Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
nichts weiter als diese blutigen Überreste. Und ich konnte an nichts anderes denken als an den einstigen menschlichen Körper. »Einstig« war das Wort, auf das es ankam.
     
    »Keine Anzeichen für Waffeneinwirkung, soweit ich sehe, aber das wird Ihnen der Leichenbeschauer sagen können.« Ich hielt beim Tasten inne. »Können Sie mir helfen, es anzuheben, damit ich in den Brustkorb sehen kann? Oder was davon übrig ist.«
     
    Dolph ließ das Laken los und half mir. Aber es gab keine Unterseite. Alle Organe, die von den Rippen geschützt werden, fehlten. Es sah genauso aus wie eine Seite Rippchen, bis auf die Knochen, wo sich der Arm hätte anschließen müssen. Ein Teil des Schlüsselbeins war auch noch da. »In Ordnung«, sagte ich. Es klang atemlos. Ich stand auf und hielt die blutigen Hände von mir weg. »Decken Sie es zu, bitte.«
     
    Er tat es und stand auf. »Eindruck?« »Gewalt, extreme Gewalt. Übermenschliche Kraft. Der Körper wurde mit den Händen auseinander gerissen.« »Warum mit den Händen?«
     
    »Keine Messerspuren.« Ich lachte, aber es blieb mir im Hals stecken. »Himmel, man könnte meinen, jemand hat eine Säge benutzt wie beim Schlachten einer Kuh, aber die Knochen ...« Ich schüttelte den Kopf. »Hier wurde kein Hilfsmittel benutzt.«
     
    »Noch etwas?« »Ja, wo ist der Rest abgeblieben?« »Den Flur runter, zweite Tür links.« »Der Rest der Leiche?« Es wurde wieder heiß im Zimmer. »Gehen Sie gucken. Sagen Sie mir, was Sie da sehen.« »Verdammt, Dolph, ich weiß ja, dass Sie Ihre Fachleute nicht beeinflussen wollen, aber ich möchte nicht blind da reingehen.«
     
    Er schaute mich nur an. »Beantworten Sie mir wenigstens eine Frage.« »Vielleicht, welche?« »Ist es schlimmer als das hier?« Er schien einen Augenblick nachzudenken. »Nein und ja.«
     
    »Zum Teufel mit Ihnen.« »Sie werden verstehen, wenn Sie es sehen.« Ich wollte nicht verstehen. Bert war begeistert gewesen, dass die Polizei mich auf Honorar haben wollte. Er hatte gemeint, es würde mir wertvolle Erfahrungen einbringen, wenn ich mit der Polizei arbeitete. Alles, was es bisher ein gebracht hatte, war eine größere Auswahl Albträume. Dolph ging voraus zum nächsten Horrorkabinett. Ich wollte den Rest der Leiche eigentlich nicht sehen. Ich wollte nach Hause. Er zögerte vor der geschlossenen Tür, bis ich neben ihm stand. An der Tür klebte ein aus Pappe aus
     
    geschnittener Hase wie für Ostern. Darunter hing ein gesticktes Schild: »Unser Liebling«.
     
    »Dolph.« Meine Stimme hörte sich sehr ruhig an. Die Laute aus dem Wohnzimmer waren gedämpft.
     
    «ja?«
     
    »Nichts, nichts.« Ich holte tief Luft und ließ sie langsam wieder heraus. Es würde gehen. Es würde gehen. Oh Gott, ich wollte nicht. Es gibt Momente im Leben, da ist das einzige Mittel, um durchzukommen, ein wenig Gnade von oben. Ich wettete, dass dies so einer war.
     
    Durch ein kleines Fenster strömte Sonnenlicht herein. Die Vorhänge waren weiß, Entchen und Häschen waren auf den Saum gestickt. Ausgeschnittene Tierfiguren tanzten auf den hellblauen Wänden. Es stand kein Kinderbettchen da, sondern ein Bett mit halbhohem Geländer.
     
    In diesem Zimmer war nicht so viel Blut. Danke, lieber Gott. Wer sagt, dass Gebete nicht erhört werden? Aber in einem Lichtfleck der hellen Augustsonne saß ein Teddybär. Der Teddybär war blutrot, wie kandiert. Ein gläsernes Auge starrte rund und überrascht aus dem stacheligen Kunstfell.
     
    Ich kniete mich daneben. Der Teppich patschte nicht, kein Blut war eingezogen. Warum saß der verdammte Bär hier und war voller Blut? In dem ganzen Raum war, soweit ich sehen konnte, sonst nirgendwo Blut.
     
    Hatte ihn jemand hierher gesetzt? Ich sah auf, und mein Blick fiel auf eine kleine weiße Kommode mit aufgemalten Häschen. Wenn man einmal ein Motiv hatte, blieb man vermutlich dabei. Auf dem weißen Holz befand sich ein kleiner, perfekter Handabdruck. Ich kroch darauf zu und hielt meine Hand zum Vergleich dagegen. Ich habe kleine Hände, sogar für eine Frau, aber dieser Abdruck war winzig. Zwei, drei, vielleicht vier Jahre alt. Blaue Wände, wahrscheinlich ein Junge.
     
    »Wie alt war das Kind?« »Nach dem Foto im Wohnzimmer, Benjamin Reynolds, drei Jahre alt, steht hinten drauf.« »Benjamin«, flüsterte ich und starrte auf den blutigen Handabdruck. »Es liegt keine Leiche im Zimmer. Hier wurde niemand umgebracht.« »Ja.«
     
    »Warum wollten Sie, dass ich mir das ansehe?« Ich blickte

Weitere Kostenlose Bücher