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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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aus einem Krug und fuhr damit schnell über ihr Gesicht. »So, fertig«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Der Abstieg in der Dunkelheit verlangte ihr mit ihren schlafmüden Beinen einige Konzentration ab. Zwar waren an den Hauptwegen im Geäst hier und da Glühsteine angebracht, aber das Licht reichte kaum aus, seine eigenen Füße zu erkennen, geschweige denn die Stellen, an die man sie setzen konnte. Ihre Führerin gab ihr aber während des ganzen Weges leise Anweisungen, die sie sicher hinab zu einem der kleineren Versammlungsnester leiteten. Trotzdem zitterten Annas Beine von der Anstrengung, als sie schließlich durch die Türöffnung kletterte.
    In der schummrig erleuchteten Höhle saßen Jinqx, Mellis, die Grennach-Älteste und ein rundlicher kleiner Grennach-Mann, der sich etwas abseits von den Frauen hielt. Anna erkannte ihn, es war der Tlen-na'Tian – das Gedächtnis – des Großen Nestes, derjenige, der alle Überlieferungen in seinem Kopf hatte. Die Grennach besaßen keine Bibliotheken und einen großen Widerwillen dagegen, etwas aufzuschreiben, um es zu bewahren. Eigentlich hatte Anna immer nur Mellis mit einem Buch oder anderen Schriftstück in der Hand gesehen – aber Mellis hatte lange Zeit außerhalb des Nestes gelebt und galt deshalb in den Augen der Grennach ohnehin als etwas exzentrisch.
    Tallis sah auf, und ein warmes Lächeln erhellte ihr runzliges Gesicht. Sie streckte ihr die Hand entgegen. »Sei erneut willkommen in unserem Nest, Anadia. Ich freue mich, dich wieder zu sehen. Die Enkelin Anidas ist mir immer ein hochgeschätzter Gast.« Sie wies auf den Platz an ihrer Seite, und Anna murmelte verlegen einen Dank und hockte sich neben die Älteste. Mellis lächelte sie müde an, und Jinqx saß nur da, die Augen geschlossen, und kaute auf ihrer kalten Pfeife herum. Sie musste todmüde sein, dachte Anna mitleidig. Vor ihrer Flucht hatte sie einige Nächte überhaupt nicht geschlafen, weil sie bei Korben im Verlies gewesen und ihn in aller Eile den Verwandlungszauber gelehrt hatte, und während ihrer Reise hatte sie des Nachts immer mit einem Auge über den Schlaf ihrer beiden Schützlinge gewacht.
    »Anna«, sprach Mellis sie an, und sie schrak aus ihren Gedanken. »Die Krähe hat uns erzählt, was geschehen ist. Wir würden jetzt aber gern deine Seite der Geschichte hören. Kannst du uns erzählen, was du mit den Herzen erlebt hast?«
    Anna nickte, und der Tlen-na'Tian rückte ein wenig näher, um kein Wort von dem zu versäumen, was sie sagte. Mit leiser Stimme begann Anna an dem Punkt, als Mika im Ordenshaus aufgetaucht war, um ihr von Korbens Verschwinden zu erzählen. Die Anwesenden hörten konzentriert zu, bis auf Jinqx, die eingeschlafen zu sein schien. Die Pfeife lag inzwischen neben ihren reglosen Händen in ihrem Schoß.
    Anna endete bei ihrer Flucht aus dem Verlies, und danach herrschte eine Weile Schweigen.
    »Seitdem hast du die Herzen nicht mehr gespürt?«, fragte Tallis schließlich. Anna schüttelte den Kopf.
    Tallis und Mellis sahen sich an und wechselten einige Worte in der Sprache der Grennach. Die beiden sprachen zu schnell und zu leise, dass Anna etwas davon verstanden hätte.
    »Gut«, sagte Tallis. »Der Weiße Orden hat uns schon über dein Verschwinden und das der Herzen in Kenntnis gesetzt. Wir haben bis jetzt noch nichts dazu gesagt und werden das auch erst einmal weiter so halten. Wie lange wir den Orden allerdings über dein Hiersein im Unklaren lassen können und sollten, weiß ich nicht. Darüber muss ich mich noch mit euch und mit den anderen Ältesten beraten. Wir wollen keinen Unfrieden mit den Menschen – und du hast mit dem, was du getan hast, große Unruhe geschaffen.« Sie lächelte Anna beruhigend an, weil sie ihre Angst erkannte. »Sei unbesorgt, Kind. Was du getan hast, war in meinen Augen richtig. Man hätte dir die Herzen nicht nehmen dürfen, das war ein großes Unrecht, und das habe ich dem Magischen Rat auch in aller Deutlichkeit zu verstehen gegeben.«
    Sie seufzte und rieb mit einem gekrümmten Zeigefinger über ihre Augen. »Morgen ist ein neuer Tag. Ich werde mich mit unserem Tlen-na'Tian und einigen der Ältesten zurückziehen und zu ergründen versuchen, was mit den Herzen geschehen sein mag.« Sie dachte einen Moment lang nach. »Jinqx hat dir geraten, sie an einem sicheren Ort gut zu verbergen, nicht wahr?« Anna nickte. Tallis stützte sich auf Mellis, erhob sich und lachte. »Nun, das scheint dir gelungen zu sein. Du bist nicht weniger

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