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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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der Lauerposten des Terroristen. Es gibt noch keine verwertbaren Spuren. Es kann davon ausgegangen werden, dass der Anschlag eine Aktion der Stadtguerilla war, denn keine der anderen Gruppierungen hat diesen Spezialsprengstoff bisher benutzt.«
    »Woher haben die das Zeug?«, richtete sich der Präsident an Snyder. »Soweit ich weiß, wird dieser Sprengstoff in Militärlabors hergestellt und gelagert. Ist da irgendwo eine undichte Stelle?«
    Snyder ergriff zum ersten Mal das Wort: »Die Bestände sind katalogisiert, da fehlt nichts. Allerdings hat die Stadtguerilla gute Verbindungen nach Europa, wo der HSR-Sprengstoff schon seit einigen Jahren gekocht wird. Europol geht davon aus, dass Proben davon in den Untergrund gelangt sind oder möglicherweise sogar die Formel entschlüsselt wurde. Ein Desaster, nicht nur für die Europäer. Per Schiff werden illegale Frachten zwischen den Kontinenten verschoben, eine missliebige Angelegenheit, die sich kaum kontrollieren lässt. Wahrscheinlich sind die Guerilleros auf diesem Wege in den Besitz des HSR gelangt. Wir verfolgen zurzeit Hinweise, die uns Aufschluss über eine bestimmte weitverzweigte Connection zwischen Europa und Amerika geben könnten.«
    Ich wusste, dass die Fortschritte, die mein Boss dem Präsidenten zum Fraß vorwarf, lediglich Knochen ohne Fleisch waren. Mochte der Präsident hoffnungsfroh darauf herumkauen. Hauptsache, er war erst einmal ruhiggestellt.
    Doch so einfach schien es heute nicht zu sein: »Mir ist zu Ohren gekommen, Snyder, dass Ihr wichtigster V-Mann in Europa eliminiert worden ist und Sie jetzt entweder auf eine neue Taktik umschwenken oder in zeitraubender Kleinarbeit ein paar Neue bei den Europäern einschleusen müssen. Wie steht es damit?«
    Ich war genauso überrascht wie Snyder, doch wir ließen es uns nicht anmerken. Es stimmte. Vor wenigen Wochen war uns aus Europa ein Foto von dem abgetrennten Kopf unseres besten Undercoveragenten zugespielt worden. Es gab keinen Anhaltspunkt dafür, dieses Foto für eine Fälschung zu halten. Wie jedoch der Präsident davon erfahren hatte, war mir ein Rätsel. Snyder hatte ihn erst offiziell in Kenntnis setzen wollen, wenn wir einen überzeugenden Plan B plus Ergebnisse präsentieren konnten. Jedenfalls bestätigte die Informiertheit des Präsidenten Snyders Verdacht, dass March beim Secret Service genauso wie im Pentagon, bei der CIA, dem FBI, der NSA und NRO seine eigenen Leute sitzen hatte.
    Snyder war jedoch klug genug, dieses heikle Thema hier und jetzt nicht anzuschneiden. Er erklärte dem Präsidenten lediglich, dass der angesprochene Verlust nicht tragisch und für Ersatz schnell gesorgt sei. Das viel größere Problem sei Frenet, der Boss von Europol. Wenn der französische Präsident von der Zusammenarbeit beziehungsweise der amerikanischen Einmischung in sein Hoheitsgebiet Wind bekommen würde, wäre Frenet seine Position los, was für den CIA und den Secret Service den Verlust eines zwar teuren, aber ungemein kooperativen Partners bedeuten würde.
    Der Präsident, inzwischen wieder einigermaßen in seine Rolle des souveränen Staatsmannes zurückgekehrt, nickte nur. »Sie werden die Probleme in Europa in den Griff bekommen, Snyder. Mir geht es in erster Linie darum, die Verbindungen unserer Terroristen zu kappen. Das muss bald passieren. Am besten gestern! Ich verspüre keinerlei Verlangen, auf Schritt und Tritt eine Ratte an meiner Seite zu haben, damit ich mich sicher fühlen kann. Im ganzen Land häufen sich die Anschläge, die schlimmsten gehen auf das Konto der Stadtguerilla. Von mir aus können ruhig ein paar Halbstarke mit ihren Molotowcocktails die Heuschober in Nebraska oder Wyoming hochgehen lassen. Dann schreit das Volk nach starken Sicherheitskräften, und das kann uns schließlich nur recht sein.«
    Keiner von uns mochte sich auch nur mit einem Nicken zu dieser Perfidie bekennen. Der Präsident jedoch fuhr ungerührt fort: »Was diese Guerilla allerdings veranstaltet, ist nicht akzeptabel. Ich erwarte, dass jeder Einzelne dieser Gruppierung gefasst wird. Ich erwarte weiterhin, über die diesbezüglichen Fortschritte auf dem Laufenden gehalten zu werden. Jederzeit und unverzüglich, Sie verstehen, Snyder?«
    Snyder verstand. Er wurde beauftragt, mit einer handverlesenen Truppe von Fachleuten innerhalb der nächsten vierzehn Tage einen Maßnahmenkatalog zur aktiven Terroristenbekämpfung zu erstellen. Der Präsident wünschte sich einen neuen, noch härteren, noch

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