AnidA - Trilogie (komplett)
ein ganzer Schuppen voll vergammeltem Fisch, die Mädchen wollten mich noch nicht einmal mehr im Keller übernachten lassen. Eine Woche, bevor ich vom Amt meine IdentiCard bekommen hätte, habe ich in den Sack gehauen. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, Eddy. Ich kann heute noch keinen Fisch riechen.«
Er blieb vor einem Blechschuppen mit halb eingefallenem Dach stehen. Ich riskierte eine Nase voll ungefilterter Luft und musste würgen. Er schob den Riegel hoch, der die Tür inzwischen mehr symbolisch als wirksam verschlossen hielt. Ich grinste anerkennend. Es gab kein mechanisches Schloss, das dem Burschen gewachsen war. Eine wahre Schande, dass seine Kenntnisse auf dem Gebiet der elektronischen Schlösser nicht ebenso umfassend waren, aber Dix war und blieb nun mal ein altmodischer kleiner Gauner.
Wir schlüpften in das feuchtdunkle Innere des Schuppens, und Dix manipulierte das Türschloss so, dass es bei oberflächlicher Untersuchung immer noch abgeschlossen wirken würde. Ich sah mich um. Durch das löchrige Dach tropfte es melancholisch hinein, und auf dem unebenen Boden hatten sich riesige, nach Fisch stinkende Pfützen breitgemacht. Das langgestreckte Gebäude war vollkommen leer bis auf ein paar modrige Kisten und den allgegenwärtigen Gestank. Ich machte mich auf eine lange Nacht gefasst.
»Komm mit, Eddy. Da hinten ist vielleicht noch eine trockene Ecke.« Dix griff nach meinem Ellbogen und lotste mich durch die Halle. Wir machten es uns unter einem der wenigen unbeschädigten Teile des Daches bequem. Trotz der klammen Kälte zog ich meine Jacke aus und rollte sie unter dem Kopf zusammen. Ich war wahrhaftig nicht mehr allzu pingelig, was die Auswahl meiner Schlafplätze anging, aber mit dem schmierigfeuchten, stinkenden Bodenbelag dieses ehemaligen Lagerschuppens wollte ich meinen Kopf nicht allzu direkt in Kontakt bringen. Dix rollte sich wie ein struppiger kleiner Köter neben mir zusammen, aber er hielt dabei respektvollen Abstand. Ich hörte ihn so flach wie möglich atmen und musste mir das Lachen verbeißen. Dem armen Kerl musste der penetrante Gestank hier noch mehr an die Nerven gehen als mir.
»Schlaf gut, Dix«, sagte ich freundlich. Er knurrte nur und rollte sich noch etwas enger zusammen. Ich gähnte und schloss die Augen. Und natürlich piekten mich die Krümel, die Chloes Abendessen auf meinem Bauch hinterlassen hatten, dass es zum Verrücktwerden war. Mit dem sehnsüchtigen Gedanken an eine schöne, lange, heiße Dusche glitt ich hinüber in einen Traum, der von einer Flucht auf dem Meeresboden handelte, verfolgt von Schwärmen atemberaubend stinkender Fische.
Am anderen Morgen ging ich in einer Wolke von Fischgestank dicht an der Hafenmauer vorbei auf die Clouds zu. Dix und ich hatten uns in aller Frühe getrennt. Er wollte versuchen, sich durch die Kanalisation zum Haus von Mutter Gans durchzuschlagen. »Schlimmer als ich jetzt rieche, kann es dadurch auch nicht mehr werden«, hatte er mit seinem schiefen Grinsen bemerkt. Ich konnte ihm nur zustimmen. Es war ein Wunder, dass Chloe es noch mit mir aushielt.
Ich verabredete mit ihm, dass ich mich unverzüglich melden würde, wenn ich etwas Neues von unserem Gönner hörte. Bis dahin sollte Dix sich nicht aus dem Haus rühren. Er bekam ganz glasige Augen bei dem Gedanken daran.
»Weißt du, was die Mädchen von mir übrig lassen werden? Eddy, ich flehe dich an! Wenn El Buitre länger für seine dubiosen Vorbereitungen braucht als eine Woche, kannst du mich einäschern lassen!«
Ich lachte und klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. »Gib dein Bestes, mein Alter. Mutter Gans' Mädchen hängen nun mal an dir, weiß der Himmel, warum.«
Ich hatte mich entschieden, es sozusagen durch den Hintereingang zu versuchen. Um mich wie Dix durch die Kanalisation zu drücken, war ich eine Schuhnummer zu groß. Aber ich konnte im Gegensatz zu ihm gut schwimmen. Das gab mir außerdem die Möglichkeit, den penetranten Fischgestank loszuwerden, der so langsam anfing, mir richtig auf den Nerv zu gehen.
Die Clouds grenzten mit ihrem südlichen Bezirk an das aufgegebene Hafenviertel. Der Alte Kanal, der Cairon City mit unzähligen Armen durchzog, durchquerte auch die Clouds und endete hier in dem verfallenen Hafenbecken. Von hier aus müsste ich problemlos in das Viertel hineinkommen. Es war unwahrscheinlich, dass die Roten auch den gesamten Kanal bewachten. Wenn überhaupt, dann hatten sie einen Posten an seiner Mündung stationiert, und das würde
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