Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
mischst.« »Uni die Wahrheit zu sagen, wollte ich eigentlich aus dem Viertel raus sein, ehe es dunkel wird.«
Er runzelte die Stirn. »Hast du was bei dir?« Ich gewährte ihm einen diskreten Blick auf meine Pistole.
Irvings Augen weiteten sich. »Sie tragen eine Waffe.« Er hörte sich an wie ein Lautsprecher.
Der Lärmpegel senkte sich zu einem abwartenden Gemurmel. Für jeden leise genug, um zuzuhören. Andererseits waren die Leute gerade gekommen, um den Vampir reden zu hören. Um ihre Sorgen den Toten mitzuteilen. Ich senkte die Stimme und sagte: »Geben Sie es nur aller Welt bekannt, Irving.«
»Entschuldigung«, meinte er achselzuckend. »Woher kennst du den Zeitungskerl da?«, fragte Dave. »Er hilft mir manchmal bei den Nachforschungen.« »Nachforschungen, aha.« Er lächelte, ohne seine Beißer zu zeigen. Ein Trick, den man nach ein paar Jahren beherrscht. »Hat Luther es dir ausgerichtet?« »Ja,«
»Wie willst du dich verhalten, schlau oder dämlich?«
Dave ist auf seine Art schonungslos, aber ich mag ihn trotzdem. »Wohl eher dämlich«, antwortete ich.
»Lass dich nicht davon täuschen, dass du mit dem neuen Meister eine spezielle Beziehung hast. Er ist trotz allem ein Meistervampir. Mit denen kriegt man schrecklichen Ärger. Versau's dir nicht mit ihm.«
»Ich versuche, es zu vermeiden.«
Dave lächelte breit genug, um die Zähne zu zeigen. »Scheiße, du meinst... Nein, er will mehr von dir als ein paar gute Nummern.« Nett, dass er meinte, ich wäre eine gute Nummer. Nehme ich an. »Ja«, sagte ich. Irving hopste geradezu auf seinem Hocker. »Was zum Teufel ist los, Anita?«
Wirklich gute Frage. »Meine Sache, nicht Ihre.« »Anita ...«
»Hören Sie auf, mir auf die Nerven zu gehen, Irving. Ich meine es ernst.« »Auf die Nerven? Den Ausdruck habe ich seit meiner Großmutter nicht mehr gehört.« Ich sah ihm in die Augen und sprach sorgfältig: »Lassen Sie mich, verdammte Scheiße nochmal, in Ruhe. Besser?« Er machte eine Ich-geb's-auf-Geste. »He, ich versuche nur, meine Arbeit zu machen.«
»Gut, tun Sie sie woanders.« Ich ließ mich von dem Hocker gleiten. »Es wurde Befehl gegeben, dich zu suchen, Anita«, sagte Dave. »Ein paar Vampire könnten übereifrig werden.« »Du meinst, sie versuchen, mich zu fangen?« Er nickte.
»Ich bin bewaffnet, einschließlich Kreuz und so. Mir passiert nichts.« »Soll ich dich zum Wagen begleiten?«, fragte Dave.
Ich schaute in seine braunen Augen und lächelte. »Danke, Dave, ich werde das Angebot nicht vergessen, aber ich bin ein großes Mädchen.« Die Wahrheit war, dass es vielen Vampiren nicht gefiel, dass Dave Informationen an den Feind weitergab. Ich war der Scharfrichter. Wenn ein Vampir zu weit ging, wurde nach mir geschickt. Für Vampire gab es so etwas wie lebenslänglich nicht. Den Tod oder gar nichts. Kein Gefängnis kann einen Vampir halten.
In Kalifornien haben sie es versucht, aber der Meistervampir brach aus. Er tötete fünfundzwanzig Leute in einer einzigen blutigen Nacht. Er hat sich nicht von ihnen ernährt, sie nur umgebracht. Ich nehme an, er war stocksauer, weil man ihn eingesperrt hatte. Sie hatten Kreuze an den Türen, und die Wärter trugen auch welche. Aber ein Kreuz wirkt nicht, wenn man nicht gläubig ist. Und ganz sicher wirkt es nicht, wenn der Meister einen überredet hat, es abzulegen.
Für die Vampire war ich so etwas wie der elektrische Stuhl. Sie mochten mich nicht besonders. Welche Überraschung.
»Ich werde mit ihr gehen«, bat Irving an. Er legte das Geld auf die Theke und stand auf. Ich trug die dicke Akte unterm Arm. Wahrscheinlich würde er sie nicht aus den Augen lassen. Na prima.
»Sie wird wahrscheinlich auch Sie beschützen müssen«, sagte Dave.
Irving setzte schon an, etwas zu erwidern, dann besann er sich. Er hätte sagen können: Aber ich bin ein Lykanthrop, nur dass die Leute das nicht wissen sollten. Er arbeitete wirklich sehr hart daran, wie ein Mensch zu erscheinen.
»Bist du sicher, dass dir nichts passiert?«, fragte Dave. Eine letzte Chance, einen Vampirbewacher bis zum Wagen zu kriegen.
Er bot mir an, mich vor dem Meister zu beschützen. Er war nicht einmal zehn Jahre tot. Er könnte gar nichts ausrichten. »Schön zu wissen, dass du dich um mich sorgst, Dave.«
»Los, dann raus hier«, sagte er. »Pass auf dich auf, Mädchen«, rief Luther.
Ich lächelte die beiden strahlend an, dann
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