AnidA - Trilogie (komplett)
Kahn, in dem ich saß, daran zu hindern, endgültig abzusaufen. Als ich das nächste Mal zu dir hinsah, war dein Boot gekentert. Ich ruderte wie ein Geisteskranker, aber als ich bei deinem Boot ankam, war von dir nichts mehr zu sehen. Ich bin ins Wasser gesprungen und habe nach dir gesucht.« Er schauderte, und Ida drückte mitfühlend seinen Arm. Der schwarze See war kein einladendes Gewässer für ein Bad gewesen.
Marten blickte auf seine geballten Fäuste und zwang sich, die Hände zu entspannen. »Ich bin getaucht, wieder und wieder. Ich konnte kaum etwas sehen, so trüb war das Wasser, und es war entsetzlich kalt. Als ich gerade aufgeben wollte, haben meine Finger etwas berührt, was tief im Wasser trieb, ganz mit Schlingpflanzen umwickelt.«
Ida sah das Entsetzen, das die Erinnerung in sein Gesicht zeichnete. »Du warst es, Prinzessin«, fuhr er mühsam fort. »Du hattest die Augen aufgerissen und sahst mich mit einem Blick an, der mich noch Wochen danach in meinen Träumen verfolgt hat. Ich habe versucht, die Pflanzen von dir abzustreifen, aber sie hielten dich erbarmungslos fest. Bei dem Versuch, deine Leiche zu bergen, wäre ich beinahe ertrunken, und endlich habe ich aufgeben müssen. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich an Land gekommen bin. Dann bin ich zurückgeritten nach Iskerias und habe mich betrunken wie in meinem ganzen Leben noch nicht.« Er lächelte beschämt.
»Irgendwann habe ich dann Dorkas um meine Entlassung gebeten. Ich bin ein wenig durch die Hierarchie gereist und habe mich endlich hier in Nortenne niedergelassen, weil ich an das Gespräch denken musste, das wir einmal geführt haben. Ich hätte mir am liebsten eine Garküche im Gildenviertel gekauft, aber das ging leider nicht. Ihr verdammten Gildenweiber duldet ja keine Männer als Inhaber von Geschäften in eurem Revier.«
Ida umarmte ihn herzlich. »Mein armer Ritter. Das alles waren die bösen Machenschaften meiner Großmutter, und ich habe dich da mit hineingezogen. Es tut mir schrecklich leid.«
Marten erwiderte ihre Umarmung seltsam unbeholfen. Etwas schien ihm auf der Seele zu liegen. Dann fasste er sich ein Herz und zog Ida eng an sich. Idas Augen verschleierten sich silbrig, und ihr Gesicht nahm einen beinahe entrückten Ausdruck an.
»Nein«, rief sie erstickt und machte sich heftig los. »Nein, bei den Schöpfern, das will ich nicht!« Sie sprang auf und wandte ihm den Rücken zu. Er stand überrascht und beunruhigt auf und näherte sich ihr. Ida fuhr herum und streckte abwehrend ihre Hände aus. »Bleib mir vom Leib!«, fauchte sie mit zornsprühenden Augen.
»Ida«, sagte Marten hilflos. Er streckte eine Hand aus und berührte sie zaghaft an der Schulter. Sie duldete die Berührung, aber ihr Gesicht zeigte nichts als eisige Ablehnung. »Prinzessin, was habe ich dir getan? Ich dachte ... Ich hatte gehofft ...« Der dicke Mann geriet ins Stammeln und schluckte heftig, ehe er fortfuhr, während Idas Blick ihn kalt und unbarmherzig aufspießte. »Ich hatte gehofft, dass wir beide nun zusammenbleiben würden. War das zu vermessen von mir?«
Ida schloss die Augen. »Nein«, sagte sie schließlich entschieden. Sie öffnete die Augen, die zu Martens Erleichterung wieder einen wärmeren, goldbraunen Schimmer zeigten. Ida trat zögernd auf ihn zu und legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Es tut mir leid, dich zu enttäuschen, mein alter Freund. Aber ich habe mein Leben gewählt. Ich werde meine Ausbildung bei den Grennach beenden und danach endlich in die Gilde eintreten. Ich kann keine Bindung zu einem Mann eingehen, das musst du verstehen, mein Ritter.«
Er ließ enttäuscht und traurig seine Schultern sinken. »Aber viele der Gildenfrauen tun das«, klagte er.
»Das mag schon sein, Simon. Aber ich bin nicht eine von ihnen, ich bin ich. Und ich habe mich für meinen Weg entschieden. Mach es mir doch nicht so schwer. Ich will keine Bindung eingehen. Es würde mich in Fesseln legen.«
»Aber ich liebe dich, Prinzessin«, erwiderte Marten hilflos. »Ich würde dich niemals festhalten. Wenn du mich je verlassen willst, dann lasse ich dich gehen, das verspreche ich dir. Lass uns nur zusammen sein, so lange wir beide uns das wünschen.«
Ida schüttelte stumm und grimmig den Kopf. Ihre Miene belebte ein kurzer Anflug von panischer Angst.
Martens Augen hingen voller vergeblicher Hoffnung an ihrem Gesicht. Endlich, als sie ihren kühlen Worten nichts mehr hinzufügte, nickte er geschlagen und hob resigniert die
Weitere Kostenlose Bücher