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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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stark als deine Großmutter und ihre Schwester. Aber wir werden das Verborgene schon zu finden wissen.«
    Anna nickte erleichtert. Jinqx öffnete ein Auge und brummte: »Lasst das Mädchen jetzt schlafen. Nichts ist so eilig, dass es heute Nacht noch geschehen muss.«
    Jinqx geleitete Anna zu ihrem Nest zurück und wünschte ihr einen erholsamen Schlaf. Dann steckte sie noch einmal den Kopf durch die Türöffnung und sagte: »Du solltest vielleicht einmal im Traum nach den Herzen suchen. Nicht diese Nacht, heute wäre es gut, du ruhtest dich einfach nur aus. Aber wenn du dich das nächste Mal zum Schlafen hinlegst ... Denk mal darüber nach.« Sie schob den Vorhang vor der Tür zu und war fort.
    Anna kuschelte sich unter ihrer Decke zusammen und war schon eingeschlafen, als draußen noch die leisen Schritte von Jinqx zu vernehmen waren, die zu ihrem Schlafplatz ging.

~ 15 ~

    Das Erste, was sie am anderen Tag erblickte, als sie die Augen aufschlug, war das blasse, aber vergnügte Gesicht Korbens. Er hockte neben ihrer Schlafmulde, hatte ein Tablett mit Früchten und Brot auf dem Schoß und kaute hingebungsvoll auf etwas herum.
    »Schmeckt dir mein Frühstück?«, brummelte Anna schlaftrunken und ein wenig ärgerlich. Korben schluckte und nickte leicht verlegen.
    »Komm, es ist bald Mittag«, sagte er. »Ich möchte mich ein bisschen umsehen, aber ich finde mich hier nicht zurecht.« Er blinzelte sie kläglich an. »Jetzt kannst du mich ja mal herumführen. Hier kennst du dich besser aus als ich.«
    Anna grinste und setzte sich auf. »Gut, raus mit dir. Ich komme gleich und hole dich ab.«
    Müßig streiften sie einen Nachmittag lang durch das Gewirr der Äste, Zweige und Seiltreppen, und Anna zeigte Korben all die Plätze, an die sie sich aus ihrer Zeit im Großen Nest noch erinnerte. Schließlich saßen sie friedlich und müde von all den Eindrücken nebeneinander auf einem hohen Ast, ließen die Beine über dem Abgrund baumeln und aßen von den Äpfeln, die sie sich in einem der großen Nester, die als Speiseräume dienten, geholt hatten. Korben zeigte inzwischen kaum noch Angst vor dem unsicheren Grund, auf dem sie sich bewegten.
    »Du hast dich schnell eingewöhnt«, sagte sie anerkennend.
    Korben warf ein Kerngehäuse hinunter und sah ihm nach, wie es den scheinbar endlosen Fall zum Waldboden aufnahm. Er leckte seine Finger ab und streckte sich. »Es gefällt mir hier. Und außerdem – die Zeit als Vogel hat mir fast alle Angst vor der Höhe genommen. Es fühlt sich anders an, wenn man ein Mensch ist, aber ich erinnere mich auch noch daran, wie schön es war, hoch oben in der Luft zu fliegen. Das hilft.«
    Anna nickte nachdenklich. Korben lehnte sich an einen aufstrebenden Ast und gähnte herzhaft. »Was geschieht jetzt mit uns?«, fragte er schläfrig. »Es gefällt mir hier zwar, aber ich möchte nicht für immer im Großen Nest bleiben. Was meinst du, kehren wir in die Residenz zurück?«
    Anna schwieg lange. Dann zuckte sie mit den Achseln und schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht, Korben. Was dich angeht – du bist ein entflohener Gefangener. Aber wenn Gras über die Sache gewachsen ist, sucht möglicherweise keiner mehr nach dir. Und wenn du es vermeidest, der Wache unangenehm aufzufallen ...«
    »Und der Händlergilde«, fügte Korben sarkastisch hinzu.
    »Und dem Weißen Orden«, lachte Anna. »Nein, ich glaube, die Residenz ist nicht unbedingt ein Ort, an den du zurückkehren solltest.«
    Korben nickte stumm, aber sein Gesicht drückte Zuversicht aus. »Ich werde schon zurechtkommen. Die Krähe hat angefangen, mich das zu lehren, was ich wissen will, und vielleicht behandelt sie mich ja jetzt endlich richtig als ihren Schüler. Dann ist es mir egal, wo ich lebe. Es tut mir nur Leid wegen Mika. Er kommt allein so schlecht zurecht.« Über sein Gesicht huschte ein Schatten, als er das sagte, und Anna deutete es gerührt als Sorge um seinen Freund.
    »Er wird zurechtkommen«, sagte sie zuversichtlich. »Er hat doch schon damit angefangen. Cass hilft ihm im Laden, und ich habe meiner Mutter einen Brief geschrieben, damit sie sich ein bisschen um ihn kümmert.« Sie kicherte. »Sie wird ihn mögen. Er ist so nett schüchtern.«
    Korben sah sie mit ernster Miene an, als wollte er ihr etwas Wichtiges mitteilen, aber im selben Moment rief vom Ast über ihnen jemand nach Anna.
    »Hier bin ich«, rief sie zurück und stand auf. Mellis' Kopf tauchte über ihnen auf, und sie winkte.
    »Komm hoch«, rief

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