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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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die schwach belebte Einkaufsstraße, in die sie mündete. Am besten blieb ich bis zum Abend einfach in Bewegung, das sollte meine Chancen verbessern, den Suchtrupps, die mit Sicherheit unterwegs waren, aus dem Weg zu gehen.
    Ich kannte die Stadt wie meine Hosentasche, was mir die Sache erleichterte. An einem der vielen Imbissstände, die die schäbige Zweite Avenida säumten, kaufte ich einen doppelten Käseburger mit extra viel Salat und teilte ihn mir mit Chloe. Als ich die Serviette in den Abfallkonverter warf, beschlich mich zum ersten Mal das Gefühl, dass mich jemand beobachtete. Ich erstand noch eine Dose CoceUp und riss sie gleich auf, während ich unauffällig meine Umgebung musterte. Es schien sich auf den ersten Blick niemand besonders für mich zu interessieren, aber das kitzlige Gefühl in meinem Nacken, auf das ich mich bisher immer recht gut hatte verlassen können, blieb.
    Ich schlenderte, die Dose in der Hand, gemächlich eine der Treppen zum Strand hinunter. Chloe war wieder auf meine Schulter geklettert und hielt ihre zitternde Nase in die frische Brise, die vom Meer herwehte. Die Luft war angenehm salzig und roch ein wenig nach Tang. Hoch über uns fiel lautlos und von der tief stehenden Sonne hell angestrahlt ein Shuttle aus dem blassblauen Himmel und glitt auf den Shuttlebahnhof zu. Der rote Sand war feucht und klebte schwer an meinen durchgelaufenen Sohlen. Ich hockte mich auf einen der kleinen Stege, die ins Wasser hinausgingen, und zog umständlich die Schuhe aus, was mir erneut Gelegenheit gab, mich völlig absichtslos umzusehen.
    Niemand war in meiner Nähe, aber oben auf der Promenade stand eine bullige Gestalt und schien mich anzustarren. Ich konnte das Gesicht nicht erkennen, weil es vollständig im Schatten einer Hutkrempe lag, aber ich glaubte dennoch zu wissen, um wen es sich handelte: Nassif, den dunkleren der beiden Gorillas aus dem Hotel. Ich fluchte lautlos und stopfte meine Schuhe hinten in meinen Hosenbund. Dann krempelte ich mir die Hosenbeine hoch, trank mein CoceUp aus und warf die Dose im hohen Bogen fort. Der Geier hatte also beschlossen, mich beschatten zu lassen, aus welchen Gründen auch immer. Das Einzige, was mich die Nerven behalten ließ, war der Umstand, dass sein Gorilla es nicht allzu geschickt anstellte – anscheinend war es ihm egal, ob ich ihn bemerkte.
    Durch den feuchten Sand stapfte ich weiter bis zu der Energiemauer, die den öffentlichen Teil des Strandes vom Privatbesitz des Administrators abtrennte. Dort stand ich eine Weile und sah hinaus aufs Wasser. Im Sommer wäre ich mit Chloe eine Runde schwimmen gegangen, aber dafür war es heute wirklich zu ungemütlich.
    Ich kletterte wieder zur Promenade hinauf und stieg in meine widerlich klammen Schuhe. Der Gorilla war fort, aber ich traute dem ersten Augenschein nicht. Von hier aus gab es keine große Auswahl, wohin ich mich wenden konnte. Ich war relativ sicher, dass dieser Nassif unten an der Ecke auf mich warten würde, wo sich die Narn-Dealer mit ihren Kunden zu treffen pflegten.
    Ich pfiff zufrieden vor mich hin und blickte mich gründlich um. Die Sonne ging gerade in einer verschwenderischen Symphonie von Farben über dem Meer unter. Wer jetzt noch auf der Promenade war, statt sich in einem der teuren Strandrestaurants den Bauch vollzuschlagen, glotzte unter Ohs und Ahs zum Horizont. Ich spuckte in die Hände und schwang mich über die Umzäunung in den Hinterhof des »Weißen Barracudas«, der einer der angesagtesten der noblen Fressschuppen von Cairon City war. Hier speiste der Administrator persönlich zweimal in der Woche, und ich betete, dass nicht ausgerechnet heute einer dieser Abende war. Es wäre wohl äußerst ungeschickt von mir, ausgerechnet seiner Leibgarde in die erwartungsvoll ausgebreiteten Arme zu laufen.
    Ich drückte mich durch den Kücheneingang und schaffte es, unbemerkt hinter dem Rücken eines aufgebracht auf seinen Gehilfen einfluchenden Koches in den Gang zwischen Küche und Nebeneingang zu schlüpfen. Dort lauschte ich einen Moment lang, ob sich draußen irgendwas tat, und drückte die Tür auf. Sekunden später spazierte ich die Vierte lang und beglückwünschte mich selber zu meiner Gerissenheit. Sollte der Gorilla doch Wurzeln schlagen, da, wo er auf mich wartete. Vielleicht geriet er sogar in eine der regelmäßig stattfindenden Razzien, die die Roten dort veranstalteten, und durfte die Nacht im Bau verbringen.
    In mich hineinkichernd bog ich um die Ecke, und die

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