Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
Diener, und Sie müssen anfangen, sich wie einer zu verhalten.« »Zwingen Sie mich nicht dazu, Jean-Claude.« »Sonst was? Sonst töten Sie mich? Könnten Sie das?« Ich schaute in sein schönes Gesicht und sagte: »Ja.« »Ich spüre, dass Sie mich begehren, ma petite, so wie ich Sie begehre.«
Ich zuckte die Achseln. Was sollte ich sagen? »Das sind unbedeutende Gelüste, Jean-Claude, nichts Besonderes.« Das war eine Lüge. Ich wusste es sofort, als ich es aussprach. »Nein, ma petite. Ich bedeute Ihnen mehr als das.«
Wir zogen eine Menge Leute an, freilich in sicherer Entfernung. »Wollen Sie das wirklich auf der Straße erörtern?« Er holte tief Luft und seufzte schwer. »Wie wahr. Ihretwegen vergesse ich meinen Verstand, ma petite.« Großartig. »Ich bin wirklich spät dran, Jean-Claude. Die Polizei wartet auf mich.« »Wir müssen die Diskussion beenden, ma petite«, sagte er.
Ich nickte. Er hatte Recht. Ich hatte versucht, die ganze Sache zu ignorieren, ihn eingeschlossen. Meistervampire sind schwer zu ignorieren. »Morgen Abend.« »Wo?«, fragte er.
Höflich von ihm, mich nicht zu seinem Versteck zu beordern. Ich überlegte, wo man sich am besten treffen konnte. Ich wollte, dass Charles mit mir zum Tenderloin ging. Charles hatte vor, die Arbeitsbedingungen der Zombies in einem neuen Kabarett zu untersuchen. Ein Ort so gut wie jeder andere. »Kennen Sie das Laughing Corpse?«
Er lächelte, die Spitzen seiner Reißzähne zeigten sich auf der Unterlippe. Unter den Zuschauern keuchte jemand auf. »Ja.«
»Treffen wir uns dort um, sagen wir, um elf.« »Mit Vergnügen.« Die zwei Worte streichelten mich wie ein Versprechen. Scheiße. »Ich werde Sie in meinem Büro erwarten, morgen Abend.« »Augenblick mal. Was meinen Sie damit, in Ihrem Büro?« Ich hatte ein schlechtes Gefühl dabei.
Aus seinem Lächeln wurde ein breites Grinsen, die Zähne leuchteten im Licht der Straßenlaterne. »Nun, das Laughing Corpse gehört mir. Ich dachte, das wüssten Sie.« »Den Teufel dachten Sie.« »Ich werde Sie erwarten.« Ich hatte den Treffpunkt ausgewählt. Dabei würde ich bleiben. Verdammt. »Kommen Sie, Irving.«
»Nein, lassen Sie den Reporter hier bleiben. Er hat sein Interview noch nicht bekommen.« »Lassen Sie ihn in Ruhe, Jean-Claude, bitte.« »Ich werde ihm geben, was er wünscht, nichts weiter.« Was er wünscht. Es gefiel mir nicht, wie er das sagte. »Was haben Sie vor?«»Ich, etwas vorhaben, ma petite?« Er schmunzelte. »Anita, ich will hier bleiben«, sagte Irving.
Ich drehte mich zu ihm um. »Sie wissen nicht, was Sie da sagen.« »Ich bin Reporter. Das ist meine Arbeit.« »Schwören Sie mir, dass Sie ihm nichts tun werden. Schwören Sie es.« »Sie haben mein Wort«, sagte Jean-Claude. »Dass Sie ihm in keiner Weise schaden werden.«
»Dass ich ihm in keiner Weise schaden werde.« Seine Miene war ausdruckslos, als wäre all das Lächeln eine Illusion gewesen. Sein Gesicht hatte die Reglosigkeit der alten Toten. Hübsch anzusehen, aber so blutleer wie ein Gemälde.
Ich sah in seine gleichgültigen Augen und erzitterte. Scheiße. »Sind Sie sicher, dass Sie hier bleiben wollen?« Irving nickte. »Ich will das Interview.« Ich schüttelte den Kopf. »Sie sind dumm.« »Ich bin ein guter Reporter«, widersprach er. »Trotzdem sind Sie dumm.« »Ich kann auf mich aufpassen, Anita.«
Einen Herzschlag lang sahen wir einander an. »Schön, viel Spaß. Kann ich die Akte haben?« Er sah auf das Papier, als hätte er vergessen, dass er es die ganze Zeit über in der Hand hielt. »Bringen Sie es morgen früh vorbei, sonst bekommt Madeline einen Anfall.« »Klar, kein Problem.« Ich steckte mir die bauchige Akte so locker unter den linken Arm, wie es eben ging. Dadurch wäre ich beim Ziehen der Waffe behindert, aber das Leben ist nicht perfekt.
Ich hatte Informationen über Gaynor. Ich hatte den Namen einer jüngst abgelegten Freundin. Einer verschmähten Frau. Vielleicht würde sie mit mir reden. Mir zu einer Spur verhelfen. Vielleicht würde sie sagen, ich solle zur Hölle fahren. Wäre nicht das erste Mal.
Jean-Claude beobachtete mich mit reglosem Blick. Ich atmete tief durch die Nase ein und durch die Lippen aus. Genug für einen Abend. »Ich sehe Sie beide dann morgen.« Ich drehte mich um und ging. Da standen einige Touristen mit Fotoapparaten. Ein Apparat wurde verdächtig in meine Richtung gehoben.
»Wenn Sie mich fotografieren, nehme
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