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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Verzweiflungsausbrüchen absieht. Als sie dann alle wieder auf dem Teppich waren, dachte ich, endlich kehrt Ruhe ein. Aber nein! Weißt Du, was Sarah gemacht hat, diese dämliche Kuh? Die hat Gustafsson, dem Dänen aus der Zentrale, dermaßen heftig seinen Laptop auf dem Schädel zerdeppert, dass er das Bewusstsein verlor, dazu jede Menge Blut. Er musste in der Krankenstation genäht werden. Der Grund? Er hat ›Nutte‹ zu ihr gesagt! Dass die sich darüber aufregt! Weiß doch jeder, dass sie früher auf’n Strich gegangen ist. Meine Güte, da ist sie nicht die Einzige, haben wir damit je ein Problem gehabt? Und außerdem ist sie sowieso nicht ohne, Du kannst Dir denken, was ich meine. Gustafsson weiß nicht von ungefähr, wovon er redet. Na ja, er ist selbst schuld – quäle nie ein Tier zum Scherz …
    Wie Du siehst, hatte ich jede Menge Aufregung in der letzten Zeit. Sarah durfte drei Wochen ihr Zimmer nicht verlassen und mit keinem Menschen reden. Das Essen hat ihr ein Schatten gebracht. Tja, die alte Einzelhaft, sie wirkt immer. Sarah ist wieder fromm wie ein Lamm, nur Gustafsson geht sie aus dem Weg. Eine kluge Präventivmaßnahme, für alle Beteiligten.
    Aber nun was ganz anderes, was ich schon gerne vor Wochen mit Dir – und am liebsten auch mit Katya – besprochen hätte. Wir haben Probleme mit Becky. Sie ist eine Vier und kotzt immer noch. Schmelzer meint, sie sei organisch vollkommen fit. Ich gehe mit Becky regelmäßig die Differenzierungen durch, versuche ihr wieder und wieder zu erklären, dass sie die Angst als Instrument begreifen muss. Aber es nützt nichts. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Isabel ist mir keine große Hilfe. Nun habe ich mit dem Professor gesprochen. Es wäre prima, wenn wir mit Dir und Katya mal wieder ein Seminar machen könnten. Ich würde mich höllisch freuen, Euch wiederzusehen. Hoffe, dass bei Euch alles gut läuft, und sende Grüße und Küsse aus dem Rattenloch in die freie Welt. Tina
    Ich steckte den Brief nachdenklich ein, erhob mich, schlang meine Arme um den Körper, um mich zu wärmen, und schlenderte nach Hause. Es war kurz nach sieben, als ich eintraf und mich auf einen geruhsamen Abend mit einem Buch freute. Doch als ich das Wohnzimmer betrat, wurden meine Pläne schlagartig vernichtet. Katya lag mit glasigen Augen auf dem Boden, sie schien kaum noch zu atmen. Nicht schon wieder, fluchte ich leise. Ich stürzte mich auf sie, riss sie hoch, schüttelte sie, schlug ihr ins Gesicht und schrie sie an. Langsam kam Katya zu sich, blickte mich halb an, halb durch mich hindurch und grinste verzerrt. »Hey, ich mach grad ’ne Pause. Der Weißkopfadler«, so nannte sie den Professor manchmal, »is’ verreist, unn die nächse Brutplobe, äh … Blutprobe is’ erst nächse Woche oder so … Hab vielleicht ein oder zwei Pillen zu viel eingeworfen, bin etwas flaff, schlaff, baff …« Sie begann albern zu kichern.
    Katya war völlig hinüber. Ich rannte ins Badezimmer, während Katya sich in Zeitlupe auf den Boden zurücksinken ließ. Mit einem nassen Handtuch und zwei Pillen in der Hand kam ich zurück. Ich legte die Tabletten auf den Tisch, setzte Katya wieder auf, kniete mich hinter sie, nahm ihren rechten Arm und ihre Hand, legte sie auf das Zwerchfell und drückte dann mit einem plötzlichen Ruck und aller Kraft dagegen. Katya spuckte sofort los, ich hielt ihr das Handtuch vor. Als Katya ihren Magen entleert hatte, schleppte ich sie unter die Dusche, zog sie unsanft aus, ignorierte das Geschrei, mit dem Katya über das eiskalte Wasser schimpfte, rubbelte sie ab, brachte sie ins Bett und prüfte ihren Puls. Er war kaum zu fühlen. Sicher hatte Katya jede Menge Dreckszeug im Blut, aber mit ein, zwei Weckaminen konnte ich ihren Kreislauf stabilisieren. Dann würde sie schlafen. Ich setzte mich auf den Bettrand. Es dauerte nicht lange, bis Katya eingeschlummert war und seelenruhig atmete. Doch mit meinem genüsslichem Abend war es vorbei. Ich hatte noch knapp zehn Minuten, um mich umzuziehen und Katyas Job von heute Abend zu übernehmen. Ich war stinkwütend. Dennoch stand ich um Punkt acht Uhr unten vor der Tür. Petes BMW wartete schon.
    Als ich einstieg, lächelte mir Pete entgegen. »Das ist ja mal ’ne nette Überraschung! Ich dachte, Katya wäre für heute eingeteilt.«
    »Es geht ihr nicht gut.« Ich machte mir trotz meiner Wut höllische Sorgen um Katya. Obwohl ich die Situation, die sich mir im Wohnzimmer geboten hatte, nicht zum ersten Mal erlebte.
    »Was hat

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