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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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die dir gefallen. Zwanzig, dreißig, fünfzig. Entweder dulernst, was Lust ist, oder du stirbst.«
    »Oh, aber was ist in dich gefahren? Was redest du?«
    »Dass ich dir zwei, drei Neger suchen werde, die dich um den Verstand bringen. Wir gehen abends ins Palermo, und du wirst schon sehen, wie schön du einen Bolero trällerst.«
    Ich erreichte nichts. Musste mich umdrehen und ihn ihr im klassischen Stil reinstecken. Dasselbe wie immer. Ach, Gloria, Frau meines Lebens, du bist wirklich eine Künstlerin! Wie ich dich brauche, du Schlampe! Darm schlief ich ein. Betrunken. Irgendwann. Wann, weiß ich nicht. Schlief wie ein Stein. Wodka betäubt mich immer. Garantiert. Ich erwachte spät, müde und mit Kopfschmerzen. Agneta neben mir sah mich mit fragendem und zugleich sanftem Gesichtsausdruck an. Sie wusste nicht, was als Nächstes anstand. War genauso durcheinander wie ich. Ich küsste sie ein bisschen, um sie zu beruhigen, und bat sie dann um Aspirin, Wasser und Kaffee.
    Alles ist überstürzt und flüchtig gewesen. Angeblich gibt es Zeit, Stille und Einsamkeit. Aber eins ist sicher, dass mir immer wieder dasselbe passiert: Das Leben, die Leute, die Ereignisse brechen über mich herein und erdrücken mich. Ich bin jetzt immer noch genauso verwirrt und verloren wie damals, vor drei Monaten, als ich in Stockholm landete. Alles, was ich tue, um einen klaren Kopf zu bekommen, misslingt. In Momenten wie diesen, des Katzenjammers, des Chaos und der Verwirrung verstehe ich, dass ich keinen Widerstand leisten darf. Mein Leben verläuft chaotisch. Das muss man akzeptieren, und viel mehr ist nicht zu erwarten.
    Agneta brachte mir Aspirin, ein Glas Wasser und Kaffee ans Bett. Liebevoll gab sie mir einen Kuss und fragte mich ganz sanft:
    »Warum führst du dich auf wie ein Wilder?«
    »Der Alkohol.«
    »Zum Teil. Aber da ist noch etwas mehr.«
    »Mixed cultures.«
    »Nein. Etwas Persönliches. Das bist du selbst. Du wolltest mich mit der Peitsche schlagen.«
    »Iiiich?! Daran erinnere ich mich nicht.«
    »Jawohl, mit der Peitsche.«
    »O nein. Ich habe noch nie jemanden geschlagen.«
    »Immerhin warst du Boxer.«
    »Seit Jahren boxe ich nicht mehr.«
    »Ganz genau. Da haben sich über die Jahre viele Begierden angestaut.«
    »Ach, bitte …«
    »Du musst dich erinnern. Letzte Nacht wolltest du mich schlagen.«
    »Ja, schön. Ich bin Sadist. Na und? Ich mag’s, dir vier Peitschenhiebe überzuziehen, und dir wird’s auch gefallen. Und dann pisse ich dir ins Gesicht. Und das wird dir noch besser gefallen. Auf Knien wirst du hinter mir herkriechen und mich um mehr anflehen. Verflucht noch mal! So viel Aufhebens, so viel scheinheiliger Anstand und all der Scheiß!«
    Sie weinte wie eine Magdalena. Litt sie wirklich, oder war alles nur Theater? Krododilstränen? Frauen heulen leicht, und am Ende weiß man nie. Ich lasse sie eine Weile flennen.
    »Heul ruhig, heul dich richtig aus. Ich werde dir zwanzig Hiebe überziehen, damit du dich richtig schön ausheulst.«
    Ich gehe zum Wandschrank, wo meine Tasche steht, schnappe mir die Peitsche und drohe ihr damit.
    »O nein, nein.«
    Sanft gehe ich damit ein paar Mal über ihren Rücken. Und es gefällt ihr, dieser Schlampe. Sie siecht dahin und seufzt wie eine Hündin (ich glaube, Hündinnen seufzen nicht, aber das ist jedenfalls, was Agneta tut: Sie seufzt wie eine Hündin und siecht dahin wie eine Katze). Mit offenem Mund lässt sie sich aufs Bett fallen:
    »Oh, du bist verrückt. Du willst mich umkrempeln, ahhh … du bist sexuell pervers.«
    »Nein, ich bin ein sexuell Getriebener. Ein Sturm. Ein sexueller Orkan, hahaha.«
    Ich ziehe ihr sanft noch ein paar über, und sie seufzt weiter. Mir scheint, dass sie einen Orgasmus hat. Nur allein von den Lederhieben. Im Grunde ist sie genauso eine Schlampe wie Gloria. Ich besteige sie von hinten, und als ich in sie eindringe, macht die Möse »chuchuchucuchucuchucu«. Sie ist im siebten Himmel. Und supersaftig.
    Wir kommen zum Ende. Eine Weile verharren wir so und spüren einander. Ich glaube, ich war etwas eingedöst, und hörte, wie sie mich fragte:
    »Willst du Gemüsesuppe zu Mittag oder eine Champignoncreme?«
    »Ist mir egal.«
    Wir dösten ein bisschen vor uns hin, ineinander verschlungen wie Schlangen. Schließlich standen wir auf und duschten. In zwanzig Minuten hatte Agneta das Mittagessen fertig. Eingehüllt in meinen Morgenrock aus beigefarbenem Samt komme ich aus dem Bad. Albinoni erklingt, und der Tisch ist perfekt:

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