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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Verkehrsstau vor einer Tür stand. Von drinnen kam Stimmengewirr. »Himmel, sieh dir das Blut an ... ist die Leiche schon gefunden? ... Du meinst, was da von übrig ist? ... Nein.«
     
    Ich schob mich zwischen zwei Uniformen. Eine sagte: »He!« Vor der letzten Tür auf der linken Seite war ein wenig Platz. Ich weiß nicht, wie Dolph es angestellt hatte, aber er war allein in dem Zimmer. Vielleicht waren sie hier gerade fertig.
     
    Er kniete mitten auf dem hellbraunen Teppich. Seine dicken Hände, die in OP-Handschuhen steckten, ruhten auf den Oberschenkeln. Sein schwarzes Haar war so kurz geschnitten, dass die Ohren neben seinem derben Gesicht wie verloren wirkten. Er sah mich und stand auf. Er war zwei Meter fünf groß und gebaut wie ein Ringer. Das Himmelbett hinter ihm wirkte auf einmal klein.
     
    Dolph war der Kopf des Spukkommandos, der neuesten Spezialeinheit. Der offizielle Name war »Regional Preternatural Investigation Team«, R. P. 1. T., gesprochen »rip it«. Die Einheit befasste sich mit allen übernatürlichen Verbrechen. Sie war der Platz, wo man die Unruhestifter ablud. Ich habe mich nie fragen müssen, was Zerbrowski getan hatte, um zum Spukkommando zu kommen. Sein Humor war zu eigenartig und vollkommen gnadenlos. Aber Dolph? Er war der perfekte Polizist. Ich stellte mir immer vor, dass er jemandem von ganz oben vor den Kopf gestoßen hat, und zwar einfach damit, dass er seine Arbeit zu gut machte. Das leuchtet mir ein.
     
    Neben ihm auf dem Teppich lag noch so ein lakenbedecktes Bündel. »Anita.« So redete er immer, kein Wort zu viel. »Dolph«, sagte ich.
     
    Er kniete zwischen dem Himmelbett und dem blutgetränkten Laken. »Bereit?« »Ich weiß ja, dass Sie nicht viele Worte machen, Dolph, aber könnten Sie mir sagen, worauf ich achten soll?« »Ich will wissen, was Sie sehen, nicht, was ich Ihnen gesagt habe, das Sie sehen sollen.« Für Dolph war das eine Ansprache. »Gut«, sagte ich, »dann los.«
     
    Er zog das Laken zurück. Es schälte sich von einem blutigen Gegenstand. Ich starrte darauf und sah nichts weiter als einen blutigen Klumpen Fleisch. Es hätte alles Mögliche sein können, ein Stück Kuh, Pferd, Reh. Aber ein Mensch? Ganz sicher nicht.
     
    Meine Augen sahen es, aber mein Verstand weigerte sich anzunehmen, was ihm gezeigt wurde. Ich ging in die Hocke und schlug mir dabei den Rock unter. Der Teppichboden war nass, als wäre ein Regenschauer darauf niedergegangen, nur dass es kein Wasser gewesen war.
     
    »Können Sie mir ein Paar Handschuhe borgen? Meine Tatortausrüstung ist im Büro.«
     
    »Rechte Tasche in der Regenjacke.« Er hob die Hände in die Höhe. Es waren Blutflecke daran. »Bedienen Sie sich. «
     
    Die Frau hasst mich dafür, wenn Blut auf Zeug für die Reinigung kommt.«
     
    Ich lächelte. Erstaunlich. Sinn für Humor ist manchmal zwingend erforderlich. Ich musste über die Leiche hinweg greifen. Ich zog zwei Handschuhe heraus; sie haben Einheitsgröße. Sie fühlen sich immer wie von innen gepudert an und gar nicht wie Handschuhe, mehr wie Kondome für Hände.
     
    »Kann ich das anfassen, ohne Beweise zu vernichten?« »Ja.«
     
    Ich tastete es an der Seite mit zwei Fingern ab. Es fühlte sich an wie frisches Rindfleisch. Schön fest. Meine Finger spürten den Erhebungen der Knochen nach, Rippen unter Fleisch. Rippen. Plötzlich wusste ich, worauf ich blickte. Auf den Teil eines menschlichen Brustkorbs. Da war die Schulter, weißer Knochen ragte heraus, wo der Arm abgerissen worden war. Das war alles. Alles, was da war. Ich stand zu schnell auf und stolperte. Der Teppich patschte unter meinen Schritten.
     
    Im Zimmer war es auf einmal sehr heiß. Ich wandte mich von dem Leichenteil ab und merkte, wie ich auf die Spiegelkommode starrte. Der Spiegel hatte so viel Blut abbekommen, dass es aussah, als hätte ihn jemand mit rotem Nagellack überzogen. Cherry Blossom Red, Carnival Crimson, Candy Apple.
     
    Ich schloss die Augen und zählte ganz langsam bis zehn. Als ich sie wieder aufschlug, war es schon kälter im Raum. Ich bemerkte zum ersten Mal, dass sich ein Deckenventilator drehte. Es ging mir gut. Echt klasse Vampirtöterin. Klar doch.
     
    Dolph sagte nichts, als ich mich wieder hinkniete. Er sah mich nicht einmal an. Guter Mann. Ich versuchte, objektiv zu sein und zu sehen, was es zu sehen gab. Aber es war hart. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich nicht hätte erkennen können, um was für einen Körperteil es sich handelte. Jetzt sah ich

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