AnidA - Trilogie (komplett)
nächsten Stunden drückte ich mich als Zuschauerin bei einem Laserhockeyspiel herum, das mitten auf der eigens dafür gesperrten Allee der Glorreichen Zweiten Dynastie stattfand. Zwar waren bei solchen Gelegenheiten immer auch reichlich Rote unterwegs, aber die hatten alle Hände voll zu tun, Schlägereien zwischen den Anhängern der drei Mannschaften zu verhindern und Taschendieben auf die Finger zu klopfen. Ich behielt sie im Auge und bemühte mich, immer in Bewegung zu bleiben.
Kurz bevor die letzte Spielrunde ihrem Ende entgegenging, war es endlich an der Zeit, mich auf den Weg zu meiner Verabredung zu machen. Ich schob mich durch die Menge, die die Spieler anfeuerte, und tauchte in das Dunkel der kleinen Gassen rund um den Salzmarkt ein. Meine Schritte hallten laut auf dem feuchten Pflaster. Es hatte wieder zu regnen begonnen, und ich bemerkte erst kurz vor meinem Ziel, dass das Echo, das sie begleitete, gar keines war. Anscheinend war mein Verfolger gewitzter, als ich ihm zugetraut hatte.
Ich versuchte gar nicht erst, ihn hier abzuschütteln, dazu würde das Gedränge auf dem Markt mir sehr viel bessere Gelegenheit bieten. Ich beschleunigte nur meine Schritte und hielt die Ohren offen. Mein Schatten hielt meine Geschwindigkeit, blieb aber immer knapp außerhalb meiner Sicht.
Der Salzmarkt war ein riesiges Areal aus engen Budengassen, in denen sich Tag und Nacht dicht an dicht Kauf- und Schaulustige von überallher drängten. Der Markt war die eigentliche Attraktion dieser Stadt. Kaum ein Tourist, der hier Station machte, verzichtete darauf, wenigstens einmal darüber zu schlendern und sich nach Strich und Faden ausnehmen zu lassen. Wenn es überhaupt einen Ort auf diesem Planeten gab, an dem jemand sich vor der Sicherheit und den Roten verstecken konnte, dann war es hier.
Ich machte mir weiter keine Gedanken über meinen Verfolger – wenn er es in diesem Gedränge schaffte, mir auf den Fersen zu bleiben, würde mir auch der Versuch, ihn abzuschütteln, wenig nützen. Ich holte tief Luft, warnte Chloe, sich gut festzuhalten und warf mich todesmutig in das Gewühl der engen Gassen. Noch nicht einmal das ungemütlich nasse Wetter schien die Leute davon abhalten zu können, sich hier großartig zu amüsieren. Nur wenige der Budengassen waren mit einem teuren Schirmfeld überdacht, und von den Schirmen und Planen, mit denen die meisten Händler sich und ihre Waren schützten, tropfte es mir unangenehm in den Kragen. Ich drängte mich durch die Gasse mit den Schmuckständen, weil die Kauflustigen dort meist ihre Nasen an den Vitrinen platt drückten und deshalb der Gang etwas mehr Luft und weniger dicht gepacktes Fleisch enthielt als in den meisten anderen Gassen.
Im Vorbeigehen winkte ich der kleinen, verwachsenen Tallis zu, einer wahren Künstlerin auf ihrem Gebiet. Sie verkaufte wunderschöne und erstaunlich preiswerte Schmuckstücke aus Silberdraht und Steinen und machte damit einen ganz beachtlichen Umsatz, bewohnte aber dennoch nur ein abbruchreifes Haus in den Clouds. Ich kannte sie schon so lange, wie ich in den Clouds lebte, und war auch schon oft bei ihr zu Hause gewesen, um mit ihr Kaffee zu trinken und ein Schwätzchen zu halten.
»Eddy, ich muss unbedingt mit dir sprechen«, rief sie mir über die blütenbewachsenen Köpfe eines berianischen Pärchens hinweg zu, die sich mit zischenden Stimmen über den Kauf einer rötlich funkelnden Schlangenbrosche berieten.
»Jetzt nicht, Tallis. Ich bin verabredet«, erwiderte ich ohne anzuhalten und deutete unbestimmt auf das Zentrum des Marktes.
»Bei mir zu Hause, morgen Mittag?«, hörte ich ihre hohe Stimme hinter mir herrufen.
»Geht in Ordnung«, brüllte ich und schob mich rücksichtslos durch eine kichernde Traube von facettenäugigen Touristinnen aus dem Rigel-System.
Serinas Stand war so umlagert wie immer. Kein Wunder, sie verkaufte den anerkannt besten Gondrach von ganz Cairon, und das wollte etwas heißen, wo fast jeder auf diesem Planeten dieses Zeug in seinem Keller hatte. Gondrachs wuchsen so gut wie überall, wenn sie nur genug Feuchtigkeit bekamen, aber eigentümlicherweise ließen sie sich nicht auf anderen Welten ansiedeln. Die verschiedenen Spezialitäten, die aus diesen hässlichen, schrumpeligen Pilzen hergestellt wurden, waren überall im Kaiserreich überaus begehrt. Getrockneter Gondrach war ein mild aphrodisierendes Gewürz, das wie eine scharf-aromatische Curry-Mischung roch, eingelegte Gondrachs dagegen schmeckten eher mild
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