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AnidA - Trilogie (komplett)

AnidA - Trilogie (komplett)

Titel: AnidA - Trilogie (komplett) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Lieber Himmel, wann hatte ich das letzte Mal Strümpfe an meinen Füßen gehabt? Das und ein heißes Bad – der reinste Luxus!
    Sie drehte sich auf ihrem Fußschemel um und sah mich mit gerunzelten Brauen an. »Liebes Kind, ich bin doch wirklich eine dumme alte Frau. Möchtest du zuerst ein Bad nehmen?«
    Ich zuckte zusammen. Konnte sie auch noch Gedanken lesen? »Nein, nein, danke. Später gerne, Tallis. Aber jetzt wäre ein Becher Kaffee genau das Richtige. Ich hatte heute noch kein Frühstück, weißt du?«
    Ein blitzendes Lächeln erhellte ihr dreieckiges Gesicht. Sie hüpfte mit dem Kessel in der Hand von dem Schemel. »Kommt sofort, kommt sofort«, sang sie und hob den schweren Kessel auf die Feuerstelle. Ich hütete mich, ihr meine Hilfe anzubieten, denn in dem Fall konnte die sonst so liebenswürdige kleine Frau ausgesprochen giftig werden. Wenig später hielt ich eine riesige Tasse mit wunderbar duftendem Milchkaffee zwischen meinen Händen und atmete genießerisch den aufsteigenden Dampf ein.
    »Tallis, du machst den besten Kaffee der Stadt.« Ich blies darüber, ehe ich den ersten Schluck nahm. Sie kicherte und schwang sich mir gegenüber in den großen Schaukelstuhl. Sie zog ordentlich den weiten dunkelgrünen Rock über ihre Füße und sah mir beim Trinken zu. Ihr Gesicht war nachdenklicher als sonst.
    »Warum sind sie hinter dir her, Eddy? Hast du etwas angestellt?«
    Ich hob ein wenig kläglich die Schultern. »Ja und nein.«
    Tallis legte den Kopf schief und musterte mich scharf. »Jedenfalls kann es keine Bagatelle sein, wenn sie deinetwegen bei diesem Wetter eine Razzia machen. Komm, rück raus damit. Vielleicht finden wir gemeinsam eine Lösung.«
    »Tallis, ich will dich da nicht mit reinziehen. Bitte, lass mich ein oder zwei Nächte hier bei dir schlafen, damit ist mir schon mehr als geholfen.«
    Sie erwiderte nichts, aber ihre großen, dunklen Augen bewölkten sich. »Wie du willst«, sagte sie schließlich sanft. Sie kletterte auf die Fußbank vor dem Herd und begann, in der leise köchelnden Suppe zu rühren. Ich sah ihr unbehaglich zu. Es tat mir leid, sie verletzt zu haben, aber ich wollte sie nicht in Gefahr bringen. Es war schon schlimm genug, dass ich hier in ihrem Haus war. Ich hegte die Hoffnung, dass ich längst wieder verschwunden sein würde, ehe es jemandem auffiel.
    »Ich habe es dir schon einmal gesagt«, sagte Tallis, ohne sich umzuwenden. »Du kannst hier bei mir wohnen, Eddy. Du musst nicht da draußen auf der Straße leben.«
    Ich schwieg. Es stimmte, Tallis hatte es mir angeboten, mehr als einmal sogar. Sie hatte Platz genug hier in ihrem Haus, und auch wenn es klein war, war es geräumig genug für zwei. Ich könnte mich sogar offiziell hier anmelden. Es war eine Möglichkeit, all den Dreck hinter mir zu lassen, und fast die einzige legale Chance, an eine IdentiCard und Arbeit zu kommen. Das Amt verlangte für den Ausweis einen ständigen, festen Wohnsitz. Eine Wohnung kostete Galacx, und überdies wurde heutzutage selbst das mieseste Loch nur an Personen vermietet, die nachweisen konnten, dass sie einer regelmäßigen Arbeit nachgingen. Und eine feste Anstellung bekamst du nur, wenn du eine IdentiCard hattest ... die Ratte biss sich da unweigerlich in den Schwanz. Warum also nahm ich das gut gemeinte Angebot nicht an?
    Tallis sprang von ihrem Schemel und stellte einen großen Teller mit Gemüsesuppe vor mich hin. Ich sah ihre traurigen Augen und griff nach ihrer Hand.
    »Sei mir nicht böse, Tallis. Ich könnte es nicht aushalten. Ich fühle mich hier nicht zu Hause. Seit dem Tod meiner Großmutter weiß ich, dass ich von Cairon fort muss, woanders hin ...« Ich verstummte, von meinen eigenen Worten überrascht.
    Tallis drückte meine Finger und schüttelte leicht den Kopf. »Iss deine Suppe, Kind.« Ich spürte, dass sie etwas anderes hatte sagen wollen, aber sie hatte sich schon wieder abgewandt und hantierte am Herd herum.
    »Kann ich nachher mal dein Terminal benutzen, Tallis?«, fragte ich, nachdem ich brav meinen Teller geleert hatte. Sie saß wieder in ihrem Schaukelstuhl und bog mit geschickten Fingern einen dünnen Silberdraht zu verschlungenen Ornamenten. Tallis benutzte selten Werkzeug für ihre Schmuckstücke, allenfalls, wenn es etwas zu löten gab. Die Zange brauchte sie nur, um den Draht von der Rolle abzuzwicken, alles andere schaffte sie allein mit ihren starken, schmalen Fingern.
    »Du brauchst doch nicht zu fragen, Kind«, erwiderte sie, ohne von ihrer

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