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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ihm allerdings nicht besonders gut gelang. Sein Lehrmeister verpasste ihm eine alles andere als zärtliche Kopfnuss und schickte ihn an die Arbeit: In einem Zuber, der bereits neben der Tür auf ihn wartete, türmten sich schmutzige Tiegel, Mörser und Porzellanschalen voller undefinierbarer, steinhart eingetrockneter Substanzen. Das verhieß einen unerfreulichen langen Nachmittag in der heißen Küche mit beiden Armen in beinahe kochender Seifenlauge – nicht ganz die Tätigkeit, die er sich für einen brütenden Sommertag ausgesucht hätte.
    Er verkniff sich ein Stöhnen, wuchtete den schweren Zuber auf seine gesunde Schulter und hinkte mit seiner klirrenden Last durch die langen Gänge zum Wirtschaftstrakt des Ordenshauses.

    Seine erste – und wie er selbst fand, wohlverdiente – Pause legte Korben ein, als die Vorbereitungen für die Hauptmahlzeit des Tages die Küche in einen Ort verwandelten, an dem er sich vor Lärm, Hitze und Betriebsamkeit kaum noch selbst denken hören konnte.
    Er flüchtete hinaus in den kleinen Küchengarten, aber selbst dort zwischen den in der Nachmittagssonne duftenden Kräutern und Obststräuchern übertönte das Klirren und Scheppern der Töpfe, das laute Lachen, Schimpfen und Rufen der Küchenhilfen und Köchinnen alle leiseren Geräusche.

    Korben warf den Apfel, den er im Hinausgehen aus einem Obstkorb stibitzt hatte, hoch in die Luft und sah zu, wie er rot und gelb blitzend wieder in seine vom heißen Wasser gerötete und aufgeweichte Handfläche fiel. Zufrieden rieb er den Apfel an seinem Ärmel blank und biss herzhaft hinein, während er den Torbogen zu den äußeren Gärten durchquerte. Der Schatten, den die dichten Hecken über den Weg warfen, kühlte sein erhitztes Gesicht, während hinter ihm der Küchenlärm verklang. Mit einem Seufzer ließ er sich unter einer rotgoldenen Buche in das sommerwarme Gras sinken, blinzelte in den wolkenlosen Himmel hinauf und spuckte versonnen einen Kern und den Stiel des Apfels aus. Eine Hummel taumelte brummend an seinem Ohr vorbei, irgendwo in der Ferne schimpfte eine Amsel, und weit oben in der Luft zog ein großer Vogel ruhige Kreise. Wieder einmal wunderte sich Korben, wie wenig in diesem Garten daran erinnerte, dass das Ordenshaus mitten im Herzen der Residenz seinen Platz hatte. Hier herrschte der gleiche Frieden, wie er ihn vom alten Mutterhaus am Fuße der Ewigkeitsberge in Erinnerung hatte. Nur heißer war es hier, viel heißer ...
    Er erwachte mit einem Ruck. Mit einem kurzen Blick zum Himmel vergewisserte er sich, dass er nicht länger als den dritten Teil einer Stunde geschlummert haben konnte, denn die Sonne stand noch immer über dem Großen Turm des Ordenshauses. Korben streckte sich und stand widerwillig auf. Er verspürte wenig Lust, sich wieder in das Küchen-Tollhaus zurückzubegeben und weiter im heißen Wasser herumzuplanschen, aber Meister Wilber würde in all seiner Gutmütigkeit sicher sehr ungehalten reagieren, wenn sein Lehrling den gesamten Nachmittag ausschließlich mit der Reinigung der Gerätschaften verplemperte und nicht vor der Abendmahlzeit wenigstens noch eine Stunde über seinen Büchern verbrachte.

    Mit schrumpeligen Fingern und nahezu taub von dem unablässigen Küchenlärm schleppte er gegen Abend den vollen Zuber mit dem blitzblank gesäuberten Inhalt durch eine Seitentür in den Brunnenhof. Er wollte sich mit seiner Last nicht durch die Schar der jüngeren Novizen drängen müssen, die um diese Zeit die Gänge und Hallen zwischen Küche, Speisesaal und den Schlafräumen bevölkerten und sich die Zeit vor der Abendruhe damit vertrieben, dass sie knobelten und sich unterhielten oder noch ihr Pensum für den morgigen Tag zu lernen versuchten. Ihren Spott hatte er in den letzten Monaten schon zur Genüge über sich ergehen lassen müssen, und deshalb nahm er lieber den kleinen Umweg über die inneren Höfe in Kauf.
    Hier war es still und einsam, wie meist um diese Zeit. Morgens herrschte hier ein ständiges Kommen und Gehen; die Schwestern und Brüder des Ordens, Schüler und Novizen, aber auch die im Haus beschäftigten Bediensteten und Handwerker, sie alle nutzten bei schönem Wetter die Höfe, sei es, um in einen anderen Teil der Gebäude zu gelangen oder sich ein wenig an der frischen Luft zu ergehen, bevor die brütende Mittagshitze den Aufenthalt weniger erfreulich machte.
    Korben hinkte unter seiner Last bedächtig über das abgetretene Pflaster des Brunnenhofes. Am Ende eines Tages machte

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