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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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einen Tee bereite.«
    »Ich mache schon mal Wasser heiß«, erbot sich Korben und verschwand im Hinterzimmer.
    Anna sah zu, wie Mika mit geschickten Händen ein Gewirr aus verknoteten Lederriemen entflocht und die Riemen über ein Gestell hängte. Dann kniete sie sich wortlos neben ihn und half ihm, eine Unzahl von Päckchen und Tütchen aus Pergament in einen großen Korb zu legen, den er anschließend unter der Theke verstaute. »Gewürze«, erklärte er und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn. »Hauptsache, sie lagern dunkel, ich kümmere mich später darum, sie in Gefäße umzufüllen.«
    Er klopfte seine staubigen Knie ab und lächelte sie an. »Was treibt ihr schon so früh hier in der Stadt? Schwänzt ihr euren Unterricht?« Er verstummte und wischte sich verlegen mit dem Handrücken über die Lippen. »Entschuldige, das geht mich natürlich nichts an«, murmelte er.
    Anna beschloss, seinen roten Kopf einfach zu übersehen. »Korben will mich einer Freundin von dir vorstellen.«
    Mika bekam große Augen. »Eine Freundin – von mir?«
    »›Die Krähe‹ nennt er sie. Er scheint große Stücke auf sie zu halten.«
    »Oh«, murmelte Mika. Er pickte unschlüssig ein paar kleine Steinchen aus einer Schale mit Kräutern, die in dem Regal neben seinem Ellbogen stand und überlegte. Dann fasste er sich ein Herz und näherte seinen Mund Annas Ohr. »Sei sehr vorsichtig«, hauchte er. »Die Krähe ist – oder war – eine Freundin meines Großvaters. Ich glaube, dass sie ...«
    »Was tuschelt ihr denn miteinander?«, unterbrach der eintretende Korben Mikas Wispern. Der junge Händler fuhr zurück, als hätte er sich verbrannt, und begann zu stottern.
    »Ich ... hmm ... weißt du, ich ... ich mache uns Tee!« Beinahe fluchtartig verließ er den Laden, und Korben sah ihm verblüfft hinterher.
    »Der ist heute ja wieder besonders durcheinander«, brummte er und musterte Anna misstrauisch. »Was hat er dir denn erzählt?«
    »Nichts Besonderes«, sagte sie. »Er ist wirklich ziemlich schüchtern, oder?«
    Korben lachte, und das Misstrauen wich aus seiner Miene. »Das ist wahr. Und er scheint ein Auge auf dich geworfen zu haben. Aber das rede ich ihm noch aus.«
    Anna lächelte, um die leise Beunruhigung nicht zu zeigen, die Mikas Worte in ihr wachgerufen hatten. Mikas Großvater war der angebliche Schwarze Magier gewesen, für den Korben sich so interessierte. Sie glaubte zwar immer noch nicht daran, dass auf dieser Welt noch Mitglieder jenes Ordens herumliefen, aber Korbens Beharren darauf ließ sie zumindest ein wenig unsicher werden.
    Als Mika mit dem Tee hereinkam – der ein ebenso wunderbares Aroma besaß wie der letzte, nur dass es sich um einen Tee aus Früchten zu handeln schien –, versuchte sie vergeblich, das Gespräch auf den Großvater zu lenken. Die beiden jungen Männer aber schienen kein Vergnügen an alten Familiengeschichten zu haben und besprachen stattdessen ein wenig über ihren Kopf hinweg Einzelheiten irgendwelcher Geschäfte, die Anna herzlich wenig interessierten.
    Sie blickte sich im Laden um, und ihre Gedanken schweiften ab, während sie müßig darüber nachdachte, auf welch seltsamen Wegen wohl das Grennach-Hochzeitsgewand hierher gelangt war, das ihr gegenüber an der Wand neben einem Regal mit Küchengerätschaften hing.
    Sie bemerkte erst, dass Korben sie angesprochen hatte, als er ihr sanft auf die Schulter tippte. »Ich habe gesagt, wir wollen dann mal los«, erklärte er auf ihren fragenden Blick hin und wies zur Tür. »So nett es ist, hier zu sitzen und Tee zu trinken, wir haben schließlich noch etwas anderes vor.« Er blinzelte Mika zu, der ein wenig verkniffen nickte. Sie stand auf und verabschiedete sich von Mika, während Korben schon hinausging. Der junge Händler zog sie zum Abschied ein wenig zu sich hin und wisperte: »Sei vorsichtig.« Seine nussbraunen Augen musterten sie eindringlich, ehe er ihre Hand losließ und einen lauteren, für Korbens Ohren bestimmten Abschiedsgruß hinzusetzte.
    Annas Unruhe wuchs, während sie neben Korben herging, der seine Schritte weiter hinunter Richtung Hafenviertel lenkte. Außerdem spürte sie langsam wieder die altbekannte, lästige Erschöpfung. Sie bat Korben um eine kleine Verschnaufpause und hockte sich für ein paar Atemzüge in den Schatten neben einen Karren mit Äpfeln und anderem Obst. Der Esel, der vor dem Karren stand, wandte neugierig den Kopf, kaute dann aber ruhig weiter und wedelte nur ab und zu mit seinen

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