AnidA - Trilogie (komplett)
entzückt und fingerte eine Prise der krausen hellbraunen Blättchen heraus, um daran zu riechen. »Das ist feine Ware. Was wollt Ihr dafür haben?«
Mika nannte seinen Preis, und ein paar Münzen wechselten den Besitzer. »Was meint Ihr, kann ich Eure Köchin einmal aufsuchen?«
Der Pförtner, der schon damit beschäftigt war, seine Pfeife neu zu stopfen, nickte nur. Er begleitete Mika durch den Torbogen und wies ihm den Weg zum Küchentrakt.
In der riesigen Küche ging es laut und hektisch zu. Töpfe und Pfannen dampften, die Luft war schwer von wohlriechenden Dünsten, und das ohrenbetäubende Scheppern und Klirren wurde noch von schimpfenden Rufen übertönt.
»Die Karotten! Wer hat die Karotten weggenommen? Ich brauche sofort die Karotten für die Suppe!«
»Hanne, du Trampeltier! Du sollst die Sauce nicht verschütten, sondern umfüllen!«
»Himmel, die Kartoffeln brennen an!«
Weiteres, womöglich noch lauteres Geschepper und Geklirre ertönte. Mika stand unschlüssig in der Tür und bemühte sich, in dem Gewühl der Küchenhilfen und Köchinnen eine Person ausfindig zu machen, die vielleicht ein wenig Zeit für ihn erübrigen konnte.
»Was willst du?«, fuhr ihn eine füllige Matrone an, die die Ärmel ihrer saucenbespritzten Tunika bis zu den rosigen Ellbogen hochgekrempelt hatte. In der einen Hand hielt sie ein Bündel Wurzeln, und in der anderen ein riesiges Messer.
Mika schluckte. »Ich suche die Köchin ... Ich verkaufe Gewürze und ...«, flüsterte er und hob der Frau seinen Korb entgegen.
Die verzog das Gesicht. »Warte hier«, befahl sie und pflügte durch eine Schar Töpfe schleppender Küchenmädchen.
Mika stellte ergeben seinen Korb ab und bemühte sich, niemandem im Weg zu sein, was sich schwierig gestaltete. Ständig kam jemand mit Gemüse oder Holz beladen herein oder lief aus der Küche, um irgendetwas zu holen oder fortzubringen. Mika machte sich möglichst dünn und wartete wie befohlen.
Nach einer Weile kam die große Köchin zurück und bedeutete ihm wortlos, ihr zu folgen. Mika schulterte seinen Korb und lief hinter ihr her. Auf der anderen Seite der Küche, neben einem riesigen Herd, auf dem ein waschzubergroßer Suppentopf brodelte, empfing ihn die imposante Gestalt der Ersten Köchin. Sie deutete stumm auf die Arbeitsfläche, die ein beflissenes Küchenmädchen eilig von Schalen, Gemüseresten und Hackbrettern frei räumte, und Mika breitete seine Schätze aus.
Die Erste Köchin betastete prüfend die Päckchen mit Gewürzen, roch daran, kostete davon und schob wortlos einige beiseite. Dann öffnete sie die Tütchen mit Tee, die Mika ihr nervös reichte, roch, kostete und legte auch hier das eine oder andere auf die Seite.
Endlich nickte sie und holte eine Börse aus ihrer Schürzentasche. »Kannst du Zimt besorgen?«, fragte sie. »Und wie steht es mit rotem Koriander?«
Mika nickte eifrig. »Das hier ist nur eine kleine Auswahl«, beeilte er sich zu sagen. »Ich führe in meinem Laden alles, was Ihr Euch an Gewürzen nur wünschen könnt.«
Die Köchin knurrte zufrieden. »Lass dir von Elga aufschreiben, was wir alles benötigen.« Die große Köchin, die ihn durch die Küche geführt hatte, nickte ihm zu, während die Erste Köchin die Münzen abzählte und ihm hinschob. »Kannst du einmal in der Woche herkommen? Bring ruhig alles Mögliche mit, ich kauf dir schon ordentlich was ab.« Auf sein Nicken hin winkte sie hoheitsvoll und entließ ihn.
Mika stammelte einen Dank und folgte der großen Elga in einen ruhigeren Teil der Küche. Dort empfing er eine lange Bestellung, die er am anderen Tag zu liefern versprach, und kurz darauf wischte er sich im kühlen Hof den Schweiß von der Stirn.
»Mika«, hörte er eine erstaunte Stimme. »Was machst du hier? Suchst du nach Korben?«
»Anna«, rief er erfreut. »Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dich zu sehen.« Er strahlte sie an. »Ich folge deinem Rat«, sagte er stolz. »Ich habe mich aufgemacht, um in der Oberstadt Käufer für meine Waren zu finden. Und hier bei eurer Köchin habe ich schon den ersten Erfolg gehabt.«
Anna stemmte die Arme in die Seiten und lachte. »Das ist eine schöne Nachricht«, sagte sie herzlich. »Um diese Zeit traut sich hier kein Mensch in die Küche und stört die Erste Köchin. Du bist ganz schön mutig!«
Mika wurde rot, und Anna lachte wieder. Sie nahm seinen Arm und zog ihn durch ein Tor in den Küchengarten. »Komm mit«, sagte sie. »Ich besorge dir etwas zu trinken. Hast du
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