Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
er. »Das hoffe ich.« Er sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Gefällt Ihnen an dem Plan etwas nicht?«
»Nur, dass kein Plan perfekt ist.« Einen Moment lang war er still, dann stand er auf. »Ich wünschte, dieser wäre es.« »Ich auch.«
29
Das Bezirksleichenschauhaus war ein großes Gebäude. Musste es auch sein. Jeder Tote, der nicht von einem Arzt behandelt worden ist, kommt ins Leichenschauhaus. Ganz zu schweigen von den Mordopfern. In St. Louis sorgte das für ganz schön hohes Verkehrsaufkommen.
Früher ging ich ziemlich regelmäßig dorthin. Um Vampiropfer zu pfählen, damit sie nicht wieder aufstehen und sich an den Angestellten laben. Nach den neuen Vampirgesetzen gilt das als Mord. Man muss abwarten, bis sich der Nachwuchs erhebt, es sei denn, sie haben ein Testament hinterlassen, das strikt verbietet, sie als Vampire wiederauferstehen zu lassen. Mein Testament bestimmt, dass man mich von meinem Leiden erlöst, wenn der Verdacht besteht, dass ich mit Reißzähnen wiederkehre. Es verlangt sogar die Einäscherung. Ich will nämlich auch nicht als Zombie wiederkommen, vielen Dank.
John Burke sah aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Groß, dunkelhäutig, gut aussehend, ein wenig wie ein Schurke. Es war der kleine Spitzbart, der diesen Eindruck erweckte. Außer in Horrorfilmen trägt niemand einen Spitzbart. Sie wissen, die mit den seltsamen Kulten, wo Bilder von Gehörnten angebetet werden.
Um Augen und Mund sah er ein bisschen blass aus. Das kann von der Trauer kommen, sogar bei dunkelhäutigen Leuten. Seine Lippen bildeten eine schmale Linie, während wir hineingingen. Er hielt sich, als hätte er Schmerzen.
»Wie geht es Ihrer Schwägerin?«, erkundigte ich mich. »Trostlos, wirklich trostlos.«
Ich wartete, dass er es näher ausführte, aber er tat es nicht. Also ließ ich es dabei bewenden. Wenn er darüber nicht reden wollte, war das sein gutes Recht.
Wir gingen einen breiten kahlen Flur entlang. Breit genug, um drei Leichenbahren nebeneinanderher zu rollen. Das Wachhaus sah aus wie ein Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, samt Maschinengewehren. Für den Fall, dass sich alle Toten gleichzeitig erheben und in die Freiheit wollen. In St. Louis ist das noch nie passiert, aber in Kansas City war es einmal fast so weit.
Ein Maschinengewehr zieht jedem lebenden Toten die Gräten. Erst wenn es viele sind, hat man ein Problem. Wenn sie in Massen kommen, sieht man ziemlich alt aus. Ich zückte vor dem Wachmann meine Plastikkarte. »Tag, Fred, lange nicht gesehen.« »Ich wünschte, man ließe Sie wieder öfter herkommen. Diese Woche sind drei wieder aufgestanden und nach Hause gegangen. Ist das zu glauben?«
»Vampire?« »Was sonst? Eines Tages gibt es von denen mehr als von uns.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, darum sagte ich nichts. Wahrscheinlich hatte er Recht. »Wir sind hier, um uns die persönlichen Sachen von Peter Burke anzusehen. Sergeant Rudolph Storr sollte das organisieren.«
Fred schaute in sein kleines Buch. »Ja, wurde genehmigt. Nehmen Sie den rechten Flur, dritte Tür auf der linken Seite. Dr. Saville wartet auf Sie.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. Es kam nicht oft vor, dass der oberste Gerichtsmediziner einen Auftrag für die Polizei oder jemand anderen ausführte. Ich nickte einfach, als hätte ich fürstliche Behandlung erwartet. »Danke, Fred, ich sehe Sie dann beim Rausgehen.«
»Das tun immer mehr Leute«, erwiderte er. Er schien nicht glücklich darüber zu sein.
Meine Turnschuhe machten in der ewigen Stille kein Geräusch. John Burke gab ebenfalls keinen Laut von sich. Tennisschuhe hätte ich ihm nicht zugetraut. Aber er bewegte sich neben mir her wie ein Schatten.
Seine übrige Kleidung passte irgendwie zu den Schuhen. Ein schickes dunkelbraunes Sportsakko über einem hellgelben Hemd zu brauner Hose. Er brauchte nur noch eine Krawatte, dann hätte er der Geschäftswelt angehören können. Zog er sich immer schick an, oder hatte er das schon zur Beerdigung getragen? Nein, der Anzug war schwarz gewesen.
Im Leichenschauhaus war es immer ruhig, aber an einem Samstagmorgen war es totenstill. Kreisten die Ambulanzwagen am Wochenende wie Flugzeuge in der Warteschleife, bis die schickliche Zeit gekommen war? Ich wusste, dass die Anzahl der Morde am Wochenende stieg, dennoch war es samstags und sonntags am Morgen immer still. Überlegen Sie mal.
Ich zählte die Türen auf der linken
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