Animal Tropical
einzige Problem ist nur, dass ich mich beherrschen muss. Ich rege mich auf, wenn ich sehe, dass sie mir nicht erlaubt, sie anal zu nehmen, oder mir keinen blasen will. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem ich ihr ein paar hinter die Ohren gebe, während ich sie nehme. Und das darf nicht sein. Ich muss mich beherrschen. Nicht alle Frauen sind gleich. Gloria hat ihre wildesten Orgasmen, wenn ich ihr ein paar ins Gesicht scheuere, sie anspucke, zu Boden werfe, sie trete und ihr ins Gesicht pisse oder ihr ein paar Hiebe auf den Blanken verpasse. Genüsslich winselt sie mich wie eine Hündin an: »Ja, genau so, Schätzchen, schlag mich weiter, immer weiter, ich bin ein Kind der Misshandlung, gib’s mir.« Aber sie ist eine verrückte, leicht erregbare Mulattin. Was wohl, wenn ich dasselbe mit der Schwedin täte? Das kann niemand sagen. Vielleicht überrascht sie mich und benimmt sich genauso wie Gloria: kommt wie eine Hündin, bis hin zum Eisprung. Das weiß niemand. Immerhin haben ihr schon mal die Peitschenhiebe gefallen.
25
Erschöpft hörten wir auf. Dösten ein bisschen vor uns hin, vielleicht eine halbe Stunde. Und kamen erneut unserer Pflicht nach. Und als solche törnt es mich nicht an. Sie ist zu passiv. Lässt es sich besorgen. Doch alles in allem gefällt’s mir. Wir schwitzten wie zwei Tiere und, na ja, eben all das Übrige. Ich habe mir wirklich fest vorgenommen, diese Intimitäten nicht auszuplaudern. Das kostet mich einige Mühe, denn ich erzähle gern alles. In allen Einzelheiten. Aber das darf nicht sein. Offenbar haben die schwedischen Vibrationen Einfluss auf mich: Mäßigung und Schweigen.
Danach nahmen wir eine heiße Dusche und gingen mit Kaffee und Eis auf den Balkon. Sie will unbedingt spazieren gehen. Ich will nicht. Hole mir ein Buch und versuche zu lesen. In Wirklichkeit fühle ich mich müde. Die großtuerischen Vögeleien zweimal hintereinander sind nichts mehr für mich, aber das will ich nicht eingestehen.
»Ich will mir ein paar Bilder in einer Galerie ansehen. Sie ist ganz in der Nähe.«
»Nein, Agneta. Geh allein.«
»Allein gehe ich nicht.«
»Bist du unruhig?«
»Ein bisschen.«
»Geh spazieren. Ich brauche etwas Ruhe.«
»Ich muss in den Supermarkt, Milch kaufen. Willst du etwas?«
»Nein. Es ist alles da.«
Sie ging. Auch ich bin innerlich unruhig. Ein bisschen nervös. Aber ich will nicht, dass sie das weiß. Das Ende rückt näher. Nur ein paar Tage bleiben mir noch, zudem die Müdigkeit. Zu viel Sex. Wir sind erschöpft. Manchmal denke ich daran, vernünftig zu sein und mich zu mäßigen, und mache mir sogar ein Programm, um Essen und Trinken, Tabak, Sex und Fitnessübungen in Grenzen zu halten. Aber ich übertrete es ständig. Und mache weiter mit meinen Exzessen. Vielleicht stammt die Unruhe daher.
Ich lege mich hin. Kein Nickerchen möglich. Ich bin innerlich zu angespannt. Der große Gesinnungsgenosse tobt. Ich stelle Radio Match ein. Der Sprecher preist Schwindel erregende Winterschlussverkaufsangebote in einem Supermarkt an und legt dann »a new CD of Orlando Conteras, famous Cuban singer of Boleros« auf. Das grenzt ans Absurde: ein Bolero, gesungen von einem in Miami lebenden Kubaner, präsentiert von einem kleinen Sender aus einem Vorort von Stockholm. Rasch laufe ich zu der Anlage und nehme ihn auf.
Wo immer ich auch sein mag,
ist mein einziger Wunsch zurückzukehren.
Eines Tages werde ich zurückkehren,
an den Ort, wo ich geboren wurde,
von dem man mich vertrieb.
Und zurückkehren werde ich
An den Ort meiner Liebeleien,
wo ich die Blumen zurückließ,
verwelkt ohne meine Wärme.
O heiliger Gott,
warum lässt du mich so leiden?
Sieh doch, dass ich zurückkehren will,
denn hier möchte ich nicht sterben.
Danach wurde So long, Marianne aufgelegt. Heute musste ein großer Nostalgiker bei Radio Match zugange sein. Ich hatte jetzt den Bolero auf Kassette. Ein ums andere Mal höre ich ihn mir an. Viele Male versucht man, sein Leben zu ändern. Mehr in den Griff zu bekommen, die Dinge vorauszusehen. Die Folgen einer jeden Entscheidung abzusehen. Aber nein. Wir sind genau wie diese irren Ameisen, die im Garten durcheinander wimmeln und aufeinander prallen und jedes Mal die Richtung verlieren.
Am Abend fuhren wir in ein Lokal auf dem Land. Um Salsa zu tanzen. Es ist so etwas wie eine Waldlichtung mit einem alten Tanzboden aus Holz. Man verkaufte Essen und Trinken und die Musik der Stockholm Soneros. Sie sind Schweden, die Sängerin ist
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