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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Hunger?«, rief sie uns zu. »Greift mal hinter euch, da steht mein Abendessen. Ich bin heute nicht hungrig, nehmt euch ruhig ordentlich was davon.« Sie beugte sich vor und hielt einer unschlüssig um ihre eingelegten Pilze herumstreichenden Kundin auffordernd eine Gabel hin. »Hier, meine Gnädigste, überzeugen Sie sich selbst von der Qualität. Solche süß-sauer eingelegten Gondrachs bekommen Sie nirgendwo sonst auf Cairon, nur hier bei mir!«
    Dix grub schon eifrig in dem Beutel herum. Er reichte mir ein eingewickeltes Päckchen, aus dem es verlockend nach Betanischem Käse roch, und biss selbst gierig in eine faustgroße Fleischbeere, dass ihm der weiße Saft über das Kinn rann und auf sein schmuddeliges Hemd tropfte. Ich lockte Chloe aus meinem Pullover, wo sie ein Schläfchen gehalten hatte. Sie nahm mir den Brocken Brot und Käse aus den Fingern und verschwand damit wieder in die Tiefen meiner Kleidung. Das bedeutete mal wieder Krümel an allen möglichen und unmöglichen Körperstellen, falls ich nicht endlich zu meiner Dusche kam.
    »Wir sollten uns für diese Nacht auf jeden Fall einen Schlafplatz außerhalb der Clouds suchen«, setze ich unsere Beratung fort, als wir Serinas Imbisspaket um etliche Leckerbissen erleichtert hatten. »Was denkst du, werden sich die Roten heute um das Fischviertel kümmern?«
    Dix schnitt eine angewiderte Grimasse. »Kein Mensch, der noch im Vollbesitz seiner funktionierenden Nasenschleimhäute ist, kümmert sich um das Fischviertel. Du willst doch nicht etwa vorschlagen, dass wir uns da heute Nacht ein Quartier suchen sollen?«
    »Doch, genau das wollte ich vorschlagen. Oder fällt dir etwas Besseres ein?« Natürlich fiel ihm nichts Besseres ein. Wir bedankten uns artig bei Serina, die uns nur stumm zuwinkte, während sie einem ratlos aussehenden und offensichtlich nasenlosen Insektoiden eine Prise Gondrach-Pulver anbot. Serina gehörte zu den Händlerinnen, die nie aufgaben.
    Wir drängelten uns durch die Schmuckgasse zurück, und ich machte kurz an Tallis' Stand halt. Sie stand wie immer auf dem Podest, das es ihr trotz ihrer winzigen Statur erlaubte, in etwa gleicher Augenhöhe mit ihren Kunden zu verhandeln, und sah müde auf ihre Auslage.
    »Eddy.« Ihr knittriges kleines Gesicht leuchtete auf, als sie mich erblickte. Ich nahm die winzige, vierfingrige Hand, die sie mir reichte, und drückte sie vorsichtig.
    »Tallis, ich könnte Schwierigkeiten bekommen, morgen zu unserer Verabredung zu erscheinen. Die Roten haben wieder mal das Viertel abgeriegelt.«
    Sie sah mich aus ihren riesigen, dunkelbraunen Augen an, die so erstaunlich klug in ihrem faltigen dunklen Gesicht lagen. Eine rosige Zunge leckte schnell über spitze Zähne, und sie tippte mir mit ihrem scharfen Zeigefingernagel auf die Hand. »Du steckst in Schwierigkeiten, Eddy.« Ich nickte unbehaglich. Sie blinzelte nachdenklich. Ihre schwarze Haarmähne schien sich ein wenig zu sträuben. Die zwergenhafte Frau erinnerte mich mehr als je zuvor an ein seltsames, kleines Tier, das in dem Schmuckstand wie in seinem Bau hockte.
    »Du kommst zu mir. Ich werde auf dich warten. Wir haben etwas zu besprechen.« Ihre hohe Stimme klang bestimmt und ließ keinen Raum für Widerspruch. Ich nickte resigniert. Irgendwie würde es mir schon gelingen, mich zu ihrem Haus durchzuschlagen.

    Wir verließen das Gelände des Salzmarktes nicht, ohne uns vorher gut nach den Sicherheitskräften, die hier sicherlich patrouillierten, umgesehen zu haben. Aber das Glück ließ uns nicht im Stich: Die Straße, die vom Markt ins Fischviertel führte, lag still und verlassen vor uns. Mein alter Freund, der Verfolger vom »Galaktischen Hof«, schien meine Spur auf dem Markt verloren zu haben, jedenfalls hörte und sah ich nichts mehr von ihm.
    Wir nahmen die Beine in die Hand. Ich hielt Ohren und Augen offen und die Nase fest mit den Fingern verschlossen – die einzige Methode, wie man den durchdringenden Gestank dieses Viertels wenigstens so lange ertragen konnte, bis der Geruchssinn die Waffen streckte und betäubt aufgab.
    Dix ging vor, weil er sich hier besser auskannte als ich. Er hatte vor Jahren für ein oder zwei Monate in einem der Lagerhäuser als Nachtwächter gearbeitet – etwas, worüber er sich heute noch zu ärgern schien. »Das einzige Mal in meinem Leben, dass ich versucht habe, mein Geld auf anständige Art und Weise zu verdienen«, hatte er mir einmal in einer sentimentalen Synlaune anvertraut. »Ich habe gestunken wie

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