Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
menschliche Fingerknochen?«, fragte ich.
»Ja«, antwortete John sehr leise. Er wirkte eigenartig, wie er so dastand, als ob ein neuer Schrecken in ihm heraufdämmerte. Es war ein böses Stück Handarbeit, aber dennoch verstand ich die Heftigkeit seiner Reaktion nicht. Ich beugte mich darüber und untersuchte es mit einem Finger. In der Mitte war getrocknete Haut eingewebt. Und es handelte sich nicht um schwarzen Faden, sondern um schwarze Haare.
»Haare, Haut und Zähne eines Menschen«, murmelte ich. »Ja«, bestätigte John. »Sie kennen sich mit Voodoo besser aus als ich«, sagte ich. »Was bedeutet es?« »Jemand musste sterben, damit der Talisman gemacht werden konnte.« »Sind Sie sicher?«
Er strafte mich mit einem vernichtenden Blick. »Meinen Sie, wenn es sich anders verhielte, ich würde es nicht sagen? Glauben Sie, es freut mich zu erfahren, dass mein Bruder an Menschenopfern teilhatte?«
»Hat Peter dabei sein müssen? Kann er es nicht einfach gekauft haben?«
»NEIN!« Fast schrie er es heraus. Er wandte sich ab und schritt zur Wand. Sein Atem ging laut und abgehackt.
Ich gab ihm ein paar Augenblicke, um sich zu sammeln, dann fragte ich, was notwendig war. »Was bewirkt dieses Gris-Gris?«
Er wandte uns ein recht ruhiges Gesicht zu, aber die Anstrengung zeigte sich um die Augen herum. »Es befähigt einen schwächeren Nekromanten, auch ältere Tote zu erwecken, indem es ihm die Kraft von einem viel mächtigeren Nekromanten leiht.« »Leiht?«
Er zuckte die Achseln. »Dieser Talisman enthält einen Teil der Kraft des Mächtigsten unter uns. Peter hat teuer bezahlt, um mehr und ältere Tote erwecken zu können. Oh Gott, Peter, wie konntest du?«
»Wie mächtig muss man sein, um seine Macht auf diese Weise zu teilen?« »Sehr mächtig«, antwortete er. »Gibt es ein Mittel, wodurch man es zu der Person, die es gemacht hat, zurückverfolgen kann?« »Sie haben nicht verstanden, Anita. In diesem Ding
steckt etwas von der Macht dieses Jemands. Es ist Substanz der Seele, die zurückgelassen wurde. Es muss eine große Notwendigkeit oder eine große Gier bestanden haben, um das zu tun. Peter hatte keinesfalls das Zeug dazu. Keinesfalls.«
»Kann es zurückverfolgt werden?« »Ja, bringen Sie es in einen Raum mit der Person, der es wirklich gehört, und das Ding wird zu ihr hinkriechen. Es ist ein fehlendes Stück ihrer Seele.« »Wäre das vor Gericht ein Beweis?« »Wenn Sie dafür sorgen, dass die Jury es versteht, dann wahrscheinlich ja.« Er trat auf mich zu. »Sie wissen, wer gemacht hat?«
»Vielleicht.« »Wer? Sagen Sie mir, wer.« »Ich weiß etwas Besseres. Ich arrangiere, dass Sie bei der Durchsuchung ihres Hauses dabei sein können.« Ein grimmiges Lächeln huschte über seine Lippen. »Sie fangen an, mir mächtig zu gefallen, Anita Blake.« »Komplimente verschieben wir besser.«
»Was bedeutet das alles?«, fragte Dr. Saville. Sie hatte den Talisman einmal komplett umgedreht. Da, zwischen Haar und Knochen, glänzte ein kleiner Glücksbringer wie von einem Armband. Er hatte die Form eines musikalischen Symbols - ein Violinschlüssel.
Was hatte Evans gesagt, als er die Grabsteinfragmente berührte? Sie schnitten ihr die Kehle durch, sie trug ein Glücksbringerarmband mit Herzen und Musikzeichen. Ich starrte den Talisman an und hatte das Gefühl, als verschöbe sich alles. Alles rückte in einer einzigen Bewegung zurecht. Dominga Salvador hatte den Killerzombie nicht erweckt. Sie hatte Peter Burke geholfen, ihn zu erwecken. Aber ich musste dessen sicher sein. Uns blieben nur ein paar Stunden, bis wir wieder vor Domingas Tür stehen würden.
»Liegen hier irgendwelche Frauen, die zur gleichen Zeit wie Peter Burke hereingekommen sind?« »Da bin ich ganz sicher«, antwortete Dr. Saville lächelnd. »Frauen mit durchgeschnittener Kehle?« Sie starrte mich einen Moment lang an. »Ich werde den Computer befragen.« »Dürfen wir den Talisman mitnehmen?« »Warum?« »Wenn ich mich nicht irre, trug sie ein Glücksbringerarmband mit Pfeil und Bogen und Herzchen, und dieser Anhängerviolinschlüssel ins Licht. Er funkelte fröhlich, als goldenen wisse er nicht, dass seine Besitzerin tot war.
30
Der Tod macht vor allem anderen grau. Klar, ein Toter, der viel Blut verloren hat sieht weiß oder bläulich aus. Aber sobald eine Leiche zu verwesen beginnt, ist sie grau.
Diese Frau war grau. Ihre Halswunde war gereinigt und
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