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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wenn sie selbst nicht wusste, wohin die Herzen verschwunden waren. Herrad aber würde ihr das gewiss nicht glauben.
    Sie eilte zu den Räumen des Heilers zurück und log ihm vor, dass die Oberste Hexe ihr eine Aufgabe aufgetragen habe, die sie für diesen Tag in der Bibliothek beschäftigen würde. Meister Wilber brummelte gutmütig und ein wenig besorgt und ließ sie natürlich gehen, wobei er sie ermahnte, sich nicht zu überanstrengen.
    Den Weg hinunter zum Hafen rannte sie fast. Erst am Ziel fiel ihr auf, dass sie keine Anzeichen ihrer normalen Müdigkeit und Zerschlagenheit verspürt hatte. Sie war besorgt und ängstlich, aber darüber hinaus fühlte sie sich kräftiger als seit Monaten. »Das macht die Aufregung«, murmelte sie, während sie energisch an Jinqx' Tür klopfte.
    »Was meinst du?«, fragte die Krähe, die ihr dieses Mal selbst öffnete.
    Anna zuckte zusammen und schob sich dann an der älteren Frau vorbei ins Innere des Hauses. Auf dem Weg zur Küche sprudelte die ganze Geschichte aus ihr hervor. Anna wartete bang, während Jinqx in aller Seelenruhe den Wasserkessel aufsetzte. Die Magierin sah aus, als hätte sie in dieser Nacht kein Auge zugetan. Sie ließ sich schwerfällig in ihren durchgesessenen Lehnstuhl sinken und tastete gähnend nach ihrer Pfeife, die sie dann unangezündet zwischen die Zähne klemmte.
    »Sie werden die ganze Stadt nach den Herzen absuchen«, sagte Anna drängend. »Jinqx, was sollen wir nur tun?«
    Die Krähe blinzelte sie müde an. »Wo sind die Herzen denn?«, fragte sie.
    Anna stockte der Atem. »Ich – ich weiß es doch nicht!«, flehte sie. »Sie waren da, das habt Ihr selbst gesehen. Und dann habe ich sie irgendwie verloren.« Sie barg das Gesicht in den Händen und schluchzte auf.
    »Das ist doch gut«, murmelte die Krähe und gähnte wieder. »Wenn du nicht weißt, wo sie sind, kann das auch niemand aus dir herausprügeln.«
    Anna sah sie erschrocken an. Jinqx lächelte und winkte entschuldigend ab. »Das war dumm dahergeredet, verzeih. Komm, Kind, beruhige dich endlich. Niemand wird denken, dass du die Herzen gestohlen hast – wie hättest du das auch anstellen sollen? Nein, sie werden nach mir suchen.«
    »Was?«, rief Anna. »Wieso nach Euch?«
    »Weil ich im Magischen Rat einen recht mysteriösen Auftritt hingelegt habe. Ich musste mir die Sache mal vor Ort ansehen. Außerdem – ich habe durchaus ein Anrecht auf den Sitz im Rat. Es hat diese selbstzufriedenen Magier hübsch durcheinander gebracht.«
    »War das nicht dumm?«, fragte Anna zögernd. »Es hat sie auf Euch aufmerksam gemacht.«
    Jinqx lächelte schmal. »Der Auftritt war nicht meine Idee. Ter'nyoss hat mich noch einmal zu sich gerufen, weil sie dich nicht erreichen konnte. Du weißt doch: die Herzen werden dir sagen, was du tun sollst. Deswegen solltest du dich jetzt auch nicht allzu sehr über ihr Verschwinden sorgen. Sie sind nicht weit, das darfst du mir glauben. Es gibt viele gute Verstecke, die nicht von dieser Welt sind.«
    Das Wasser kochte, und Jinqx stand mit einem Ächzen auf.
    »Warum habt Ihr nicht geschlafen?«, fragte Anna neugierig und halbwegs beruhigt.
    »Ich war in der Festung. Tagsüber kann ich ja schlecht mit Korben reden ...«
    »Ihr habt mit Korben gesprochen? Wie seid Ihr in die Festung hineingekommen? Und wie habt Ihr ihn dort gefunden? Warum hat man Euch zu ihm gelassen ...?«
    »Bitte, eins nach dem anderen.« Die Krähe schüttelte den Kopf und stellte einen Becher vor Anna auf den Tisch. »Ich erzähle dir gleich alles, was du wissen musst, denn ich brauche deine Hilfe.«
    »Wie kann ich Euch helfen?«, flüsterte Anna entmutigt. »Die Herzen ...«
    »Wir brauchen sie jetzt nicht«, sagte Jinqx scharf. »Deine eigenen Fähigkeiten reichen für den Anfang durchaus.« Anna schluckte und schwieg. »Hör zu. Es reicht nicht, deinen Freund aus der Festung zu befreien, wir müssen uns auch überlegen, was wir danach tun. Ich kann mir zwar vorstellen, dass die Wache nicht allzu genau nach einem eher unwichtigen Häftling suchen würde, aber allein der Umstand, dass er in der Lage war zu entkommen, wird sie genügend antreiben, sich zumindest in der Unterstadt gründlich nach ihm umzusehen. Er könnte zunächst einmal bei mir unterkommen, aber die Tatsache, dass die Hexenorden die ganze Stadt nach mir durchkämmen werden, wird uns beiden den Aufenthalt hier nicht gerade angenehm machen. Wir müssen also, wenn wir Korben befreit haben, für eine Weile von hier verschwinden.«

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