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Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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denn in ihrem Zimmer versteckte Waffen alarmierte sie extrem präzise. Nur in der leeren Halle versagte sie regelmäßig. Bis schließlich festgestellt wurde, dass sie Alarm schlug, weil da tatsächlich etwas war. Keine Waffe, nichts, was wir unter Bedrohung registrierten. Aber es gab Spinnen, und sie hatte eine entsetzliche Angst davor. Als die Gründe für ihre Fehlfunktion klar waren, musste sie eine dreimonatige Desensibilisierung auf sich nehmen. Danach war alles in Ordnung. Ich erzähle euch das nur, vor allem dir, Ev, die anderen kennen diese Geschichten ja schon zur Genüge, um noch einmal deutlich zu machen, dass …«
    Auch wenn ich es hasste, was man mit mir gemacht hatte und noch alles machen würde, ich fand Lucys Ausführungen interessant und hörte gebannt zu. Wenn ich da schon gewusst hätte, dass ich Marc bald wiedersehen würde, mich hätte es keine Sekunde mehr auf meinem Stuhl gehalten.

33. Ein Barbesuch
    Pete, 36, Geheimagent
    Als die Ratten sich im Enterprise-Hotel zum gemeinsamen Abendessen begaben, verließ ich meine Wohnung. Den ganzen Tag hatte ich am Computer gesessen, neue Programme installiert, Daten eingespeist, Listen durchlaufen lassen, Ergebnisse überprüft, verworfen und von vorne begonnen. Mein Schreibtisch war übersät mit geheimen Akten und digitalen Dateien, an die ich nur mit Snyders Hilfe gelangt war und von deren Existenz ein durchschnittlicher Secret-Service-Agent nicht einmal Kenntnis hatte. Snyder riskierte seinen Kopf, und ich tat es auch. Doch wir fanden, dass es notwendig war. Zumindest versuchen mussten wir es. Vielleicht würde ich etwas finden, vielleicht auch nicht. Meine Fähigkeiten als Systemanalytiker prädestinierten mich jedenfalls für diese Schnüffelarbeit. Außerdem war ich der Einzige, der Snyders volles Vertrauen besaß. Und offensichtlich waren wir beide die Einzigen, die wegen der vom Präsidenten geplanten ›Endlösung‹ mehr als beunruhigt waren. Alle anderen im Team runzelten bestenfalls die Stirn, taten aber die ihnen aufgetragene Arbeit ohne kritischen Kommentar und betätigten sich als willige Rädchen im Getriebe der Vernichtung: der Vernichtung der Terroristen, der Andersdenkenden, der Demokratie, der Verfassung, der Freiheit, all dessen, wofür Amerika und der Rest der freien Welt jahrhundertelang mehr oder weniger erfolgreich gekämpft und geblutet hatte. Stundenlang hatten Snyder und ich am ersten Weihnachtsfeiertag zusammengesessen. Wir wollten eigentlich nur einen Cognac miteinander trinken, teilten dann aber in offener Ernsthaftigkeit die Besorgnis um die politische und gesellschaftliche Zukunft unseres Landes. Vorsichtig erst, dann immer deutlicher äußerten wir unsere Bedenken, bis wir schließlich feststellten, dass wir beide einer unumstößlichen Meinung waren: Der Präsident musste unter allen Umständen gestoppt werden. Es galt, das probate Mittel zu finden. Als wichtigster Handlanger und Kampfgefährte des Präsidenten an der faschistoiden Front entpuppte sich immer mehr General Walcott, obwohl er von seiner Position und seinen eigentlichen Aufgaben her nicht zuständig war. Dennoch hatte der Präsident ihm die Oberhoheit über das Projekt ›Endlösung‹ zugeschanzt und damit Snyders Abteilung zu Erfüllungsgehilfen des Pentagon degradiert. Offensichtlich war der General noch vertrauter mit dem Präsidenten, als bislang auf den Fluren hinter vorgehaltener Hand gemunkelt wurde. Das erklärte im Nachhinein auch, weshalb Walcott trotz diverser Skandale und exorbitanter Fehler weder gekündigt noch degradiert worden war. Die schützende Hand, die stets über ihn gewacht hatte, war eindeutig die des Präsidenten. Dieser Umstand war Snyder zwar nicht entgangen, doch in der Vergangenheit gab es für ihn keinen Handlungsbedarf, auch wenn er den General schon des Öfteren zum Teufel gewünscht hatte. Jetzt aber bot sich die Möglichkeit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wenn ich herausfinden konnte, welche Leiche die beiden im gemeinsamen Keller aufbewahrten, könnte man den Präsidenten und gleichzeitig Walcott aus dem Verkehr ziehen. Snyder präferierte, zumindest in diesem Stadium der Ereignisse, eine politische Lösung. Eine gut eingefädelte Intrige, die unausweichlich zum Rücktritt vom Amt führte.
    Seit drei Tagen überprüfte ich die Biografien Walcotts und des Präsidenten, um Berührungspunkte zu finden und damit den Ansatz für Snyders Hebel, der die beiden aus ihrer Machtposition katapultieren sollte. Bislang

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