dass ich mich selbst ...« Er ballte krampfhaft die Hände. Dann zuckte ein Lächeln um seine Lippen.
    »Schluss damit, Prinzessin. Du musst mir einiges erklären. Wo hast du auf die Schnelle eine Zwillingsschwester von dir aufgetrieben? Und warum, bei allen Geistern, bist du überhaupt noch am Leben?«
    Ida lehnte sich matt an seine massige Schulter. »Das ist eine lange Geschichte, mein dicker Ritter«, sagte sie leise. Sie schwieg einen Moment, um sich zu sammeln, und begann dann, von ihren Erlebnissen zu berichten. Marten hörte konzentriert und schweigend zu, die Augenbrauen zuerst noch finster zusammengezogen, aber im Laufe der Erzählung löste sich seine grimmige Miene auf und wurde weich und staunend wie die eines Kindes.
    Als Ida geendet hatte, atmete er tief ein und entließ den Atem in einem langen, stöhnenden Laut. »Donnerwetter«, sagte er nur erschüttert. »Donnerwetter aber auch, Prinzessin!«
    Ida lachte auf und knuffte ihn sanft in die Seite. »Berichte, mein Ritter. Warum glaubtest du, ich sei tot?«
    Er blickte auf seine verschränkten Hände nieder und presste die Lippen zusammen. Sein Gesicht nahm einen beinahe schmerzlichen Ausdruck an. Ida musterte ihn mit plötzlich aufschießender Zuneigung. Auf dem zimtfarbenen Haar, das kurz geschoren über seiner breiten Stirn stand, schimmerte ein erster, zarter Anflug von Silber, und der dicke Mann hatte deutlich an Gewicht verloren. In seinem schweren Gesicht zeigten sich einige harte Linien, die vorher nicht da gewesen waren, und die sie beinahe schmerzhaft an den ansehnlichen jungen Ritter aus ihrer Kindheit erinnerten.
    »Simon«, sagte sie unwillkürlich. Er blickte auf und sah sie fragend an. Sie lächelte entschuldigend und schüttelte wortlos den Kopf. Er nickte und seufzte schwer.
    »Wir waren beide auf dem See«, begann er langsam. »Du hattest mir eine Ruhepause verordnet und wolltest die andere Seite der Zitadelle erkunden, um einen Eingang zu finden.« Er sah sie fragend an, und Ida nickte geduldig.
    »Du warst schon beinahe außer Sicht, als aus heiterem Himmel ein Sturm aufkam. Ich hatte alle Mühe, den lecken

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