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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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sanft. »Kommt, setzen wir uns wieder. Ich hatte kein Recht, so zu Euch zu sprechen.« Sie folgte ihm widerwillig zu ihrem Rastplatz zurück. Die kleine Stummelpfeife lag achtlos fortgeworfen auf der Erde. Der Wirt bückte sich ächzend, um sie aufzuheben. Dann hockte er sich wieder auf den bemoosten Baumstamm und klopfte schweigend die Pfeife aus.
    »Könnt Ihr mir helfen, Euren Bruder im Nebelhort zu finden?«, fragte Ida mühsam beherrscht. Es hatte keinen Zweck, die beleidigte Mohrrübe zu spielen. Sie hatte die Hilfe dieses ungehobelten Klotzes, der da so wuchtig vor ihr aufragte, dringend nötig.
    Er schüttelte wortlos den Kopf. Ida presste die Lippen zusammen und versuchte es erneut: »Sagt mir zumindest, wo ich beginnen muss, nach ihm zu forschen. Ich schaffe das auch alleine.«
    »Es hat keinen Sinn, Prinzessin.«
    Allmählich ging es ihr auf die Nerven, dass er so unbekümmert von Simons Spitznamen für sie Gebrauch machte. »Warum nicht?«, fragte sie scharf.
    »Ihr kennt den Hort nicht«, erwiderte Marten nicht minder scharf. »Ihr würdet nach einer Stunde schon aufgegriffen werden. Der Hort ist kein Tummelplatz für eine Frau!«
    »Ach«, fuhr Ida ihn an. »Was hat denn das mit meinem Geschlecht zu tun, Ihr fetter, hinterlistiger ...« Sie verschluckte, was sie hatte sagen wollen, und rief sich zur Ordnung. Auf diese Art würde sie diesem gewissenlosen Halunken kaum beikommen.
    Er grinste Ida breit an. »Ja?«, provozierte er sie. »Was bin ich?«
    Ida winkte ab. »Kommt, Marten, seid nicht albern. Dorkas hat es geschafft, sich fast vier Jahre im Nebelhort aufzuhalten. Mit Eurer Hilfe. Ich verlange nicht einmal das, und ich bin bereit, Euch gut zu bezahlen.«
    Ein grünlicher, habgieriger Funke blitzte in den schwerlidrigen Augen auf. »So«, sagte er lauernd. »Das hört sich allerdings nicht übel an. Aber ich mache Euch einen anderen Vorschlag. Ihr bezahlt mich gut, und dafür finde ich heraus, wo Euer Bruder abgeblieben ist. Und die Kette hole ich Euch auch zurück. Wie klingt das?«
    Ida sah nachdenklich zu Boden. Wie wichtig war es ihr, Simon selbst noch einmal zu treffen und mit ihm zu sprechen? Nach dieser unerfreulichen Begegnung mit seinem Bruder verspürte sie weniger Lust dazu als zuvor. »Also gut«, gab sie nach. »Aber wenn Ihr erfolglos bleibt, verlange ich von Euch, dass Ihr selbst mich zum Nebelhort bringt.« Er hielt ihr schweigend und mit einem schiefen Grinsen die Pranke hin. Ida schlug ein. Seine dicken Finger schlossen sich fest und warm um ihre Hand. Sie begegnete seinem Blick und wusste nicht zu deuten, was sie darin las.
    »Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich habe Hunger.« Marten wuchtete seinen massigen Körper in den Stand. Er legte einen schweren Arm um ihre Schultern und schob sie auf den Weg. »Kommt, ich koche uns was Feines. Was haltet Ihr von einem Auflauf? Feiern wir unsere Geschäftspartnerschaft.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr ein so großartiger Koch seid.« Ida lehnte dankend einen Nachschlag ab. Sie lockerte ihren Hosenbund und rülpste leise.
    Marten füllte seinen Napf ein weiteres Mal hoch auf und schob sich einen riesigen Bissen in den Mund. »Ich koche eben gerne. Sieht man das nicht?«, fragte er kauend.
    Ida legte die Füße auf die Bank und schüttelte schläfrig den Kopf. »Nein, man sieht nur, dass ihr gerne esst.«
    Marten prustete und schaufelte weiter den Auflauf in sich hinein. »Was macht Ihr jetzt? Wo kann ich Euch erreichen, wenn ich etwas herausgefunden habe?«
    Ida hob ihren Becher, in dem noch ein Rest Wein war, und trank ihn aus. Dann rollte sie den leeren Becher nachdenklich zwischen ihren Handflächen. »Ins Mutterhaus kann ich erst zurück, wenn ich meine Kette wiederhabe. Also besuche ich jetzt zuerst Tante Ylenia, bevor ich nach Sendra zurückkehre. Ich werde Euch auf dem Laufenden halten, Marten.«
    Der Wirt grunzte zustimmend und stand auf, um sich noch eine Portion zu holen. Fasziniert sah Ida zu, wie auch dieser hoch gefüllte Napf in seinem anscheinend unersättlichen Schlund verschwand.
    »Ihr könnt gerne noch ein paar Tage bleiben«, bot er an. »Wir hatten doch einen recht netten Abend gestern, warum sollten wir das nicht wiederholen?«
    Ida lächelte ihn breit an und gurrte: »Guter Mann, falls Ihr Wert darauf legt, Eure Finger auch in Zukunft noch an Eurer Hand und nicht lose in der Tasche mit Euch zu führen, solltet Ihr Eure verdammte Pfote schleunigst von meinem Bein nehmen.«
    Marten grinste lüstern und

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