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Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Anita Blake 02 - Bllutroter Mond

Titel: Anita Blake 02 - Bllutroter Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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bleiben, aber sogar einer Schlange sieht man noch die Lebendigkeit an und dass sie sich gleich bewegen wird. Jean-Claude war nichts davon anzusehen, so als wäre er verschwunden, ob wohl mir meine Augen etwas anderes sagten. Er war überhaupt nicht da. Die Toten machen kein Geräusch. »Was ist mit Ihrem Gesicht passiert?« Ich fasste mir an die geschwollene Wange, ehe ich mich besinnen konnte. »Nichts«, log ich.
     
    »Wer hat Sie geschlagen?« »Warum? Wollen Sie ihn zusammenschlagen?« »Einer der Vorteile, mein Diener zu sein, ist mein Schutz.« »Ich brauche Ihren Schutz nicht, Jean-Claude.« »Er hat Sie verletzt.«
     
    »Und ich habe ihm den Pistolenlauf in die Leiste gedrückt und ihn gezwungen, alles zu sagen, was er wusste.« »Was haben Sie getan?« Jean-Claude schmunzelte. »Ihm den Lauf in die Leiste gedrückt, ganz richtig.« Seine Augen begannen zu funkeln. Ein Lachen ging über sein Gesicht und platzte zwischen den Lippen hervor. Er lachte aus vollem Hals.
     
    Es war wie Karamell, süß und süchtig machend. Jean.Claudes Lachen in Flaschen abgefüllt wäre ein Dickmacher, das weiß ich genau. Oder orgastisch. »Ma petite, ma petite, Sie sind absolut unglaublich.« Ich starrte ihn an und ließ mich von dem wunderbaren, sinnlichen Lachen einhüllen. Es war Zeit zu gehen. Es ist sehr schwer, Würde zu bewahren, wenn jemand aus vollem Halse über einen lacht. Aber ich schaffte es.
     
    Meine Abschiedsbemerkung brachte ihn noch mehr zum Lachen. »Hören Sie auf, mich ma petite zu nennen.« Ich ging hinaus und in den Lärm des Clubs zurück.
     
    22
     
    Charles saß nicht, er stand neben dem Tisch. Von weitem wirkte er unangenehm berührt. Was war jetzt schief gelaufen? Seine großen Hände waren ineinander verschränkt, das dunkle Gesicht bis zur Schmerzgrenze angespannt. Ein freundlicher Gott hatte Charles das Aussehen eines finsteren Hünen gegeben, weil er im Innern ganz aus Marshmallow war. Hätte ich seine Körpergröße und Kräfte besessen, ich wäre garantiert beinhart gewesen. Das war irgendwie traurig und ungerecht.
     
    »Was ist los?«, fragte ich. »Ich habe Caroline angerufen«, antwortete er. »Und?« »Der Babysitter ist krank. Und Caroline wurde ins Krankenhaus gerufen. Jemand muss bei Sam bleiben, während sie Dienst hat.« »Aha.«'
     
    Er sah nicht im Mindesten hart aus, als er fragte: »Kann der Gang ins Tenderloin bis morgen warten?«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie werden nicht allein dorthin gehen«, sagte Charles. »Oder doch?« Ich schaute zu diesem Berg von einem Mann auf und seufzte. »Es kann nicht warten, Charles.«
    »Aber das Tenderloin.« Er senkte die Stimme, so als könnte ein zu lautes Wort allein schon einen Schwarm Zuhälter und Prostituierte auf uns herabsenden. »Sie können nachts nicht allein dahin gehen.«
     
    »Ich bin schon an schlimmeren Plätzen gewesen, Charles. Mir passiert nichts.«
     
    »Nein, ich werde Sie nicht allein gehen lassen. Caroline kann einfach einen neuen Babysitter besorgen oder dem Krankenhaus absagen.« Er lächelte. Stets glücklich, einem Freund helfen zu können. Caroline würde ihm die Hölle heiß machen. Das Schlimmste war, ich wollte Charles nun nicht mehr mitnehmen. Man musste mehr können als brutal aussehen.
     
    Was, wenn Gaynor davon Wind bekam, dass ich Wanda befragt hatte? Was, wenn er auf Charles traf und annahm, er sei beteiligt. Nein. Es war egoistisch gewesen, Charles zu gefährden. Er hatte einen vier Jahre alten Sohn. Und eine Frau.
     
    Harold Gaynor würde Charles roh zum Abendessen verspeisen. Ich durfte ihn nicht hineinziehen. Charles war ein großer, freundlicher, stets eifrig bemühter Bär. Ein liebenswerter, knuddeliger Bär. Ich brauchte keinen Teddybär als Rückendeckung. Ich brauchte jemanden, der es mit jedem Ärger aufnehmen konnte, den Gaynor uns vielleicht entgegenschickte.
     
    Mir kam eine Idee. »Fahren Sie nach Hause, Charles. Ich werde nicht allein gehen. Das verspreche ich.« Er sah unsicher aus. Als würde er mir womöglich nicht trauen. Was sagt man dazu. »Anita, sind Sie sicher? Ich will Sie nicht derartig hängen lassen.«
     
    »Gehen Sie, Charles. Ich besorge mir Unterstützung.« »Wen können Sie zu dieser Uhrzeit noch bekommen?« »Keine Fragen. Fahren Sie nach Hause zu Ihrem Sohn.«
     
    Er wirkte noch immer unsicher, aber auch erleichtert. In Wirklichkeit hatte er nicht ins Tenderloin gehen wollen. Möglicherweise war Carolines kurze Leine, was Charles wollte, sogar brauchte.

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