Animus
Dienstleistungen des Personals angewiesen ist, sich aber darüber ärgert, dass der Plebs seine Perserteppiche beschmutzt.
Ich nahm es gelassen und bat um eine diskrete Führung durch Haus und Park. Noxville rief nach seiner Frau, die kurz darauf in einem schwarzen, endlos verwickelten Chiffongewand die weiße, fast ebenso verwickelte Marmortreppe heruntergeschwebt kam. Ihr Gatte beauftragte sie, Pete und mir die gesamten Räume zu zeigen. Unvollendete Sätze schnatternd wie »Ist es nicht faszinierend, dass wir heute Abend den Präsidenten …« oder »Schrecklich, dass solche Vorsichtsmaßnahmen heutzutage notwendig …« und »Man kann sich ja nicht mehr und überhaupt nirgends mehr sicher …« schritt die gehorsame Gemahlin voraus, während ich unwillkürlich an meine Mutter denken musste. Die war ebenso wie Frau Noxville immer nach dem peinlichsten letzten Schrei gekleidet und exaltiert bis in die Fingerspitzen gewesen.
Ich verscheuchte die unliebsamen Erinnerungen und bat Frau Noxville an jeder Zimmertür, mich allein im Raum zu lassen. Eine Prozedur, die ich bei allen achtzehn Zimmern wiederholen musste. Frau Noxvilles Kurzzeitgedächtnis schien völlig außer Betrieb. Pete folgte stumm, schloss dann und wann die eine oder andere Tür hinter mir, damit ich unbehelligt vom Gequake der Chiffonente arbeiten konnte. Wir waren beide erleichtert, als wir endlich im Garten anlangten und Frau Noxville aus ihrer Pflicht entlassen war. Ich nahm einen tiefen Atemzug.
»Im Haus ist alles in Ordnung.«
Gemächlichen Schrittes schlenderte ich durch den Park, umkreiste Büsche, lief langsam an den Hecken und Blumenbeeten entlang. Pete hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und folgte mir mit etwas Abstand. Er beobachtete jede meiner Bewegungen, das spürte ich. Doch erst als wir wieder am Haus ankamen, drehte ich mich zu ihm um. Ich wollte den Park schon freigeben, als mir einfiel, sicherheitshalber die Auffahrt noch abzugehen, die wir vorhin mit dem Auto passiert hatten. Pete wartete vor dem Haus, da das Ganze höchstens ein paar Minuten dauern konnte. Er schloss schon mal den Wagen auf und kündigte an, sich in der Zwischenzeit zu überlegen, wie er mich doch noch in eine Bar oder ein Restaurant locken könnte.
Kurz vor dem von zwei bewaffneten Sicherheitsleuten bewachten Tor spürte ich es. Ich hielt an, atmete ruhig durch, prüfte, indem ich die Augen schloss und in mich hineinhorchte. Schritt für Schritt ging ich auf das Tor zu, bis ich genau zwischen den gemauerten Pfeilern stand. Das Eisengitter war geöffnet, die Wächter standen vor dem Grundstück auf dem Bürgersteig und unterhielten sich. Sie nahmen keine Notiz von mir. Ich spürte, wie mein Kreislauf nach unten sackte. Dann der Blutdruck plötzlich nach oben schoss. Ich ging hin und her, einmal, noch einmal. Es waren die Pfeiler. Mir brach kalter Schweiß aus, mein Herz raste. Ich fühlte ein ekelhaftes inneres Zittern, dieses Flattern, das eine aufsteigende Panik markierte. Ich konzentrierte mich, um den Alarm zu kontrollieren, aber er war stark. Sehr stark. Langsam drehte ich mich um und ging, ohne mir etwas anmerken zu lassen, wieder zurück zu Pete, der lässig an seinem Auto lehnte und mich beobachtete.
Meine Nerven vibrierten fast schmerzhaft. Da wusste ich, dass mich hinter meinem Rücken noch ein zweiter Mann beobachtete. Er musste sich auf einem der gegenüberliegenden Dächer befinden. Ich wusste, er lag flach auf dem Boden und lugte angestrengt durch das Zielfernrohr seines Präzisionsgewehrs. Ich sah ihn geradezu vor mir, fühlte, was in ihm vorging. Vor wenigen Minuten noch war er gelangweilt gewesen, hatte in lässiger Erwartung seines Kurzauftritts eine Zigarette geraucht. Sobald der Wagen mit dem Präsidenten vorfuhr, würde er abdrücken, seine wassergefüllte Spezialmunition auf den linken Mauerpfosten aufklatschen lassen und die Toreinfahrt samt Vorgarten in Schutt und Asche legen. Und mit dem ganzen Müll den Präsidenten. Ihm persönlich war der Präsident egal, aber sein Auftraggeber zahlte gut. Schien ein einfacher Job zu sein. Oder wurde es gerade brenzlig? Mein Spaziergang zum Tor und mein gleichmütiges Schlendern zwischen den Pfeilern ließen leises Misstrauen in ihm aufkommen. Jetzt ging ich zurück zu dem Typen am Auto, der verdammt nach CIA aussah. Der Mann auf dem Dach machte sein weiteres Vorgehen vom Verhalten Petes abhängig. Würde er mit mir reingehen? Würde er telefonieren?
Als ich näher kam, bemerkte
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