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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sich natürlich in dieser ungewohnten Umgebung am schwersten tat. Anna blieb ein wenig zurück, um ihn an der Hand zu nehmen.
    »Man gewöhnt sich daran«, flüsterte sie. »Schau nicht hinunter. Die Äste sind hier so breit, dass dir nichts geschehen kann. Und die Leitern sind alle so konstruiert, dass auch Menschen darauf sicher zu klettern vermögen. Du kannst dich überall festhalten.«
    Korben nickte mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Kommt her«, rief Jinqx. Anna zog Korben mit sich, und beide bogen um einen Ast, der vor ihnen aufragte. Die Krähe stand neben einer fast weißblonden Grennach, die sie ungläubig musterte. Als die beiden jungen Leute dazukamen, sah die Frau sie ebenfalls verwundert an, lächelte dann aber und reichte Anna die Hand. »Du bist das Mädchen, das hier gelebt hat«, sagte sie mit erstaunlich tiefer Stimme. »Ich grüße dich und deinen Begleiter.« Sie sah wieder mit Staunen im Blick zu Jinqx auf. »Ich bin verwirrt, die Sturmkrähe zu sehen«, sagte sie. »Am besten bringe ich euch gleich zu Mellis.«
    »Das ist mir sehr recht«, erwiderte Jinqx würdevoll. Sie nickte Anna und Korben zu, und alle drei folgten der Grennach, die sie mit rücksichtsvoller Langsamkeit weiter zum Stamm und dann hinunter führte.
    An einer großen Kugel aus Flechtwerk hielt sie schließlich an, bedeutete ihnen zu warten, und trat durch eine Öffnung in das Innere. Korben musterte das locker geflochtene Gebilde und streckte eine Hand aus, um die gebogene Wand zu betasten.
    »Das ist eine Art Zimmer«, wisperte Anna. »Die Grennach halten sich nicht gern in geschlossenen Räumen auf, aber diese Nester bieten ein wenig Schutz und Privatsphäre für den Schlaf oder für Gespräche und sind trotzdem nicht so abgeschlossen, dass sie sich unwohl darin fühlen.«
    »Tretet ein«, unterbrach sie die blonde Grennach.
    Jinqx nickte ihnen zu und zog den Kopf ein, um durch die niedrige Öffnung zu klettern. Anna folgte ihr mit klopfendem Herzen.
    Mellis saß mit gekreuzten Beinen auf einer Matte, ein Buch in der Hand, das sie nun weglegte, und sah sie schweigend an. Neben ihr auf dem Boden lag ein Glühstein und verbreitete warmes Licht.
    »Sag der Ältesten Bescheid«, wandte Mellis sich nach einem Augenblick der Stille an die blonde Grennach. Die nickte und verließ das kugelige Zimmer. »Setzt euch«, murmelte Mellis. Sie hob eine Hand und rieb sich über die Augen.
    »Meister Wilber hat mich schon benachrichtigt, dass du verschwunden bist«, sagte sie nach einer Weile.
    Anna seufzte. »Es tut mir Leid, er hat sich bestimmt Sorgen gemacht.«
    »Wie wir alle«, sagte Mellis scharf. Sie sah Anna nur kurz an, dann blickte sie wieder auf die Krähe, die gelassen dahockte, ihre Pfeife aus der Tasche genommen hatte und sie kalt zwischen die Zähne klemmte.
    »Wer bist du?«, fragte Mellis.
    Jinqx blickte sie amüsiert an. »Was denkst du, wer ich bin?«, fragte sie zurück, ein wenig undeutlich, weil die Pfeife im Mund sie behinderte.
    Mellis kniff die Augen zusammen. »Du siehst aus wie die Sturmkrähe, und du redest wie sie. Aber ich glaube, dass das eine Täuschung ist.«
    »Warum sollte ich dich zu täuschen versuchen? Was hätte ich davon?«
    »Ich weiß nicht, was du damit beabsichtigst. Aber der Schwarze Orden war immer für seine Tücke und seinen Einfallsreichtum bekannt, wenn es darum ging, Ränke zu schmieden.«
    »Du tust uns Unrecht«, erwiderte Jinqx sanft.
    Anna fuhr auf. »Sie hat niemandem etwas zuleide getan«, sagte sie wütend. »Im Gegenteil, sie hat mir geholfen, was keiner von euch gelungen ist. Die Herzen ...«
    Mellis fuhr herum. »Meister Wilber hat so etwas angedeutet«, sagte sie. »Wo sind die Herzen? Hast du sie?«
    Anna sank in sich zusammen. »Nein«, murmelte sie. »Sie waren bei mir, für eine kurze Zeit, aber dann habe ich sie verloren.«
    »Verloren?«, schrie Mellis. Wutentbrannt deutete sie auf Jinqx. »Du hast sie ihr gestohlen. Deshalb dieses Täuschungsmanöver, das ist der Grund, warum du vorgibst, Anna zu helfen!«
    »Ach ja?«, entgegnete Jinqx scharf. »Und deshalb bin ich auch so dumm, mit ihr hier im Großen Nest aufzutauchen, oder was?«
    Mellis stutzte. Einen Moment lang war es still, dann gähnte Korben herzzerreißend, schlug die Hand vor den Mund und entschuldigte sich verlegen. Mellis sah ihn und Anna an, und dann glitt erstaunlicherweise ein winziges Lächeln über ihr angespanntes Gesicht. »Ich muss mich bei euch entschuldigen«, sagte sie. »Ich mache der

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