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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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beschwatzte sie eins der Küchenmädchen, ihr einen Kanten Brot und etwas Käse herauszugeben, und zog sich damit in den Brunnenhof zurück, in der Hoffnung, Korben dort zu begegnen. Sie brannte darauf, ihm von dem Vorgefallenen zu berichten.
    Als sie gerade den letzten Bissen Käse herunterschluckte und sich die Krümel von ihrem Kittel klopfte, hörte sie seine unregelmäßigen Schritte eilig über das Pflaster stolpern. »Ich habe dich vom Fenster aus gesehen«, rief er ihr zu. »Bist du wieder in Ordnung? Was ist geschehen?«
    Er schwang sich neben sie auf die Bank und blickte sie erwartungsvoll an. Anna lächelte über die unverhohlene Freude in seinem Gesicht.
    »Das ist eine längere Geschichte«, begann sie. »Hast du Zeit?«
    »Meister Wilber hat mir den Nachmittag freigegeben«, erwiderte Korben. »Er sagte, er hätte über etwas nachzudenken.« Er legte den Kopf schief und blinzelte eine Haarsträhne fort, die ihm in die Augen fiel. »Das hat mit dir zu tun, oder?«, folgerte er scharfsinnig.
    Anna nickte nachdenklich und berichtete ihm von der Sitzung und ihren Folgen. Korben hatte das Kinn in die Hand gestützt und lauschte konzentriert. Seine schwarzen Augen blickten ihr reglos ins Gesicht, und er äußerte mit keinem Laut seine Empfindungen zu dem, was sie ihm erzählte.
    Als Anna schloss, entließ er den Atem in einem langen Stoß und rieb sich mit dem Daumennagel über die Nasenwurzel. »Das ist ja unglaublich«, sagte er endlich.
    Anna nickte und fühlte sich seltsam erleichtert. »Was mache ich jetzt bloß?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Sie werden dir die Herzen nicht geben«, sagte Korben.
    Anna nickte. »Das glaube ich auch. Selbst wenn Meister Wilber sich für mich verwenden sollte, er wird die Oberste Hexe nicht umstimmen können. Du kennst sie, sie ist so ...«
    »Stur«, schlug Korben vor.
    Anna lachte und wurde gleich wieder ernst. »Wahrscheinlicher ist, dass sie mich wieder in meinen vorherigen Zustand zurückversetzt, damit ich ihr keinen zusätzlichen Ärger bereite«, sagte sie nüchtern. »Meister Wilber wird das kaum verhindern können. Ich hoffe bloß, dass er ihr nicht erzählt, was er getan hat. Dann habe ich wenigstens den Hauch einer Chance, von hier fort zu kommen.«
    »Du willst wirklich weg«, murmelte Korben betrübt. Dann hellte sich seine Miene auf. »Komm, das ist jetzt eine gute Gelegenheit. Wir sind beide für heute von allen Pflichten befreit – wir können in die Stadt hinunter!«
    Anna erhob sich zögernd, als er aufsprang. »Ich habe jetzt keine große Lust auf einen Ausflug.«
    Korben nahm ihre Hand und zog sie mit sich. »Ich habe dir doch erzählt, dass ich dich jemandem vorstellen will. Die Krähe weiß sicher, was zu tun ist. Ich muss nur vorher noch bei Mika vorbei, damit er heute nicht auf mich wartet!«
    »Die Krähe?«, murmelte Anna, und ein Schauder flog über ihren Rücken. Sie musste an das Traumbild des schwarzen Vogels denken, das ihr seit einiger Zeit immer wieder erschienen war.
    Korben hörte ihr nicht zu. »Sie wird Rat wissen«, sagte er eifrig. »Sie ist klug, nicht so engstirnig wie die Hexen hier, die immer nur sehen, was sie sehen wollen. Sie kann über die Grenzen hinausblicken, in denen hier alle immer feststecken. ›Das geht nicht, das tut man nicht, das gehört nicht zu unserem Kodex, wir sind schließlich der Weiße Orden‹«, äffte er eine nörgelnde Frauenstimme nach.
    Anna musste unwillkürlich lachen. »Du machst mich neugierig«, sagte sie, während sie durch das Torhaus liefen. »Wer ist diese Krähe, und woher kennst du sie?«
    »Mika hat mich mit ihr bekannt gemacht.« Korben winkte dem Pförtner zu, der träge gegen die Mauer gelehnt in der Sonne saß und ihnen freundlich nachblinzelte.
    Auf dem Weg hinunter sprachen sie nicht mehr viel miteinander. Das Laufen strengte Anna an, und sie war froh, als sie endlich vor Mikas Laden standen und Korben ihr die Tür aufhielt.
    Der junge Händler kniete auf dem Boden und hatte den Inhalt mehrerer Körbe um sich herum ausgebreitet. Er faltete gerade sorgfältig ein in den leuchtenden Tönen des Sonnenuntergangs gefärbtes Seidentuch zusammen, als die beiden eintraten, und legte es ordentlich in einen Korb zu anderen, ähnlich bunten Tüchern, ehe er aufstand und leise errötend Anna die Hand zum Gruß bot.
    »Ich habe neue Ware bekommen«, sagte er entschuldigend und wies auf das Durcheinander auf dem Boden. »Wenn es euch nicht stört, räume ich eben noch alles weg, ehe ich euch

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