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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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langen Ohren, um die Fliegen zu vertreiben.
    »Erzähl mir von der Krähe«, bat sie, als sie wieder bei Atem war. Korben stand neben ihr und wippte auf seinen Fußspitzen, die Hände in den Taschen seiner Hose vergraben. Er blickte mit zusammengekniffenen Augen die Straße entlang.
    »Wir sind fast da«, meinte er. »Du lernst sie gleich selbst kennen – und da ist auch nicht viel zu erzählen. Sie ist klug, und sie erzählt einem nicht andauernd, dass man für dieses oder jenes noch nicht bereit sei, oder dass man erst mal tüchtig lernen solle, bevor sie überhaupt mit einem redet ...«
    »Sie lehrt dich Magie«, erkannte Anna erschrocken.
    Korben zog unbehaglich die Schultern hoch. »Nein – eigentlich nicht«, sagte er zögernd. »Aber sie redet über Dinge, über die noch niemand mit mir geredet hat – was Magie ausmacht. Wie die Welt zusammengehalten wird durch Magie. Was falsch daran ist, unbesonnen und unbedacht Zauber für alltägliche Verrichtungen zu wirken – eigentlich das, was die Weißen Hexen auch sagen. Und doch ist es anders.« Er suchte nach Worten und zuckte nach einer Weile mit den Schultern. »Du wirst selbst mit ihr sprechen, dann siehst du, was ich meine.« Er bot Anna die Hand an, und sie ließ sich von ihm hochziehen.
    Der Esel blickte ihnen gleichmütig kauend nach, als sie weitergingen. Anna sah sich neugierig um, denn die Hafengegend war ihr völlig fremd. Die Häuser hier standen nicht weniger eng als im oberen Teil der Unterstadt, sie wirkten zudem schmutziger und verwohnter, und trotzdem hatte dieses Viertel etwas Freundliches und Leichtes, das Anna gefiel. Sie holte tief Luft und schmeckte Salz auf den Lippen. Eine leichte Brise war aufgekommen und kühlte ihre Wangen.
    »Da unten«, wies Korben in eine abzweigende Gasse hinein. »Dort kannst du das Meer sehen.«
    Anna atmete verzückt ein. Sie erhaschte einen Blick auf weites, glitzerndes Wasser und eine tief vorbeischießende Möwe, dann verschlossen erneut Häusermauern den schönen Ausblick.
    »Dort möchte ich hin«, sagte Anna sehnsüchtig. »Können wir nicht hinunter zum Wasser gehen?«
    Korben lächelte sie an. »Das machen wir noch. Ich sehe immer gern zu, wie die Schiffsladungen gelöscht werden und wer alles mitgereist ist. Es ist toll, was hier aus aller Welt ankommt.«
    Anna griff erfreut nach seiner Hand und hielt sie eine Weile fest. Wenn man im Hafen sitzen und beim Entladen von Schiffen zusehen konnte, erschien der drohende Besuch bei der mysteriösen Krähe schon in einem weit weniger gefahrvollen Licht.
    Korben erwiderte den Druck ihrer Hand und winkte gleichzeitig einem Mann in grob gewebter, weit geschnittener Kleidung zu, der aus einer Schenke trat und mit fältchenumkränzten Augen in die Sonne blinzelte. Seine Haut war von Sonne und Wind zu einem dunklen Holzton gegerbt, und auch der schlingernde Schritt, mit dem er nun auf sie zukam, verriet den Seemann.
    »Hallo, Ben«, rief der Mann. »Hast du zufällig was zum Kauen bei dir?«
    »Ich wusste gar nicht, dass dein Schiff schon wieder zurück ist.« Korben kramte in dem kleinen Beutel, den er seit ihrem Besuch in Mikas Laden um die Schulter geschlungen hatte.
    »Wir sind heute Vormittag angelandet«, gab der Matrose gemütlich zurück und streifte Anna, die ein paar Schritte zurückgeblieben war, mit einem flüchtigen Blick. »War 'ne stürmische Fahrt diesmal, und wir hatten verderbliche Ware an Bord.« Er grinste breit und entblößte ein lückenhaftes Gebiss, das grünlich verfärbt war, als hätte er Gras gekaut. »Und zwei geschwänzte Passagiere, von denen der eine die ganze Zeit seekrank war«, fügte er hinzu, während er die Augen auf Korbens Hand geheftet hielt, die nun ein in gewachstes Tuch eingeschlagenen Päckchen ans Licht beförderte.
    »Grennach?«, fragte Anna interessiert.
    Der Mann nickte, ohne sie anzusehen. »Kleine Baumratten, jou. Hat man nicht oft auf 'nem Kahn, die mögen wohl 's Wasser nicht.« Er spuckte aus und blinzelte verschmitzt.
    Korben wickelte das Päckchen aus und hielt dem Mann einen der grünen Klumpen hin, die aussahen wie Harz.
    »Jou, das brauch ich jetzt«, rief der Matrose vergnügt aus, griff mit flinken Fingern nach dem Klumpen und ließ ihn zwischen seinen schadhaften Zähnen verschwinden. Dann holte er einen Tabaksbeutel, eine krumme Pfeife mit zerbissenem Mundstück und ein paar Münzen aus der Tasche seiner weiten Hose, zählte Korben vier davon in die Hand und stopfte kauend seine Pfeife.
    »Schönen Tag

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