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Anidas Prophezeiung

Anidas Prophezeiung

Titel: Anidas Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Teebecher in der Hand hielt, auf die Bank. Er schaufelte das Essen in den Mund, und seine andere Hand verirrte sich wie von ungefähr auf Idas Knie. Ida blickte starr und ungläubig darauf nieder, wagte aber in Storns Beisein keine heftige Reaktion. Es war nicht zu erkennen, ob Storn Martens Fehlgriff bemerkte, sein Gesicht blieb gelassen und freundlich auf den dicken Wirt gerichtet.
    »Du hast sicherlich die beiden – hm – kleineren Exemplare bemerkt«, bemerkte er beiläufig. Sein dunkles Auge wanderte kurz zu Ida und richtete sich wieder auf den kauenden Marten, der nur kurz nickte. »Du hast sie nicht bestellt, aber es war eine günstige Gelegenheit, und unsere geschätzte Khanÿ war der Meinung, dass sich dafür sicher ein Abnehmer finden wird. Sie sagte, du hättest einige Kunden für diesen speziellen Artikel an der Hand.«
    Marten schob den Teller fort und griff nach seiner Pfeife und dem Tabaksbeutel, wofür er Idas Knie loslassen musste. Sie wunderte sich, dass er schon fertig war. Anscheinend schlug Storn ihm auf den Magen. Er setzte den Tabak mit seinem Glühstein in Brand und stieß einige aromatische Wolken aus.
    »Das geht in Ordnung«, erwiderte er. »Ich kann so etwas allerdings nur hin und wieder an den Mann bringen. Meine Kunden sind so gut wie alle ausschließlich an der üblichen Ware interessiert.«
    Storn nickte unglücklich. »Das weiß ich ja, Marty. Aber du kennst die Khanÿ. Wenn sie etwas wünscht ...«
    Marten knurrte und biss auf seine Pfeife. »Du hast vorhin einen guten Tropfen erwähnt«, sagte er versöhnlich.
    Storn strahlte auf und erhob sich. »Ich hole ihn. Bin sofort wieder bei euch.«
    Er ging hinaus, und Ida drehte sich wutentbrannt zu Marten um. »Was fällt dir ein?«, zischte sie. »Was grabschst du an mir herum, du ...«
    »Ruhe!« Martens tiefe Stimme war kaum lauter als ein Hauch, aber sie knallte wie eine Peitsche. »Er ist misstrauischer, als ich befürchtet hatte, Prinzessin. Er hat meine Geschichte nicht geschluckt, deshalb muss ich schwerere Geschütze auffahren. Tu mir und dir den Gefallen, spiel mit. Und mach ein freundlicheres Gesicht, Stefan!«
    Storn kehrte in die Küche zurück und schwenkte einen schweren Reisesack, aus dem er triumphierend einen großen Krug zog. Er öffnete ihn und hielt ihn Marten unter die Nase, der tief einatmete und genießerisch die Augen schloss. »Roter Meerländer«, seufzte er. »Los, Storn, worauf wartest du? Schenk uns schon ein!«
    Sie tranken die erste Runde in einvernehmlichem Schweigen. Der Wein war schwer und erdig. Ida wusste, dass sie nicht mehr als höchstens zwei Becher davon trinken durfte, vor allem, weil sie noch diesen unseligen Termin mit Storn vor sich hatte. Marten dagegen tat sich keinen Zwang an, er trank schnell und gierig. Die Unterhaltung hatte sich auf allgemeine Themen verlagert. Storn und Marten tauschten Neuigkeiten aus, und Ida beschränkte sich aufs Zuhören. Jeder noch so winzige Brocken, der von diesem Tisch fiel, mochte ihr später einmal nützlich sein.
    Marten wurde zusehends betrunkener. Er sackte weich gegen Ida. Seine plumpe Hand legte sich auf ihre, als sie ihren Becher abstellte, und seine Finger streichelten über ihren Handrücken. Storn bemerkte es natürlich. Sein Gesicht wurde zuerst ganz leer, und dann flog ein überraschter und gleichzeitig höchst erfreuter Ausdruck über seine Züge. Er stand leicht schwankend auf. Storn schien angetrunken zu sein, aber Ida sah den klaren Blick seines gesunden Auges und wusste, er war in Wirklichkeit genauso wenig betrunken wie sie. Er murmelte, dass er sich erleichtern müsse, und ging hinaus, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    Marten legte seinen massigen Arm um Idas Schultern und streichelte zärtlich über ihr Gesicht. Sein weinschwerer Atem strich über ihre Wange, und er hauchte ihr ins Ohr: »Mach nicht so ein angewidertes Gesicht, Prinzessin, wir haben Publikum. Entspann dich, wir wollen ihm schließlich was bieten.« Ida verdrehte die Augen und legte widerwillig eine Hand auf Martens fette Hüfte. Er liebkoste mit seinen plumpen Fingern ihren Nacken und zog sie eng an seinen mächtigen Bauch, während er die Tür im Auge behielt. Ida presste voller Widerwillen die Lippen zusammen, als er sich tiefer über sie beugte und flüsterte: »Halt durch, mein Mädchen, gleich ist es geschafft. Geben wir ihm noch etwas zu sehen.« Er küsste sie mit gut gespielter Leidenschaft. Ida zwang sich, die Hände um seinen bulligen Nacken zu legen.

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