Anita Blake 02 - Bllutroter Mond
Hund.
»Ich bin so schnell wie möglich wieder zurück.« »In Ordnung«, sagte er, »ich muss wirklich bald nach Hause.«
Ich wusste Bescheid. Er wurde an der kurzen Leine gehalten. Selbst schuld, aber es schien mich mehr zu stören als ihn. Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich nicht verheiratet bin. Mit Kompromissen tue ich mich schwer.
21
Willie führte mich durch eine Tür und einen kurzen Flur entlang. Sobald sich die Tür hinter uns geschlossen hatte, war der Lärm des Clubs gedämpft, fern wie in einem Traum. Es war ziemlich hell nach der dämmrigen Beleuchtung. Ich blinzelte dagegen an. Willie sah bei diesem Licht richtig rosig aus, nicht lebendig, aber für einen Toten sehr gesund. Er hatte sich schon satt gegessen. Vielleicht an einem bereitwilligen Menschen oder an einem Tier. Vielleicht.
An der ersten Tür links stand: »Geschäftsführer«. Willies Büro? Wohl kaum.
Willie öffnete und kündigte mich an. Er kam nicht mit hinein. Er warf einen raschen Blick in Richtung Schreibtisch, dann ging er rückwärts hinaus und zog die Tür zu.
Der Teppichboden war hellbeige, die Wände eierschalenfarben. Ein großer schwarz gelackter Schreibtisch stand an der gegenüberliegenden Wand. Die glänzende schwarze Lampe wirkte wie daraus hervorgewachsen. Genau in der Mitte lag eine Schreibunterlage. Es waren kein Papier und keine Büroklammer zu sehen, nur Jean-Claude, der hinter dem Schreibtisch saß.
Er hielt die langen bleichen Hände auf der Schreibunterlage gefaltet. Weiche schwarze Locken, mitternachtsblaue Augen, weißes Hemd mit langen geknöpften Manschetten. Wie er da saß, war er perfekt, perfekt wie ein Gemälde.
Schön wie ein erotischer Traum, aber nicht echt. Er sah nur perfekt aus. Ich wusste es besser.
An der linken Wand standen zwei braune Metallaktenschränke. Eine schwarze Ledercouch nahm den Rest der Wand ein. Darüber hing ein großes Ölgemälde. Es stellte St. Louis im 18. Jahrhundert dar. Siedler trieben in flachen Booten flussabwärts. Die Sonne war herbstlich trüb. Kinder rannten spielend umher. Die Szene passte kein bisschen in dieses Zimmer.
»Das Bild gehört Ihnen?«, fragte ich. Er nickte kaum merklich. »Kannten Sie den Maler?«
Darauf lächelte er, ohne eine Spur von Reißzähnen, nur ein schönes Spreizen der Lippen. Wenn es eine Vampirzeitschrift gäbe, Jean-Claude wäre der Coverboy.
»Der Schreibtisch und das Sofa passen nicht zu der übrigen Ausstattung«, stellte ich fest. »Ich bin mitten in der Umgestaltung«, sagte er. Er saß nur da und schaute mich an. »Sie haben um dieses Treffen gebeten, Jean-Claude. Fangen wir an.« »Sind Sie in Eile?« Seine Stimme hatte sich um ein paar Töne gesenkt, die Berührung von Pelz auf nackter Haut.
»Ja. Kommen Sie also zur Sache. Was wollen Sie?«
Sein Lächeln wurde breiter, ein ganz klein wenig. Er senkte sogar für einen Moment den Blick. Beinahe schüchtern. »Sie sind mein menschlicher Diener, Anita.«
Er gebräuchte meinen Namen. Schlechtes Zeichen. »Nein«, sagte ich, »das bin ich nicht.«
»Sie tragen zwei meiner Zeichen, bleiben nur noch zwei.« Er machte weiterhin ein freundliches, nettes Gesicht. Das passte nicht zu dem, was er sagte. »Na und?« Er seufzte. »Anita ...« Er unterbrach sich und stand auf. Er kam um den Schreibtisch herum. »Wissen Sie, was es heißt, Meister der Stadt zu sein?« Er setzte sich halb auf die Schreibtischkante. Sein klaffendes Hemd zeigte eine Menge seiner bleichen Brust. Eine kleine harte Brustwarze war zu sehen. Die kreuzförmige Narbe war eine Beleidigung für solche Vollkommenheit.
Ich hatte auf seine blanke Brust gestarrt. Wie peinlich. Ich begegnete seinem Blick und schaffte es, nicht rot zu werden. Wie schön für mich.
»Es hat noch andere Vorzüge, mein menschlicher Diener zu sein, ma petite.« Seine Augen waren nur Pupille, schwarz und zum Versinken tief. Ich schüttelte den Kopf. »Nein.« »Nicht lügen, ma petite. Ich kann Ihr Verlangen spüren.« Seine Zunge erschien kurz zwischen den Lippen. »Ich kann es schmecken.«
Großartig, einfach großartig. Wie widerspricht man jemandem, der spürt, was man fühlt? Antwort: nicht widersprechen, zustimmen. »Also gut, mich gelüstet nach Ihnen. Sind Sie jetzt glücklich?« Er lächelte. »Ja.« Ein Wort, doch es strömte durch meinen Kopf, flüsterte Dinge, die er nicht gesagt hatte. Ein Flüstern in der Dunkelheit.
»Es gibt
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