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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Sie dachte nach, das Kinn in die Hand gestützt, und atmete dabei den Dampf des vor ihr stehenden Tees ein. Anna ließ sie nicht aus den Augen.
    »Was wird mit mir?«, fragte sie.
    Die Krähe nickte. »Du kommst mit. Und deshalb müssen wir jetzt an die Arbeit, denn damit ich dich mit mir nehmen kann, musst du eine Fertigkeit lernen, die deine Hexen dir sicherlich nicht beigebracht haben.« Sie verzog das Gesicht. »Zu viel Zauberei in der letzten Zeit«, murmelte sie. »Das gefällt mir gar nicht. Aber es geht wohl nicht anders. Das Gefüge ist ohnehin aus dem Gleichgewicht, seit die Herzen eingesperrt waren. Wahrscheinlich kommt es jetzt auf ein bisschen Hexerei mehr oder weniger auch nicht mehr an.«
    Anna rieb sich unbehaglich die Arme. »Ich bin keine sehr talentierte Hexe«, sagte sie betrübt. »Ich werde Euch enttäuschen.«
    »Ach, dummes Zeug!« Jinqx trank von ihrem Tee und verzog den Mund. »Ich brauche etwas Stärkeres, sonst schlafe ich im Stehen ein.« Sie stand auf und kramte ein verstaubtes Fläschchen aus dem Küchenregal. Sie zog den Korken heraus, schnüffelte misstrauisch daran und zuckte mit den Schultern. »Das taugt nicht mehr viel, hat zu lange hier gestanden.« Sie goss einen großzügigen Schluck in ihren Becher, schwenkte ihn kurz und trank ihn aus. Dann verkorkte sie das Fläschchen wieder und stellte es zurück. »Auf, an die Arbeit. Geh schon mal voran.« Ihr Kopf wies auf die Tür zum leeren Nebenzimmer, während sie die Teebecher neu auffüllte.
    Anna seufzte und gehorchte dem Befehl.
    Unbehaglich setzte sie sich auf den harten Dielenboden, fragte sich erneut, warum Jinqx hier nicht wenigstens ein paar Kissen oder Stühle zuließ, faltete die Hände im Schoß und wartete. Wie wollte Jinqx die Befreiung Korbens überhaupt bewerkstelligen? Allem Anschein nach hatte sie einen Plan und mit Korben auch schon darüber gesprochen. Und Mika – sie musste unbedingt Mika von all dem in Kenntnis setzen, bevor sie mit Korben und der Krähe aus der Stadt verschwand. Wohin würden sie wohl gehen? Was würde die Oberste Hexe denken, wenn Anna fort blieb – und das kurz nachdem die Herzen verschwunden waren? Und Meister Wilber, der immer so freundlich zu ihr gewesen war ... und Mellis, die sich um sie sorgte, und ihre Mutter, die das alles nicht verstehen würde. Würde sie jemals ihr Zuhause wieder sehen?
    »Hör auf zu grübeln, Kind«, sagte die Krähe und kniete neben ihr nieder. Anna zuckte zusammen, sie hatte sie nicht hereinkommen hören. »Es wird sich alles zum Guten wenden. Du hast die Herzen befreit – und jetzt holen wir deinen Freund aus der Patsche. Dann sehen wir weiter.«
    Sie drückte Anna eine Schale in die Hand, in der eine gelbgrüne, scharf riechende Flüssigkeit schwappte. »Trink das aus, es wird dir helfen, dich zu konzentrieren. Und ich brauche dich konzentriert!«
    Anna schnupperte an der Schale und schnitt eine Grimasse. Sie kannte das Mittel, es verhalf Novizinnen im ersten Jahr ihrer Ausbildung dazu, leichter an ihre verborgenen Kräfte zu gelangen. Anna hatte das Gefühl, in ihrer Anfangszeit eimerweise davon getrunken zu haben, ohne dass es ihr irgendwie genutzt hätte. Kläglich sah sie zu Jinqx auf, aber die nickte ihr nur auffordernd zu. »Komm schon, runter damit. Es ist nicht ganz die Rezeptur, die du kennst, deshalb wundere dich nicht über den Geschmack.«
    Anna seufzte leise und gehorchte.
    »So, und jetzt entspanne dich, ich werde dich leiten.« Die Hände der Krähe legten sich um Annas Schläfen. Die junge Frau schloss die Augen, weil ihr ein wenig schwindelig wurde. »Geh hinab. Du kennst den Weg«, flüsterte eine Stimme in ihrem Kopf. Anna zuckte leise zusammen, hielt die Augen aber geschlossen. Sie versenkte sich in ihr Innerstes, was ihr dieses Mal erstaunlich leicht fiel, und traf endlich auf den Kern, den sie noch nie zu berühren vermocht hatte. Dort lag ihre magische Kraft verborgen, das wusste sie von ihren Lehrerinnen, die allesamt daran gescheitert waren, sie den sicheren Zugriff auf diese Kraft zu lehren. Schimmernd und rund wie eine apfelgroße Perle lag er vor ihr, für sie unerreichbar.
    »Gut«, flüsterte die Stimme. »Jetzt dreh ihn um.«
    Anna verstand nicht. Sie starrte mit ihrem inneren Auge auf die sanft und milchig weiß schimmernde Perle, die vor ihr schwebte.
    »Dreh den Kern um«, wiederholte die Stimme mit leiser Ungeduld. »Es ist nicht schwer, du hast es nur noch nie versucht, oder?«
    Anna verneinte stumm und griff

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