Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
Marten, als der Vogel nach wenigen Rufen verstummte. Ida musste lachen.
    »Euer Bruder hat mir das erzählt, als ich ein Kind war.« Sie verschränkte die Hände vor den Knien. »Ich habe ihn damals dafür ausgelacht, aber trotzdem ertappe ich mich seitdem immer wieder dabei, dass ich mitzähle.«
    Er brummte zustimmend und blies eine kleine Rauchwolke in die Luft. »Jetzt lasst hören. Ihr habt gestern angedeutet, dass Simon etwas mit dem Verschwinden Eures Bruders zu tun hat?«
    »Nun, jedenfalls nicht direkt. Ich hege allerdings die Hoffnung, dass er weiß, wohin Albi gegangen ist, nachdem er Sendra verlassen hat.« Sie erzählte ihm von dem Brief ihres Bruders. Martens misstrauischer und ungläubiger Blick wich nicht von ihrem Gesicht.
    »Hört, das kann nicht sein«, sagte er knapp, als sie geendet hatte. »Euer Bruder hat Euch belogen.« Seine Stimme klang aufgebracht, und seine Miene war feindselig.
    Ida zog die Brauen empor. »Was bringt Euch zu diesem Schluss?«, fragte sie mild. Er klatschte mit der Hand auf den Baumstamm, dass es laut durch den stillen Wald schallte. Ein Eichelhäher stob mit einem erschreckten Ruf aus einem der Baumwipfel auf. »Ich weiß es. Mein verdammter Bruder hat den Nebelhort seit Jahren nicht verlassen.« Er schloss die Lippen um das Mundstück der Pfeife und paffte grimmig.
    Ida seufzte ungeduldig. »Also gut, erzählt mir, was Simon treibt«, sagte sie, um seinen sichtlichen Unmut zu besänftigen. Marten rückte seinen massigen Leib auf dem Baumstamm zurecht und legte die Hände auf seine gepolsterten Knie.
    »Ich war Söldner drüben im Hort«, begann er. »Mein hochnäsiger Herr Bruder, der edle Ritter, der einen gemeinen Söldner sonst nicht eines Blickes gewürdigt, geschweige denn sich mit ihm abgegeben hätte, kam nach seinem unrühmlichen Abgang aus dem Orden angekrochen, ob ich ihm nicht helfen könne. Ich habe ihn bei meinem Dienstherrn untergebracht, obwohl ich wusste, dass das nur Ärger geben würde.« Er schwieg und biss erbittert auf dem Mundstück seiner Pfeife herum. Ida sah ihn ungläubig an. Er bemerkte ihren Blick, und seine Wut verrauchte. Er grinste und deutete mit der Pfeife auf sie.
    »Diesen Blick kenne ich«, sagte er fast triumphierend. »› Du willst als Söldner gearbeitet haben?‹« Er lachte. »Ich war nicht mein Leben lang Wirt, Prinzessin. Und ich hatte damals auch noch nicht ganz mein jetziges Format erreicht, obwohl ich schon sehr eifrig daran gearbeitet habe.«
    Ida musste sein Grinsen wider Willen erwidern. »Ihr liebt Euren Bruder nicht gerade, scheint mir.«
    Mit einem abfälligen Knurren stieß Marten eine Rauchwolke durch die Nase aus. »Das unterschreibe ich Euch sofort, Lady.« Er fuhr sich mit der Hand durch das kurz geschorene zimtfarbene Haar. »Wir haben uns unser Leben lang gehasst wie den Roten Tod. Und deshalb weiß ich auch, dass er niemals gewagt hätte, seine Nase wieder über die Grenze zu stecken. Ich habe ihm damals sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich sie ihm abschneide, wenn er es versucht.« Ida starrte ihn schockiert an. »Glaubt nicht, ich hätte es nicht erfahren, wenn er den Hort verlassen hätte, Prinzessin. Meine Verbindungen dorthin sind immer noch gut, und auch hier in der Hierarchie gibt es kaum etwas, das mir entgeht. Simon weiß das. Er würde es niemals riskieren, mich herauszufordern. Das hat er ein Mal gewagt, und er hat es teuer bezahlen müssen.«
    Ida schluckte hart. Da war wieder dieser kalte, gewalttätige Ausdruck in seinem Gesicht, der sie daran erinnerte, den fetten Mann nicht zu unterschätzen. »Warum sollte Albi mich belügen?«, fragte sie kühl.
    Marten fixierte sie bösartig. »Weil Euer Bruder ein hinterhältiges, falsches und verlogenes Aas ist.«
    Ida sprang auf und stemmte zornbebend die Fäuste in die Seiten. »Was maßt Ihr Euch an? Ihr sitzt da und äußert die ungeheuerlichsten Sachen über jemanden, den Ihr nicht einmal persönlich kennt! Ich habe nicht vor, mir Euer Geschwätz noch länger anzuhören, Wirt!« Sie drehte sich auf dem Absatz herum und marschierte davon.
    Sie kam nicht weit. Hinter ihr erbebte der Boden unter stampfenden Schritten. Eine schinkengroße Pranke griff unsanft nach ihrem Ellbogen und wirbelte sie herum. »Lasst mich los«, fauchte sie und ballte die Fäuste. Der Wirt schüttelte sie kräftig durch und löste dann schwer atmend seinen Griff. Ida rieb sich den schmerzenden Arm und funkelte Marten böse an.
    »Entschuldigt, Lady«, sagte er unvermutet

Weitere Kostenlose Bücher