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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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mischten sich Freude und Anspannung. »Das wäre wunderbar! Können wir sie dann nicht gleich …«
    »Nun mal langsam, Kumpel. Die Sache muss gut vorbereitet werden. Ihr wollt nicht die nächsten Jahre auf der Flucht vor Walcotts Schergen sein. Und ich darf mit der ganzen Angelegenheit ebenso wenig in Verbindung gebracht werden wie Lucy. Wir brauchen einen wasserdichten Plan. Du hältst die Füße still. Es ist schon riskant genug, eine Zusammenkunft zu ermöglichen. Wir werden improvisieren müssen, und ohne Lucys Hilfe läuft gar nichts.«
    Ich wandte mich mit eindringlichem Blick an Lucy: »Lucy, bitte! Du weißt nicht, wie wichtig das ist. Ev muss da raus, sie ist so zerbrechlich, so –«
    Lucy unterbrach mich: »Ich werde tun, was ich kann. Aber Evelyn wirkte nicht zerbrechlich auf mich.« Mit ruhiger Stimme fügte sie nach einer kleinen Kunstpause hinzu: »Nicht zerbrechlicher als all die anderen auch.«
    Ich verstand. Sie hatte mir eine Ohrfeige verpasst. Ich durfte nie vergessen, dass den anderen, die in der gleichen Situation wie Ev waren, keiner half. Sie hatten keine Hoffnung auf Freiheit. Genauso wenig wie Lucy.
    »Es tut mir leid, wenn ich den Blick für das Ganze aus den Augen verloren habe«, gab ich zu. Wichtiger war mir jedoch, dass Lucy Ev gesehen hatte. Sie erzählte mir von ihrer kurzen Begegnung mit meiner Schwester und zerstreute meine Sorgen um ihr Wohlergehen. Dann informierte Pete mich über das geplante Seminar zur Aus- und Weiterbildung der jüngeren Stufen.
    »Wo wird es stattfinden?«, fragte ich.
    Pete antwortete ernsthaft: »Hier in Washington. Genaueres steht noch nicht fest. Aber auch wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Du könntest Dummheiten machen, die uns alle den Kopf kosten.«
    »Du vergisst, dass ich ein Profi bin«, bemerkte ich fast schneidend. Dann wandte ich mich wieder an Lucy: »Sorry, aber ich bin total aufgekratzt. Ich muss raus, laufen, ich muss an die Luft. Kann ich dich die nächsten Tage anrufen, oder wie bleiben wir in Verbindung?«
    »Gib mir deine Nummer. Bei uns anzurufen ist schlecht. Manchmal wird unser Telefon abgehört. Sie machen Stichproben.«
    »Alles klar. Pete hat meine Nummer. Ich warte, bis ihr euch meldet, okay?« Ich umarmte Lucy und drückte Petes Hand ganz fest. Dann schnappte ich meine Jacke und ging. Voller Hoffnung.

25. Missverständnisse
    Lucy, 43, Sensor Stufe 10
    Ich konnte Marcs Aufgewühltheit gut verstehen. Auch in mir tobten widerstreitende Gefühle. Petes Blick sagte mir, dass er sich Lob und Bewunderung erhoffte. Weil er in selbstloser Ritterlichkeit eine Ratte befreien wollte und damit Marcs Schwester rettete. Wie naiv Männer doch sein konnten!
    »Dir hat es also ausgezeichnet in den Kram gepasst, dass Schmelzer Ev für das Seminar ausgewählt hat, oder?«, fragte ich mit einem bitteren Unterton. Erst jetzt schien Pete die Gründe für meine diffuse emotionale Reaktion auf diese Neuigkeiten zu erahnen. Ich mochte Ev, dennoch war der erste Reflex, den ich verspürte, Bitterkeit. Warum tut er das nicht für mich? Wer holt mich hier raus? Pete schaute mich schweigend an, dann nahm er mich in den Arm. »Ev hat noch nicht mal das Gen in allen Zellen. Vielleicht können wir sie rausholen, noch bevor sie das erste C15 bekommt, verstehst du?«
    Ich verstand. Für mich war es zu spät. Plötzlich fühlte ich mich auf eine elende Art egoistisch. Ich wusste, was Pete riskierte, wenn er Marc und Ev half. Ich fand es großartig von ihm, sah ihn plötzlich in einem anderen Licht. Bislang hatte Pete weder von seiner Familie noch von Freunden oder sonstigen privaten Verbindungen oder Erinnerungen gesprochen. Und nun zeigte er sich von einer mir unbekannten Seite, zeigte Loyalität und Risikobereitschaft im Namen einer alten Freundschaft.
    »Hattest du mal was mit Ev?«, fragte ich leise.
    Pete lachte laut los. »Kein Gedanke! Für mich war sie immer nur eine liebe, nette, kleine Laus!«
    Ich fühlte mich dumm, aber auch erleichtert. »Okay. Ich helfe euch. Wir holen eure kleine Laus da raus.« Zur Bekräftigung schenkte ich uns zwei Cognac ein.
    »Was meinte Marc mit der Bemerkung, er sei ein Profi?« Ich reichte Pete ein Glas. »Marc war nie in Südamerika. Höchstens kurz, ich weiß nicht genau. Was ich aber sicher weiß, ist, dass er die letzten beiden Jahre Mitglied der Stadtguerilla war.«
    Ich starrte ihn entsetzt an. Pete war überrascht. »Ich hätte nicht gedacht, dass dich das so umhaut. Er hat viel Mist gemacht, klar,

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