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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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drehte ich mich um und ging aus der nahezu still gewordenen Bar. Die Leute konnten von dem Gespräch nicht viel belauscht haben, wenn überhaupt. Aber ich spürte ihre Blicke im Rücken. Ich widerstand der Versuchung, herumzufahren und »buh« zu rufen. Bestimmt hätte einer geschrien.
     
    Es liegt an der kreuzförmigen Narbe auf meinem Arm. Nur Vampire haben so eine, richtig? Ein Kreuz, das ins unreine Fleisch gedrückt wird. Bei mir war es ein speziell angefertigtes Brandeisen gewesen. Ein nunmehr toter Meistervampir hatte den Befehl dazu gegeben. Dachte, das wäre komisch. Zum Totlachen.
     
    Oder es lag einfach nur an Dave. Vielleicht war die Narbe gar niemandem aufgefallen. Vielleicht war ich allzu empfindlich. Seien Sie freundlich zu einem gesetzestreuen Vampir, und die Leute werden misstrauisch. Lassen Sie ein paar eigenartige Narben sehen, und sie fragen sich, ob Sie ein Mensch sind. Aber das ist in Ordnung. Misstrauen ist gesund. Es hält einen am Leben.
     
    13
     
    Die glühende Hitze schloss sich um mich wie eine heiße, klebrige Faust. Eine Straßenlampe bildete eine grelle Pfütze auf dem Pflaster, als wäre das Licht herabgetropft. Die Lampen waren Nachbildungen der Gaslaternen der Jahrhundertwende. Sie ragten schwarz und anmutig auf, wirkten aber nicht ganz echt. Wie ein Halloween-Kostüm. Es sieht gut aus, aber eben zu gefällig, um echt zu sein.
     
    Wie ein dunkler Geist hing der Nachthimmel über den hohen Ziegelhäusern, aber die Straßenlampen hielten die Dunkelheit zurück. Ein schwarzes Zelt aus Lichtstangen. Man hatte das Gefühl einer unwirklichen Dunkelheit.
     
    Ich machte mich auf den Weg zur Tiefgarage in der Nähe der First Street. Im Hafenviertel zu parken ist so gut wie unmöglich. Die Touristen haben das Problem noch verschlimmert.
     
    Die harten Sohlen von Irvings Anzugschuhen machten ein lautes, hallendes Geräusch auf den Pflastersteinen. Echtes Kopfsteinpflaster. Straßen, die für Pferdewagen gebaut waren, nicht für Autos. Das machte das Parken verdammt schwer, aber andererseits war es ... charmant.
     
    Meine Nike Airs gaben fast keinen Laut. Neben mir war Irving wie eine klappernde Holzpuppe. Die meisten Lykanthropen, die ich kannte, bewegten sich verstohlen. Irving war ein Werwolf, aber eigentlich war er mehr wie ein Hund. Ein großer, verspielter Hund. Paare und kleine Gruppen von Leuten gingen plaudernd und lachend an uns vorbei, alles ein wenig schrill. Sie waren gekommen, um Vampire zu sehen. Echte lebende Vampire, oder besser echte tote Vampire? Touristen allesamt. Ahnungslose. Voyeure. Ich hatte mehr Untote gesehen als jeder von ihnen. Darauf würde ich mein Geld wetten. Ich verstand nicht, was sie daran so faszinierte.
     
    Inzwischen war es völlig dunkel. Dolph und seine Truppe würden jetzt am Burrell-Friedhof auf mich warten. Ich musste wohl oder übel hinüberfahren. Was war dann mit der Akte über Gaynor? Und was sollte ich mit Irving machen? Manchmal war mein Leben zu ausgefüllt.
     
    Von der dunklen Häuserfront löste sich eine Gestalt. Ich hätte nicht sagen können, ob er dort gewartet hatte oder einfach erschienen war. Magie. Ich erstarrte wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht und sah ihn an.
     
    »Was ist los, Blake?«, fragte Irving.
    Ich gab ihm die Akte, und er nahm sie mit ratloser Miene. Ich wollte die Hände frei haben, für den Fall dass ich nach der Pistole greifen musste. Wenn es auch vermutlich nicht dazu kommen würde. Vermutlich.
     
    Jean-Claude, der Meistervampir der Stadt, kam auf uns zu. Er bewegte sich wie ein Tänzer oder wie eine Katze mit einem weichen, geschmeidigen Gang. Voller Kraft und Eleganz, darauf wartend, in plötzliche Gewalt auszubrechen.
     
    Sein Hemd war so weiß, dass es leuchtete. Weit war es und lang, hatte weite Ärmel mit Dreiknopfmanschetten und war am Hals nur mit einem Band zu schließen. Er hatte es offen gelassen, und der weiße Stoff umrahmte die glatte, bleiche Brust. Es steckte in einer engen schwarzen Jeans, und nur darum blähte es sich nicht wie ein Umhang.
     
    Sein Haar war vollkommen schwarz und ringelte sich weich um sein Gesicht. Seine Augen waren so dunkelblau, dass man, sofern man hineinzusehen wagte, sie zunächst für schwarz hielt. Funkelnde, dunkle Edelsteine.
     
    Drei Meter vor uns blieb er stehen. Nah genug, dass man die kreuzförmige Narbe auf der Brust erkennen konnte. Sie war das Einzige, was die Vollkommenheit seines Körpers störte. Zumindest die des Körperteils, das ich gesehen

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