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Animal Tropical

Animal Tropical

Titel: Animal Tropical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pedro Juan Gutiérrez
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Wir unterhielten uns über Chinin, Anregungsmittel, Ingwer.
    »Man sagt, es sei ein Aphrodisiakum. In Havanna gibt es eine Kaschemme in Cuatro Caminos, in der ein Aufguss aus Ingwer mit Wachteleiern verkauft wird.«
    »Ich glaube nicht an Aphrodisiaka.«
    »Also ich schon.«
    »Ich finde das absurd.«
    »Alles kann einem absurd vorkommen. Oder auch nicht. Es gibt Grenzen, die jeder ganz für sich übertreten muss. Wenn du sie mit jemand anderem teilen willst, hören sie auf zu existieren.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Was du da gerade über den umherirrenden, deprimierenden Geist gesagt hast.«
    »Oh, aber das stimmt auch total. Du weißt, dass ich keine Lügen erzähle und auch nicht verrückt bin.«
    »Und ich sage dir, als ich das erste Mal in Mexiko war, hatte ich keine Ahnung von Chili. Und ich aß Chili-Würste und bekam eine fast permanente Erektion. Es war unglaublich, und ich bekam es schon mit der Angst. Ich dachte, ich würde wahnsinnig werden. Konnte mir überhaupt nicht vorstellen, was da vor sich ging. Es war wie eine sexuelle Superenergie. Am vierten oder fünften Tag schließlich erklärte mir ein Mexikaner, dass Chili bei einigen Menschen wie ein Aphrodisiakum wirkte, und ab sofort war Chili für mich gestrichen.«
    »Und?«
    »Die Erektionen flauten ab. Ich konnte schon nicht mehr. Nachts wachte ich auf und hatte einen Ständer wie ein Balken; drei-, viermal am Tag holte ich mir einen runter. Ich ging langsam drauf.«
    »Oh, das glaube ich dir.«
    »Klar. Das musst du mir glauben. Ich glaube dir auch das mit dem Geist. Schon mehrfach hatte ich Erfahrungen mit so was. Und schlimmere. Aber ich spreche nicht gerne über Tote. In der Bar in Cuatro Caminos sitzen immer ein paar alte Männer und trinken einen Aufguss aus Ingwer und Wachteleiern.«
    »Aber diese Alten interessieren sich doch bestimmt gar nicht mehr für Sex.«
    »Die da sehr wohl. Das sind alte Banditen. Von der Straße. Und die wollen sich in Schuss halten bis ins Grab. Viele von ihnen sterben beim Vögeln einer kleinen Nutte für ein paar Pesos.«
    »Oh, wie schrecklich.«
    »Nichts da, von wegen schrecklich. Der ideale Tod. Mit neunzig oder hundert. Aufregend. Die letzte Vagina deines Lebens. Und du weißt nicht, dass sie die letzte ist. Die Latte stramm. Und die Pumpe gönnt dir noch einen Fang. Dein Gesicht verzerrt sich, und du stirbst. In dem Fall bekreuzigen sich die kleinen Nutten, die ansonsten immer abkassieren, ehe sie die Hüllen fallen lassen, dreihundertmal mit der rechten Hand, beten dabei das Vaterunser und das Salve Regina, die du erfüllt bist von Gnade, und mit der linken ziehen sie sich den Schwanz raus, stürzen Hals über Kopf davon und lassen den Toten liegen, bis man ihn findet. So will ich sterben.«
    »Und dann äschert man dich ein.«
    »Genau. Nichts da mit Verwesung unter der Erde. Reinigendes Feuer.«
    »Das habe ich bei Männern nie verstanden. Sie können Sex von allem anderen trennen. Ich kann nicht Sex mit jemandem haben, den ich nicht liebe.«
    »Das ist keine Frage von Mann oder Frau. Eher Ansichtssache. Mir hat Sex immer Spaß gemacht. Die Liebe ist etwas anderes. Ich habe sie mit Frauen erfahren, die mir sexuell sehr gefielen. Aber das war nur ein Moment. Es hieße, die Dinge unnötig zu verkomplizieren, wenn man über den Sex hinaus auch noch Liebe, Zärtlichkeit, schöne Gefühle mit einbringen wollte. Ist dir das noch nicht passiert?«
    »So nicht. Im Gegenteil.«
    »Wie?«
    »Bei einigen Männern wäre mir lieber gewesen, sie hätten weniger Bildung gehabt und stattdessen mehr …«
    »Sex?«
    »Hmm.«
    »Sex?«
    »Hmm.«
    »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Und es macht dir Angst, das zu sagen? Das ist doch ganz normal.«
    »Oh.«
    »Sprich, benutze die Sprache. Bestimmt waren die Männer sehr gebildet, haben dich aber nicht so richtig rangenommen, und du hattest nie einen Orgasmus. Das Schlimmste daran ist, dass es ihnen nicht einmal aufging und sie völlig zufrieden mit sich waren.«
    »Ja, aber, ohhh …«
    Und sie wird rot wie eine Tomate.
    »Mit mir ist es genau umgekehrt. Guter Schwanz, aber ich bin halb wild.«
    »Du bist nicht halb wild.«
    »Du sagst doch, ich ähnele einem Gorilla.«
    »Manchmal.«
    Bei diesem Gespräch zum Klang des erotischen Salsa gerieten meine Hormone in Aufruhr. Ich hob ihre Bluse, und sie trug keinen BH. Sie braucht keinen. Ihre Brüste sind herrlich groß und fest. Na, ich will mich nicht dauernd wiederholen. Jemand könnte denken, ich sei vom Sex verblendet. Das

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