Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Animus

Animus

Titel: Animus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
haben? Ich hasse diese perfiden Arschlöcher aus dem Weißen Haus, dem Pentagon und auch die meisten vom Geheimdienst. Die haben schon zig Ratten gekillt. Oder zumindest das sogenannte Eliminieren gebilligt. Für mich besteht kein großer Unterschied zwischen den Morden der Regierung, des Militärs, der Geheimdienste und denen der Terroristen.«
    »Pete ist anders.«
    »Das weiß ich.« Ich versuchte, mich wieder zu beruhigen. Marc hatte einen wunden Punkt getroffen.
    Nach einer kurzen Pause fragte er: »Du sagst, sie haben Ratten umgebracht. Warum? Ist Ev in Gefahr?«
    »Keine Sorge. Es wird erst gefährlich, wenn du auf einer hohen Stufe bist und nicht mehr perfekt funktionierst, was bei einigen schon vorgekommen ist. Dann giltst du als Sicherheitsrisiko, und das alte Motto vom Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat, kommt ins Spiel.«
    »Das hat Pete mir bislang verschwiegen«, sagte Marc leise.
    »Was glaubst du, warum er dir helfen will, Ev so früh wie möglich da rauszuholen?«
    »Warum hat er sie überhaupt da reingebracht?«, entfuhr es ihm zornig.
    Ich schüttelte unwillig den Kopf, obwohl ich Marcs Gefühle nachempfinden konnte: »Er riskiert ’ne Menge für euch. Willst du, dass deine Schwester im Knast kaputtgeht?«
    »Tut mir leid. Ich drehe noch durch vor Ungeduld.«
    »Kennst du Petes Plan? Vermutlich ist er dämlich genug, um zu funktionieren.«
    Erst gestern Abend hatte Pete mir davon erzählt. Er hatte einen Geheimdienstler, den er ganz gut kannte, auf Evs Hoteletage als Flurwache eingeteilt. Am zweiten Abend wollte er dem Typen ein paar Baseballkarten zustecken, damit er Ev für ein paar Stunden heimlich aus dem Hotel entführen konnte. Für eine kleine Nummer, das sei das Einzige, was der Schatten verstehen würde. Da dieser Wachmann zu der weitverbreiteten Gattung der geistig Minderbemittelten gehörte, würde er keinen Verdacht schöpfen, wenn Pete ihm mit dem schwachen Argument käme, dass er Ev nicht im Hotelzimmer vögeln wolle, weil dort Wanzen angebracht seien.
    »Hoffentlich verrät Ev nicht, dass sie Pete kennt. Sie wird spontan losjubeln und ihn vor Freude anspringen, wenn sie ihn sieht«, gab Marc zu bedenken.
    »Keine Bange«, beruhigte ich ihn. »Ich werde Ev mittags auf dem Seminar zur Seite nehmen und ihr erklären, was läuft.«
    Marc blieb plötzlich stehen und riss mich in seine Arme. Er presste mich so fest an sich, dass er mir die Luft nahm.
    »Ich liebe dich, Lucy! Ja, ich liebe dich! Und Pete liebe ich auch! Ich könnte euch auffressen vor lauter Liebe, weißt du das?«
    »Unkontrollierte Emotionsausbrüche liegen bei euch in der Familie, was?«
    Marc ließ mich lachend los. »Ich hoffe, ich kann auch mal was für dich tun.«
    Er hatte keine Ahnung, wie schnell ich darauf zurückkommen würde.

32. Raumschiff Enterprise
    Evelyn, 24, Sensor Stufe 0
    Als wir in Washington in unserem Hotel ankamen, konnte ich meine Aufregung kaum verbergen. Ich war noch nie in Washington gewesen. Auch nicht in New York. Oder Los Angeles. Schon unter normalen Umständen hätte mich die Reise beeindruckt. Jetzt kam dazu, dass ich seit über zwei Jahren nichts als Gefängniswände und die endlose Ödnis des Lagers in Roswell gesehen hatte. Washington war eine klirrend kalte, glitzernde Offenbarung, ein unüberschaubares Gewusel von Menschen und Autos in den Straßen. Die Fahrt zu unserem Hotel ging viel zu schnell vorbei.
    »Da haben sie sich ausnahmsweise mal nicht lumpen lassen!«, meinte Ann anerkennend, als wir das ›Enterprise‹ betraten. Das Hotel war zwar recht klein, schien aber der gehobenen Klasse anzugehören.
    Tina grinste. »Das haben wir dem Professor zu verdanken. Walcott hat nur zugestimmt, weil die hier so wenige Zimmer haben, dass das ganze Hotel gemietet werden konnte. Macht weniger Probleme bei unserer Überwachung.«
    Der Besitzer des ›Enterprise‹ war offensichtlich ein Fan alter und neuer Science-Fiction, denn das Foyer präsentierte sich als Kommandozentrale eines Raumschiffes. Decke und Wände waren in einem tiefen Weltallblau gehalten, von leuchtenden Galaxien und Sternenhaufen übersät. An den futuristischen Sitzgelegenheiten hingen Sicherheitsgurte herab, in den Armlehnen waren blinkende Knöpfchen für Mach- und Warpgeschwindigkeiten eingelassen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes diente eine metallene, halbhohe Theke, ausgestattet mit Versatzstücken aus einem Flugzeugcockpit, als Rezeption. Alle Bediensteten des Hotels trugen Star-Trek-ähnliche

Weitere Kostenlose Bücher