AnidA - Trilogie (komplett)
auszuposaunen. »Es heißt, ihr sei einst Ter'nyoss anvertraut gewesen. Anida und Adina haben ihr geholfen, es der Schwarzen Magierin abzutrotzen, und das war auch das letzte Mal, dass Jinqx von einem lebenden Menschen gesehen wurde.«
»Jinqx«, wiederholte Anna sinnend. »An diesen Namen erinnere ich mich. Meine Großmutter hat von ihr gesprochen.« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast Recht. Diese Frau kann nicht die Krähe sein, die du kennst. Aber das hat sie auch nicht behauptet ...«
»Halte dich von ihr fern, Anna«, wiederholte Mellis besorgt. »Du hast Schwierigkeiten genug. Handele dir nicht leichtfertig noch mehr davon ein. Du kannst mir glauben: es gibt zu viele dunkle Existenzen und Mächte, die mit aller Kraft danach trachten würden, dich und die Herzen in ihre Gewalt zu bekommen, wenn sie denn wüssten, dass du ihre Hüterin bist. Das ist ein Punkt, in dem ich die Besorgnis der Obersten Hexe durchaus teile! Es ist mir kein angenehmer Gedanke, dass diese Krähe von dir weiß.« Sie blickte zur Sonne empor und seufzte. »Ich muss mein Bündel packen. Anna, sei vorsichtig. Ich werde dafür sorgen, dass die Frau unter die Lupe genommen wird, aber dafür muss ich erst jemanden hierher schicken, und das wird eine Weile dauern. Glennis, meine Reisegefährtin, wird noch ein paar Tage bleiben und dann über Land zurückreisen. Aber sie ist zu jung und zu unerfahren, als dass ich sie mit dieser Aufgabe zu betrauen wagte. Immerhin: sie hat meinen Rufstein, und über den können wir weiter in Kontakt bleiben. Mach keine Dummheiten, versprichst du mir das?«
»Mach bloß keine Dummheiten, alter Junge«, murmelte Mika. Er beugte sich über den Tragekorb mit den langen ledernen Bändern und wog prüfend eins der sorgfältig verpackten Beutelchen in der Hand. Er roch daran und nickte zufrieden, ehe er es wieder behutsam oben in den Korb legte und den Deckel verschloss.
Dann wandte er sich dem fleckigen Spiegel zu, der in der dunkelsten Ecke des Ladens hing. Sein Versuch, die angelaufene Fläche mit einem Lappen etwas blanker zu polieren, blieb ohne großen Erfolg. Mika seufzte, nahm einen Kamm und einen Napf mit Wasser und bändigte seinen Schopf zu einer, wie er fand, halbwegs präsentablen Frisur. Prüfend drehte er den Kopf vor dem Spiegel, zupfte dann sein Halstuch zurecht und bürstete einige Krümel von seiner am Ellbogen geflickten, aber peinlich sauberen Jacke.
Die dunkle Hose hatte seinem Großvater gehört. Sie war ihm ein wenig zu weit, und die Beine hätten gern etwas länger sein dürfen, aber dafür war sie aus feinem, wenn auch stellenweise leicht abgeschabtem Samt.
Mika nahm den Lappen, mit dem er den Spiegel bearbeitet hatte, und fuhr damit über seine Schuhe. Dann richtete er sich auf, strich die Haare zurück, die ihm wieder in die Stirn gefallen waren, und zupfte ein letztes Mal seine Jacke zurecht.
»So. Auf jetzt«, brummte er ein wenig nervös und schwang den Korb auf seine Schultern. Er rückte die Riemen zurecht, griff nach dem derben Wanderstock, der neben der Tür lehnte, und trat auf die Gasse hinaus.
»Hallo Mika«, rief ihm eine rundliche Nachbarin zu. »Wo geht's denn hin, so fein gemacht? Willst du den Hierarchen besuchen?«
Die alte Witwe Griet, die auf einem Hocker neben ihrer Tür saß und einen Socken stopfte, lachte zahnlos und meckernd. »Den Hierarchen! Ja, der wartet schon auf unseren Mika.«
Der junge Mann grinste verlegen. »Ich liefere nur ein paar Waren aus«, erklärte er und deutete auf den Korb auf seinem Rücken.
Die Nachbarin, die zuerst gesprochen hatte, winkte ihm nach. »Gute Geschäfte, Junge«, rief sie. »Lass dich nicht über den Tisch ziehen!«
Mika stapfte den Hügel hinauf. Am Tor des Ordenshauses verharrte er kurz und setzte sich zum Verschnaufen auf einen Wegstein. Der Pförtner, der neben dem Tor in der Sonne seine Pfeife schmauchte, blickte neugierig zu ihm hinüber.
»Was meint Ihr, guter Mann, kann Eure Küche ein paar feine Gewürze gebrauchen? Oder ganz wunderbare Teemischungen, gut genug für den Gaumen des Hierarchen?«, hörte sich Mika zu seiner eigenen Überraschung rufen.
Der Pförtner zuckte mit den Schultern und kam näher. »Was habt Ihr denn alles in Eurem Korb?«, fragte er neugierig. »Habt Ihr Tabak?«
Mika nickte und schnallte den Deckel ab. Er grub in den Tütchen und Krügen und Beuteln herum und zog endlich ein kleines Päckchen hervor, das er öffnete und dem Pförtner unter die Nase hielt.
»Ah«, machte der
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