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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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aber er ist nicht mehr dabei. Du kannst ihm trauen.«
    »Ich weiß, dass ich ihm trauen kann, das spüre ich«, entgegnete ich immer noch entgeistert. »Aber ich frage mich, wieso du so bescheuert bist, ihn hierherzu bringen!«
    »Seine Papiere sind sauber. Wovon redest du?«
    »Unsere Wohnung wird seit etwa einer Woche observiert. Das musst du doch wissen!«
    Pete wurde blass. »So ein Blödsinn! Wie kommst du darauf?«
    »Ich kann es nicht beweisen. Aber sowohl Katya als auch ich sind davon überzeugt. Ist so ein Gefühl … Weißt du wirklich nichts davon?«
    »Nein, verdammt noch mal«, entfuhr es Pete. »Wieso hast du mir nichts davon gesagt?«
    »Ich habe darauf gewartet, dass du es mir sagst. Ich dachte, du verheimlichst irgendwas. Aus irgendeinem Grund, den du mir hoffentlich bald mitteilen würdest. Neue Befehle zur Überwachung, die du uns nicht sagen willst, damit wir uns nicht darüber aufregen. Irgendwas in der Art, keine Ahnung. Aber wenn du nichts davon weißt, wer kann es sein? Meinst du, dein Chef hat das veranlasst, ohne dir etwas davon zu sagen?«
    Pete überlegte. »Keinesfalls. Eher ist es jemand von March. Der hat auch bei uns seine Spitzel sitzen …«
    »Warum sollte er das tun?«
    »Das frage ich mich auch. Ich werde mit Snyder darüber sprechen müssen.«
    »Hältst du das für klug?«
    »Wird man sehen. Ich hoffe, ihr habt euch geirrt. Denn wenn es stimmt, sitzen wir in der Scheiße. Marc darf keinesfalls wieder hier auftauchen! Hoffentlich ist das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen. Seine Papiere sind in Ordnung. Als Terrorist hat er eine Tarnidentität benutzt, die keiner außer mir kennt. Es gibt keinerlei Akten über ihn. Aber sicher ist sicher. Wir sollten niemanden mit der Nase auf diese Verbindung stoßen. So ein Mist, ich agiere wie ein Anfänger, das ist meine Schuld, verdammt!«
    Plötzlich wurde er kalkweiß, stand auf und lief suchend im Zimmer herum.
    Ich musste trotz der verfahrenen Situation schmunzeln. »Setz dich wieder hin, hier sind keine Wanzen. Katya und ich spüren sehr genau, was Sache ist. Wir werden beobachtet. Nicht rund um die Uhr. Nur hin und wieder. Ohne Richtmikrofone.«
    »Wie kannst du dir so sicher sein?«
    »Pete, ich bin eine Ratte, und zwar eine verdammt gute. Ihr habt wirklich gar keine Ahnung, was wir alles draufhaben.«
    Pete hörte mir nicht zu, er war völlig in seinen eigenen Überlegungen versunken.
    »Ich werde mit Snyder reden. Wenn er etwas vor mir verheimlicht, kriege ich es raus.«
    Pete wirkte ungewohnt angespannt. Nervös. Und das war verständlich. An der Sache war irgendetwas faul.

26. Schwarzer Gürtel, zweiter Dan
    Evelyn, 24, Sensor Stufe 0
    Ich hatte meine Enttäuschung weggesteckt, mich aus dem Abgrund, in den ich gestürzt war, wieder herausgekämpft. Ich hatte mich verraten und verkauft gefühlt. Wie eine komplette Idiotin. Doch das war vorbei. Raus aus der Opferrolle. Ab sofort. Meine naiv-positive Einstellung zu dem Programm fand ich jetzt mehr als lächerlich. Wie blöd war ich gewesen, nach allem, was mir in den letzten Jahren widerfahren war! Ich hatte blind vertraut, blind geglaubt, dass ich in einiger Zeit frei sein würde, Charlie und Caroline in die Arme schließen könnte. Sie hatten mich verheizt, Schmelzer hatte gelogen.
    Das war mir schmerzhaft klar geworden, als Walcott mich vor knapp drei Wochen in sein Büro orderte. Er bot mir Platz an, betrachtete mich abschätzig von seinem erhöhten Schreibtischsessel und warf mir ein Schreiben über den Tisch zu. Ich las. Es waren nur wenige Zeilen. Ich bin kreidebleich geworden und stammelte, den Brief an meine Mutter noch in der Hand haltend, blöd vor mich hin: »Aber Professor Schmelzer hat gesagt …«
    »Der Herr Professor hat hier überhaupt nichts zu sagen. Ich hoffe, das ist Ihnen jetzt klar. Ich kann mir vorstellen, dass er Ihnen unhaltbare Versprechungen gemacht hat, das ist sein verweichlichter Stil Frauen gegenüber. Halten Sie sich besser an mich. So läuft das Spiel hier. Ich mache die Regeln, nicht der Professor!«
    Ich versuchte es mit einem empörten Einwand: »Sie können meiner Mutter nicht sagen, ich sei tot! Das ist grausam. Und wenn ich auf der siebten Stufe bin, kann ich sie doch sowieso wiedersehen.«
    »Sie sind, im Gegensatz zu den anderen hier, in der dummen Situation, dass Sie noch eine Verwandte haben. Fest steht, dass es keinerlei Kontakt mehr für Sie zu Ihrer Mutter geben wird. Jeder Versuch, dieser Entscheidung zuwiderzuhandeln, wird

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